Kreativkraft Möhwald bringt den Club auf Kurs

4.10.2016, 09:40 Uhr
"Er erkennt Situationen, hat eine gute Körpersprache und kann eine Mannschaft auch mitreißen", sagt Club-Coach Alois Schwartz über Kevin Möhwald. Genau das tat dieser mit seinem Führungstor gegen Union Berlin.

© Sportfoto Zink / DaMa "Er erkennt Situationen, hat eine gute Körpersprache und kann eine Mannschaft auch mitreißen", sagt Club-Coach Alois Schwartz über Kevin Möhwald. Genau das tat dieser mit seinem Führungstor gegen Union Berlin.

Vor dem Heimspiel gegen Union Berlin hatte die Redaktion des Club-Magazins mal wieder den richtigen Riecher bewiesen und die Titelstory Kevin Möhwald gewidmet. Prompt avancierte der Posterboy beim 2:0-Sieg am Freitagabend auch auf dem Rasen zur zentralen Figur in Reihen des 1. FC Nürnberg, Möhwalds Führungstreffer (45.) sollte den Weg zum ersehnten ersten Heimsieg bereiten.

Dabei hatte es noch vor wenigen Wochen gar nicht danach ausgesehen, als könne der 23-Jährige in seiner zweiten Saison am Valznerweiher entscheidend weiterhelfen. Im Sommerurlaub hatte Möhwald fleißig an seiner Physis gearbeitet, die Ernährung umgestellt und so fast fünf Kilo abgespeckt. Drahtiger und durchtrainierter wirkte die technisch versierte Kreativkraft mit dem bei einem Leistungssportler eher unvorteilhafte Assoziationen weckenden Spitznamen "Pommes", auch Yoga und Kampfsport trugen ihren Teil zur körperlichen Optimierung bei.

Dennoch musste sich Möhwald, der es in seinem ersten Jahr beim Club immerhin auf 27 Einsätze gebracht hatte, zunächst gedulden. "Es geht im Profifußball eben auch um eine gewisse Ernsthaftigkeit", hatte Alois Schwartz zu diesem Thema einmal vielsagend geäußert. Der Trainer hatte Möhwald bereits in der Saison 2012/13 bei RW Erfurt betreut, die besonderen Qualitäten des "verkappten Zehners" ließen sich damals schon erahnen. "Er erkennt Situationen, hat eine gute Körpersprache und kann eine Mannschaft auch mitreißen", sagt Schwartz, vor allem aber habe Möhwald "etwas Verschmitztes".

Vom Vorbereiter zum Vollstrecker

Dieses Lausbubenhafte durfte der Thüringer ab dem fünften Spieltag dann auch wieder in der Startelf einbringen. Seitdem bereitete der Standardspezialist drei Treffer vor, war selbst aber leer ausgegangen. "Ein Tor würde ihm sicher guttun, er hat ja einen guten Schuss", hatte Schwartz noch nach dem 3:1-Sieg in Bielefeld orakelt. Möhwald, dessen bislang einziges Zweitliga-Tor vom 27. Juli 2015 (3:6 in Freiburg) datiert, schien den dezenten Hinweis verstanden zu haben. Als ihm am Freitag der Ball plötzlich vor die Füße fiel, fackelte er nicht lange und zog aus 25 Metern einfach mal frech ab. Mit einem tückischen Dreh bahnte sich die Kugel ihren Weg ins lange Eck, und während Unions Coach Jens Keller später mit einem Gegentor "aus heiterem Himmel" hadern sollte, freute sich Schwartz, "dass das Glück auch mal auf unsere Seite gefallen ist".

Auch bei der fast schon obligatorischen Einwechslung des 19-jährigen Cedric Teuchert durfte sich der Coach bestätigt fühlen. Der gebürtige Coburger erzielte erstaunlich abgezockt das erlösende 2:0 (83.) und unterstrich damit seine imponierende Entwicklung. "Das hat er überragend gemacht", schwärmte Schwartz und attestierte dem U19-Nationalspieler "eine gute Qualität bei der Ballannahme und im Abschluss", zudem sei Teuchert viel robuster geworden: "Er macht uns hoffentlich noch viel Freude." Wenn auch zunächst wohl nur als belebendes Element in der Schlussphase. Für Teuchert ist die aktuelle Jokerrolle aber kein Problem. "Ich bin froh über jede Minute, die ich spielen darf. Solange das Team Erfolg hat, macht es mir nichts aus, von der Bank zu kommen", gab das Sturmtalent artig zu Protokoll.

Schwartz ärgert sich über Salli

Für einen Misston gesorgt hatte hingegen Edgar Salli. Obwohl bereits früh verwarnt und vom Schiedsrichter nach einem weiteren Foul ermahnt, hatte sich der 24-Jährige bei einem Zweikampfgerangel mit Simon Hedlund kurz nach der Gelb-Roten Karte für den Berliner Kristian Pedersen ebenfalls die Ampelkarte abgeholt und Nürnbergs numerische Überlegenheit damit schnell wieder egalisiert. Schwartz fand die Entscheidung des Referees zwar "sehr unglücklich", ärgerte sich aber vor allem darüber, dass es Salli nicht mehr bis zur geplanten Auswechslung in die Halbzeitpause geschafft hatte. "Ich hatte noch reingerufen, dass er langsam machen soll", verriet Schwartz.

Wirklich trüben konnte der letztlich folgenlose Fauxpas des Kameruners, der ebenso wie der Norweger Even Hovland in den nächsten Tagen in der WM-Qualifikation gefordert ist, die Freude über den ersten Heimsieg aber nicht. "Es fühlt sich gut an", gestand ein gelöst wirkender Schwartz, dem auch gefallen hatte, dass seine Elf dank einer soliden Defensivleistung erstmals in dieser Saison ohne Gegentor geblieben war.

Damit es am 16. Oktober in Karlsruhe so weitergeht, will der Schwabe die anstehende Ligapause nutzen, um weiter an den Automatismen zu arbeiten. Der freundschaftliche Vergleich am Freitag (14 Uhr, Valznerweiher) mit Drittligist Jahn Regensburg ist vor allem dazu gedacht, einigen Reservisten Spielpraxis zu geben und mögliche Alternativen auszutesten. Kevin Möhwald dürfte solche Bewährungschancen momentan nicht mehr benötigen.

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