Möhwald wartet beim Club auf seine Chance

7.9.2016, 06:00 Uhr
"Ich arbeite daran": Kevin Möhwald glaubt, in den vergangenen Wochen und Monaten den nächsten Schritt nach vorn geschafft zu haben — statistisch lässt sich seine Zuversicht allerdings nicht belegen.

© Sportfoto Zink "Ich arbeite daran": Kevin Möhwald glaubt, in den vergangenen Wochen und Monaten den nächsten Schritt nach vorn geschafft zu haben — statistisch lässt sich seine Zuversicht allerdings nicht belegen.

Eigentlich ist die Stelle fest vergeben, seit ungefähr einem Jahr schon. Inklusive DFB-Pokal durfte Patrick Erras 17-mal im defensiven Mittelfeld des 1. FC Nürnberg spielen, 17-mal blieb sein Club dabei ungeschlagen. Ein schlimmer Trainingsunfall Mitte März beendete seine bis dahin wunderbare, ja eigentlich unglaubliche Geschichte recht abrupt.

Ohne Patrick Erras verlor der Zweitligist wieder regelmäßig und hin und wieder auch die Ordnung, wie zuletzt beim reichlich desillusionierenden 1:6 in Braunschweig. Kevin Möhwald erlebte den Untergang im Stadion an der Hamburger Straße bis zur 85. Minute von außen mit und trotzdem noch zwei Gegentreffer auf dem Platz. Seine persönliche Saison-Premiere hätte ernüchternder kaum sein können.

Sein Trainer vertraute in den ersten Wochen anderen, obwohl er Möhwald aus einem gemeinsamen Jahr bei Rot-Weiß Erfurt sehr gut kennt. Vielleicht ist gerade das Möhwalds Problem, der nach wie vor bloß als großes Talent geführt wird; dass er mehr kann, zeigt er praktisch jeden Tag. Und eben auch, warum der Durchbruch noch auf sich warten lässt.

Schwartz sucht Doppel-Sechs

Nur in der Hinserie der vergangenen Spielzeit hatte Eck- und Freistoßspezialist Möhwald acht Tore direkt vorbereitet und bei seinem insgesamt desaströsen Einstand in Freiburg selbst getroffen, als rechter Verteidiger, mit links in den Winkel. "Kindergartenmäßig" habe sich sein Club seinerzeit angestellt, meinte Möhwald, wie kürzlich in Braunschweig — wo sich wieder Zugang Enis Alushi neben Hanno Behrens versuchen durfte. Vor der Abwehr, auf der sogenannten Doppel-Sechs.

In Dresden und gegen Heidenheim fungierte zunächst Lukas Mühl als Bindeglied zwischen den Mannschaftsteilen, jeweils alleine, erst beim Pokal-Auftritt in Köln stellte Alois Schwartz auf die bewährte Taktik um. Nur scheint er vor allem im Zentrum weiter nach dem idealen Partner für Behrens zu suchen.

Kandidaten gibt der Kader neben Mühl und Alushi noch erstaunlich viele her. Auch Tim Leibold und Tobias Kempe können da spielen, ebenso Ondrej Petrak. Und natürlich: Kevin Möhwald — den sie alle nur "Möwe" rufen. Oder "Pommes".

Möhwald wiegt fünf Kilo weniger

Den zweiten Spitznamen hört er nicht mehr so gerne, weil sich ein Profi ja grundsätzlich gesund ernähren sollte. Fünf Kilogramm bringt Möhwald jetzt angeblich weniger auf die Waage als noch vor der Sommerpause. Kann nicht schaden, wenn es noch klappen soll mit einer möglichst ansehnlichen Karriere.

"Ich muss ruhig bleiben und auf meine Chance warten", sagt Möhwald nach dem Training am Dienstagvormittag, in dessen Verlauf er sich auch auf seiner Lieblingsposition zeigen darf. Im Zentrum, vor der Abwehr, "da fühle ich mich am wohlsten", sagt Möhwald, "es ist schon so, dass ich das Spiel lieber vor mir habe". Weil er einen Angriff mit ebenso genauen wie kreativen Pässen prima einleiten kann.

Möhwald fehlt Wettkampfhärte

Was ihm noch fehlt im Vergleich zu seinen Konkurrenten, ist Möhwald durchaus bewusst: die Wettkampfhärte, mitunter vielleicht auch die Ernsthaftigkeit. Ein sehr guter Fußballer zu sein, reicht eben nicht, auch deswegen versucht Möhwald, jeden Tag wieder etwas besser zu werden. Auch wenn es manchmal wehtut. Im Training "zwinge ich mich immer wieder dazu, die Zweikämpfe zu suchen", sagt Möhwald, "egal ob offensiv oder defensiv." Früher, schiebt Möhwald gleich hinterher, früher hätten ihn nur die weit weg vom eigenen Tor interessiert.

Dass er vielleicht auch etwas zu weich sein könnte für den äußerst körperbetonten Sport in der Zweiten Liga, möchte Möhwald so nicht stehen lassen; in die Rückrunde ging er mit einem Bänderriss im Knöchel, eine längere Pause kam für ihn aber nicht infrage

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