Mittelfinger-Affäre: DFB nimmt Ancelotti ins Visier

19.2.2017, 14:25 Uhr
In diesem Spiel war Feuer: Bereits vor der entscheidenden Szene in der Nachspielzeit gestikulierte Bayern-Trainer Carlo Ancelotti wild an der Seitenlinie.

© dpa In diesem Spiel war Feuer: Bereits vor der entscheidenden Szene in der Nachspielzeit gestikulierte Bayern-Trainer Carlo Ancelotti wild an der Seitenlinie.

Es ging hoch her beim Auftritt von Spitzenreiter Bayern bei der Hertha, die den Champions-League-Teilnehmer hart am Rande einer Niederlage hatte. So löste Lewandowskis Ausgleichstor in der Nach-Nachspielzeit (nach 96:59 Minuten) beim Gegner großen Verdruss aus, nachdem zuvor offiziell nur fünf Minuten "Verlängerung" angezeigt worden waren.

Hertha-Coach Pal Dardai monierte einen "Bayern-Bonus", akzeptierte die Referee-Entscheidung aber letztlich. Immerhin hatte auch er selbst mit zwei Auswechslungen nach der 90. Minute versucht, Zeit zu schinden.

Nach dem finalen Pfiff im Olympiastadion ließ sich Ancelotti zu einem Mittelfinger-Gruß gegen Hertha-Fans hinreißen. "Ich habe diese Geste gemacht, ich bin vorher angespuckt worden", verteidigte sich der Italiener später in der ARD-Sportschau. Es wird spannend sein zu beobachten, ob die Ermittler des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in irgendeiner Weise auf die obszöne Fingerübung von Gentleman Ancelotti reagieren. Schließlich hat auch der Bayern-Coach Vorbildcharakter.

"Stinkefinger" sorgte schon mehrmals für Ärger

Der DFB lädt Ancelotti in jedem Fall vor. Der Kontrollausschuss des Verbandes forderte den Bayern-Trainer nach Informationen des Sport-Informations-Diensts (SID) zu einer Stellungnahme auf. Auch Hertha-Keeper Jarstein, der unmittelbar nach dem Lewandowski-Ausgleich aus kürzester Distanz Xabi Alonso an den Rücken schoss, muss sich äußern. Ihm dort eine empfindliche Strafe, sollte der Kontrollausschuss ihm eine Tätlichkeit nachweisen können.

In der deutschen Fußball-Historie gab es schon Spieler, die für dieselbe Geste von einer Weltmeisterschaft nach Hause geschickt und mehrere Jahre aus der Nationalmannschaft verbannt wurden. Nachzufragen bei Stefan Effenberg, den der damalige Bundestrainer 1994 von der WM in den USA verbannte, weil er Pfiffe deutscher Fans bei seiner Auswechslung mit dem "Stinkefinger" quittiert hatte. Seinerzeit gab es eine große öffentliche Empörung über Effenberg. Ancelottis Reaktion, so der Eindruck, wird öffentlich derzeit eher als Kavaliersdelikt abgetan.

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