Mit Respekt nach Dänemark: Treutle ist bereit für die WM

1.5.2018, 14:37 Uhr
Torhüter-Alltag: In der Vorbereitung hat sich Niklas Treutle die Spiele zuletzt mit seinen Kollegen aufgeteilt – und dabei den besseren Eindruck hinterlassen. Für den WM-Auftakt in Herning gegen Dänemark bedeutet das naturgemäß nur wenig.

Torhüter-Alltag: In der Vorbereitung hat sich Niklas Treutle die Spiele zuletzt mit seinen Kollegen aufgeteilt – und dabei den besseren Eindruck hinterlassen. Für den WM-Auftakt in Herning gegen Dänemark bedeutet das naturgemäß nur wenig.

Niklas Treutle war schon immer irgendwie Nationalspieler; weil er schon immer zu den statistisch besten Torhütern der Deutschen Eishockey Liga zählt; weil er es in die National Hockey League (NHL) geschafft hat; weil er in der Lage ist, die Menschen mit akrobatischen Einlagen von ihren Sitzen zu reißen. Treutle war aber nur ein gefühlter Nationalspieler. Ein Einsatz in der WM-Vorbereitung 2017, gut, die Weltmeisterschaft in Köln aber verfolgte er danach nur auf dem Bildschirm und als im Februar 2018 eine deutsche Mannschaft in Südkorea die Eishockeygeschichte umschrieb, da lag Treutle in Dubai am Strand.

Natürlich hatte er insgeheim gehofft, bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang dabei sein zu dürfen. Mit jedem starken Spiel für die Thomas Sabo Ice Tigers, mit jeder wohlwollenden Erwähnung seines Namens wuchs diese Hoffnung. Aber er ahnte schon, dass Marco Sturm jene Torhüter bevorzugen würde, die sich bei Weltmeisterschaften bewährt und zumindest daran teilgenommen hatten. Zum Beispiel den Mannheimer Dennis Endras, den Ingolstädter Timo Pielmeier und Danny aus den Birken, die in Südkorea wie der Nürnberger Kapitän Patrick Reimer, wie Marcel Goc, wie Christian Ehrhoff und wie der junge Berliner Jonas Müller zu Eishockeyhelden (gemacht) wurden.

Besser als in Pyeongchang?

Dass das Turnier sportlich ob der Abwesenheit der NHL-Profis nicht ernst genommen werden konnte, spielte da schon kaum eine Rolle und in der Nachbetrachtung gibt sich der Sport alle Mühe diesen nicht unwesentlichen Fakt zu verschweigen. Wenn Niklas Treutle über das Turnier spricht, dann meint man, einem Fan zuzuhören. "Die Jungs haben Silber geholt, die Silbermedaille – das ist ein Erfolg für die Ewigkeit. Da erübrigt sich jegliche Diskussion. Marco Sturm hat alles richtig gemacht. Er hat genau die richtigen Leute mitgenommen." Weshalb er auf den Persischen Golf blickte statt auf Kirill Kaprizov, dessen Schuss Torhüter aus den Birken dann hatte doch nicht parieren können.

Schön, Vergangenheit. Niklas Treutle steht für die Zukunft. Auf Endras hatte Sturm verzichtet, aus den Birken verzichtete selbst. Pielmeier ist in Dänemark der einzige Torhüter mit Olympia-Erfahrung. Insgesamt 14 Silbermedaillengewinner von Pyeongchang sagten Sturm entweder ab, beendeten wie Reimer, Ehrhoff und Goc ihre Nationalmannschaftskarriere oder wurden nicht berücksichtigt. Weil mit dem ersten deutschen Superstar Leon Draisaitl, dem erfahrenen Dennis Seidenberg und Korbinian Holzer aber drei NHL-Profis dabei sind, dazu mit den Nordamerika-Auswanderern Marc Michaelis, Frederik Tiffels, Markus Eisenschmied und Manuel Wiederer junge, schnelle Stürmer und mit den Krefeldern Marcel Müller und Daniel Pietta hochtalentierte Angreifer, die es nicht allein aus sportlichen Erwägungen in das Flugzeug nach Südkorea geschafft hatten, könnte die WM-Auswahl der Olympia-Mannschaft in nichts nachstehen. Nur sind auch die Gegner unvergleichlich viel besser besetzt, was schon das Erreichen des Viertelfinales zum Erfolg machte, der Öffentlichkeit nach der Eishockeywunder aber kaum als solcher verkauft werden kann. "Mir ist schon bewusst, dass wir unter Beobachtung stehen, noch mehr vielleicht wie vor der Heim-WM", sagt auch Treutle, "aber dass deshalb der Druck besonders groß wäre, das kann ich eigentlich nicht sagen. Das ist eine junge Truppe, die sich darauf freut, Deutschland vertreten zu dürfen."

Zum Beispiel am Freitag (20.15 Uhr/Sport1) im Eröffnungsspiel in Herning gegen Gastgeber Dänemark, am Montag (16.15 Uhr) gegen die USA um den virtuosen Puckkünstler Patrick Kane oder zum Abschluss der Vorrunde am Dienstag, den 15. Mai (16.15 Uhr) gegen Team Canada, das unter vielen hochtalentierten jungen Spielern mit Connor McDavid keinen Geringeren als den derzeit besten Spieler der Welt mit nach Dänemark bringt.

Respekt, keine Angst

Bei allem Respekt vor den Stürmern der Kölner Haie und den Eisbären Berlin, mit denen es Treutle zuletzt zu tun hatte, das ist schon ein andere Liga, wahrscheinlich sogar eine andere Sportart. "Natürlich hat man da Respekt", sagt Treutle am Tag vor dem Abflug nach Dänemark. "Aber das sind doch genau die Spiele, auf die man sich als Torhüter freut, bei denen man nur gewinnen kann. Und die man als Mannschaft nur mit einer herausragenden Torhüterleistung gewinnen kann." Niklas Treutle, 27 Jahre alt, Eishockey-Nationaltorhüter, geboren und aufgewachsen in Nürnberg, ist bereit für diese Herausforderung.


Das deutsche WM-Aufgebot: Torhüter: Mathias Niederberger (Düsseldorf), Timo Pielmeier (Ingolstadt), Niklas Treutle (Nürnberg). – Verteidiger: Bernhard Ebner (Düsseldorf), Korbinian Holzer (Anaheim(NHL), Björn Krupp (Wolfsburg), Oliver Mebus (Nürnberg), Jonas Müller (Berlin), Moritz Müller (Köln), Dennis Seidenberg (New York Islanders/NHL), Yannic Seidenberg (München). – Stürmer: Leon Draisaitl (Edmonton/NHL), Yasin Ehliz (Nürnberg), Markus Eisenschmid (Laval/AHL), Patrick Hager (München), Dominik Kahun (München), Nicolas Krämmer (Köln), Marc Michaelis (Minnesota State University), Marcel Müller (Krefeld), Marcel Noebels (Berlin), Daniel Pietta (Krefeld), Matthias Plachta (Mannheim), Frederik Tiffels (Wheeling/ECHL), Sebastian Uvira (Köln), Manuel Wiederer (San Jose Barracuda/AHL).

Keine Kommentare