Mons: "In den World Series sieht alles so einfach aus"

25.10.2014, 14:17 Uhr
Mons:

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Herr Mons, die Noris Diamonds spielen in der Bezirksliga, der untersten Klasse – und gewannen 2013 nur ein Spiel.Wie lief die Saison 2014?

Mons: Es wird, allmählich. Wir schafften drei bis vier Siege, so genau kann ich das aber gar nicht mehr sagen. Die Mannschaft arbeitet immer besser zusammen.

Woher nehmen Sie trotz der vielen Niederlagen Ihre Motivation?

Mons: Wir haben immer noch Spaß dabei, das ist das Wichtigste. Aber stimmt schon, die Ergebnisse könnten etwas erfreulicher sein.

Wie sind Sie in Nürnberg zum Baseball gekommen?

Mons: Durch meine Kinder Jennifer und James. Sie kamen eines Tages nach Hause und sagten: Papa, wir wollen unbedingt Baseball spielen. Und die Diamonds suchten damals eben einen Trainer. Ich hatte überhaupt keine Erfahrung.

Wann haben Sie als kleiner Junge angefangen?

Mons: Ich war acht, neun Jahre alt, aber nicht gerade überragend.

Würden Sie sich als Freak bezeichen, als Baseball-Fachmann?

Mons: Fachmann, das ist ein großes Wort. Ich hab 2004 eine Trainer-
Ausbildung gemacht, aber klar, das Spiel verfolgt mich schon seit vielen Jahren.

Warum nicht Football?

Mons: Football? Selbst spielen: nein. Zuschauen: ja. Aber mein Herz, das hab ich an Baseball verloren.

Haben Sie eine logische Erklärung dafür?

Mons: Baseball ist in den Staaten eine ganz normale Sportart, wie Fußball hier. Fast an jeder Ecke gibt’s da einen Platz. Wenn man über die USA fliegt, sieht man überall Baseball-Felder, kleine Vierecke, Diamonds. Football ist eher etwas für die Highschool und das College, Baseball hingegen ist ein amerikanischer Volkssport.

Hierzulande hat Baseball aber überhaupt keinen Auftritt. Warum?

Mons: Man braucht zunächst eine nicht ganz billige Ausrüstung. Schläger, Handschuhe, Helme, das ganze Equipment für den Catcher. Da muss man einiges reinstecken. Außerdem ist das alles schwer zu kriegen in Deutschland, es gibt ja nur zwei, drei Läden. Das meiste muss man in den USA bestellen. Und, natürlich, auch ein Problem: Der Schläger gilt hierzulande als Waffe. Viele Eltern haben deswegen Vorbehalte.

Tja, und die Regeln versteht auch nur, wer sie am College studiert hat.

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Mons: Sie können kompliziert sein, das ist richtig. Man muss viel nachdenken. Baseball ist ein Stategiespiel.

Der Stellenwert in den USA ist ungleich höher. Seit Montagnacht laufen dort die World Series, das maximal siebenteilige Finale. Schlagen Sie sich jetzt deshalb die Nächte um die Ohren?

Mons: Ich verfolge nur die Ergebnisse, ich muss meistens früh aufstehen. Und die Spiele finden für uns ja mitten in der Nacht statt. Außerdem weiß ich gar nicht, ob es einen Sender gibt, der live nach Europa überträgt.

Wie muss man sich die World Series in den Staaten vorstellen? Wie den Super Bowl, nur eben ein paar Mal hintereinander?

Mons: Der Super Bowl, das ist nur ein Sonntag im Jahr. Die World Series dagegen können sich ziehen. Wer zuerst vier Siege hat, ist Meister. Für den Super Bowl nehmen sich die Leute frei, viele auch am Tag vorher oder nachher. Aber die Leute können und wollen nicht zwei Wochen Urlaub für die World Series opfern. Außerdem ist die Vereinsbindung viel größer als etwa beim Football.

Das bedeutet?

Mons: Wenn meine Lieblingsmannschaft, die New York Mets, nicht mehr dabei ist, interessieren mich die Play-offs ehrlich gesagt nicht mehr so.

Lassen Sie uns kurz nachschauen: Bis in die Finals haben es die Kansas City Royals und die San Francisco Giants geschafft, no Mets. Trotzdem: Zu wem halten Sie? Es steht 1:1.

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Mons: Immer zum Außenseiter, wie auch die meisten Baseball-Fans in den USA. Also zu Kansas City. Die sind zum ersten Mal seit 1985 in den World Series, die Giants haben erst 2010 und 2012 den Titel geholt. Beide Teams brauchten eine Wildcard, um überhaupt in die Play-offs zu kommen, sie hatten auch viel Glück. Die Leute wollen mal wieder eine andere Mannschaft ganz oben sehen.

Sie halten immer zum Außenseiter? Dann müssten Sie ja eigentlich auch Club-Anhänger sein.

Mons: Ich bin kein großer Fußball-Freund. Aber natürlich hoffe ich, dass der FCN bald aus seinem kleinen Loch herauskommt.

Die Giants sind demnach so etwas wie der FC Bayern des Baseball?

Mons: Ich würde die beiden nicht in einen Topf schmeißen. Beim Baseball spielen die besten Spieler nicht alle beim gleichen Verein.

Was würde mit Ihren Diamonds passieren, wenn zum Beispiel Madison Bumgarner, der fantastische Werfer der Giants, vorübergehend für Nürnberg antreten würde?

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Mons: Wir wären in drei Jahren in der Bundesliga, auf jeden Fall sehr schnell. Wir würden alles gewinnen. Ist der Pitcher weltklasse, müssen die anderen nicht mehr so gut sein.

Träumen Sie manchmal von so einer Verstärkung?

Mons: Wir spielen vor allem, weil uns Baseball unheimlich viel Spaß macht. Natürlich würden auch wir gerne mal aufsteigen, das wäre sehr schön, aber dafür müsste sich die Mannschaft doch extrem zusammenreißen. Mal ganz ehrlich: In einer höheren Klasse hätten wir mehr Druck und weniger Spaß. Für uns ist die Liebe zum Baseball das Wichtigste.

Macht Baseball auch noch Spaß, wenn sich ein Spiel ewig hinzieht? Wie lange hat Ihr längstes gedauert?

Mons: Dreieinhalb Stunden.

Beim 2:1-Sieg der Giants nach 18 Innings standen sich Washington und San Francisco in der Viertelfinalserie neulich 6 Stunden und 23 Minuten gegenüber. Schläft man da nicht ein als Zuschauer?

Mons: Das kann vor dem Fernseher ganz schön langweilig werden. Da ist natürlich nicht so viel Action.

Verfolgen Sie Spiele der Major League Baseball mit den Augen eines Fans oder mit den Augen eines Trainers?

Mons:

Mons: Das hängt davon ab, ob meine Mets auf dem Platz stehen. Grundsätzlich machen die Superstars aber natürlich viel weniger Fehler als wir.

Können Ihre Diamonds von den Weltbesten lernen?

Mons: Das ist alles zu weit weg. Richtig lernen kann man nur im Training, nicht als Zuschauer. In den World Series sieht alles so einfach aus, bum, bum, bum. Aber, glauben Sie mir: Das ist es nicht.

Und was macht eine Nürnberger Baseballmannschaft im Winter?

Mons: Bis Januar ist erst mal Pause, dann gehen wir in die Halle. Wir wollen schließlich 2015 wieder ein paar Spiele gewinnen.

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