Mit Kunst ins Steiner Netzwerk

1.10.2018, 16:00 Uhr
Mit Kunst ins Steiner Netzwerk

© Foto: Maria Schöpf

Auf den Tischen liegen ein Stapel weißer DIN A 3-Blätter und ein Bleistift. Im Schnelldurchlauf erklärt Nora Brügel, Dozentin an der Akademie Faber-Castell, was eine Zeichnung ausmacht. "Sie ist näher an der Schrift, weil sie auch erzählen kann. Sie ist eine Sprache", verdeutlicht die Architektin, Bühnenbildnerin und Zeichnerin den Unterschied zur Malerei. Die Gewerbetreibenden sollen sich von den ausliegenden Herbstmaterialien wie Kastanien und Haselnüssen inspirieren lassen und mit verschiedenen Zeichentechniken experimentieren.

Bianca und Markus Brückner vom gleichnamigen Heizungsbaubetrieb in Deutenbach sind dafür aufgeschlossen. "Wann kommt man in dem Beruf schon mal dazu, etwas Kreatives zu tun?", fragt der Geschäftsführer eines Sieben-Mann-Betriebs. Allerdings hätten sich er und seine von der Premiere des Unternehmerforums schon mehr Impulse zum Netzwerken und konkret zur Internetvernetzung erwartet. So mancher Steiner Gewerbetreibender sei nach Ankündigung der drei parallelen Workshops wieder gegangen. Dabei hätte man es sich bei dem Veranstaltungsort ja eigentlich denken können, dass es bei dem Treffen kreativ-künstlerisch zugehen würde.

Dies werde aber eine Ausnahme bleiben, versichert Wirtschaftsförderin Anne Kratzer, die die neue Veranstaltungsreihe initiiert hat. "Eine Idee des Auftakttermins war, dass die Unternehmer etwas Haptisches mitnehmen können, etwas, woran sie sich erinnern können", sagt die Stadt- und Wirtschaftsgeografin. "Und dann ging es natürlich darum, neue Menschen, Ansprechpartner und vielleicht Geschäftspartner kennenzulernen, wobei der Fokus dieses Mal klar auf Teambuilding lag." Die Akademie bietet zu diesem Zweck eigens Tagesseminare für Abteilungen und Unternehmen an.

Gruppendynamik fördern

Edda Schnödt von der Manufaktur der feinen Noten in Stein kann diesen Ansatz gut verstehen. Gruppenbildende Maßnahmen seien eben mehr als nur Kletterwald und Hochseilgarten; sie selbst veranstalte zum Beispiel Kochkurse, um die Gruppendynamik zu fördern. Generell findet Schnödt, dass die rund 400 Steiner Unternehmen enger zusammenrücken müssten und sich in der Vergangenheit zu sehr von den Nachbarstädten die Butter vom Brot haben nehmen lassen. Dabei gebe es in der Faberstadt viele besondere Geschäfte. Die Manufaktur der feinen Noten etwa bietet unter anderem eine Kombination aus überwiegend selbstgemachten Delikatessen, Produkte von kleinen italienischen Herstellern, Antiquitäten, ein Tagescafé mit warmer Küche und Catering.

"Ob Unternehmen, die global, national und weit über die Grenzen Steins hinaus agieren oder Familienbetriebe und kleine handwerkliche Unternehmen – sie alle wurden von der Stadt Stein eingeladen, um neue Kontakte zu knüpfen", erklärt Bürgermeister Kurt Krömer die Zielsetzung des Unternehmerforums, das künftig im halbjährlichen Turnus stattfinden soll. "Gemeinsam möchten wir ein Netzwerk aufbauen und Synergieeffekte nutzen." Das findet auch Sanitär- und Heizungsbaumeister Stefan König wichtig. Mit benachbarten Gewerken wie Fliesenlegern und Elektrikern stehe er bereits im Kontakt; doch mit anderen Branchen sei er leider nicht vernetzt. König hat die Erfahrung gemacht, dass man tatsächlich beim Kreativsein zumindest seine Tischnachbarn kennenlernen kann.

Noch Luft nach oben

"Es ist einfach wichtig, sich als Unternehmer zu vernetzen", bestätigt Renate Ott von der Zimmerei-Holzbau Ott mit zehn Mitarbeitern. "Eigentlich sind wir in Stein schon gut vernetzt durch den Gewerbeverein, aber da sind nicht alle drin." Es gebe Luft nach oben. Beim Unternehmerforum wünscht sich Ott eine Beschäftigung mit Themen, die ganz konkret Stein betreffen, wie etwa der Glasfasernetzausbau, Möglichkeiten der Förderung von Betrieben und besseren Zusammenarbeit vor Ort. Fachseminare, beispielsweise zu den Neuen Medien, interessierten sie nicht, weil ihr da gewerkespezifische Angebote mehr brächten.

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