Murks gegen Mouscron! FCN verliert letztes Testspiel

11.1.2019, 18:03 Uhr
Ein Lichtblick: Eduard Löwen war einer der wenigen Spieler, die gegen Mouscron nicht zu Nürnberger Traurigkeit Anlass gaben.

© Sportfoto Zink / DaMa Ein Lichtblick: Eduard Löwen war einer der wenigen Spieler, die gegen Mouscron nicht zu Nürnberger Traurigkeit Anlass gaben.

Neun Tage vor dem Rückrundenauftakt gegen die Berliner Hertha ging Nürnbergs Generalprobe im vom Club-Camp rund 70 Kilometer entfernten Los Barrios über die Bühne. Besonders waren die wohlklingenden Bestandteile des gegnerischen Vereinsnamen, die schmucke, mit etwas Patina überzogene Wettkampfstätte, das Estadio San Rafael, und vor allem - das hatte bereits vor dem Match gegen Mouscron festgestanden - die Spielzeit, auf die man sich mit den Belgiern verständigt hatte. 3 x 45 Minuten wollte sich der Tabellenletzte der Bundesliga mit dem Tabellenfünfzehnten und damit Vorletzten der Jupiler League, dem Pendant im Nachbarland, messen - unterbrochen von einer jeweils viertelstündigen Pause.

"Final endbelastet", so hatte es der FCN-Coach vor dem Testspiel formuliert, sollten seine Spieler in dieser Partie werden. Dass einige Club-Jungs schon vor dem Anpfiff “endbelastet“ waren, wurde in Andalusien bereits bei einem kurzen Blick auf den Aufstellungsbogen deutlich: Mit Lukas Mühl, Sebastian Kerk, Tobias Kraulich, Robert Bauer, Ondrej Petrak, Erik Engelhardt, Simon Rhein und Kevin Goden fehlten dem Altmeister acht Akteure, die krank, verletzt, angeschlagen oder anderweitig schonungsbedürftig waren.

Pereira leidet, Mathenia patzt 

In einem aus spielerischer Sicht relativ niveauarmen ersten Drittel schonten sich Franken und Wallonen indes nicht. Nachdem sich bereits Hanno Behrens bei einer Klärungsaktion im eigenen Strafraum früh wehgetan hatte, machte Matheus Pereira, der in der sechsten Minute freilich auch den Ball zu lange führte, unliebsame Bekannschaft mit einem den Vorstoß des Brasilianers rustikal beendenden Belgier. An Robustheit, die fließend in zahlreiche Nickligkeiten überging, mangelte es den Kontrahenten nicht. An Esprit, Ideen, Präzision und Durchschlagskraft vor dem gegnerischen Gehäuse mangelte es den Kellerkindern derweil massiv. Stichwort Präzision: Da sowohl Mikael Ishak – im 4-1-4-1 als Solospitze aufgeboten – als auch Virgil Misidjan nach energischen Läufen auf der Bahn die Genauigkeit bei ihren Hereingaben fehlte, wurden aus vielversprechenden Ansätzen keine Chancen. Oder die Club-Spieler zurückgepfiffen - wie der als Abräumer vor der Viererkette fungierende Patrick Erras, der die Kugel in Minute 35 zuvor aber eh erstaunlich weit über den Kasten befördert hatte.

Während der FCN auch in der Folge im Vorwärtsgang recht bruchstückhaft agierte, der letzte Pass eigentlich nie vernünftig gespielt wurde, gelang es zumindest den Wallonen, mit fortlaufender Spieldauer immerhin nach Standards gefährlich zu werden. Bei Frank Boyas Kopfball im Anschluss an eine Ecke präsentierte sich Club-Keeper Christian Mathenia noch aufmerksam (14.). Völlig desortientiert zeigte sich der von Köllner zur Nummer eins berufene Torwart derweil in Minute 37, als ihn Manuel Benson mit einem gewieften Freistoß von der Seitenausline im kurzen Eck überraschte und der Ball am Sommerzugang vorbei ins Netz sauste. Einige Streitig- und Ruppigkeiten und einen versuchten Kunstschuss von Pereira später, der Brasilianer visierte kurz vor dem Kabinengang das linke Kreuzeck an, war in Los Barrios Pause.

Als die erste Pause vorbei war, ging es mit Streitig- und Ruppigkeiten weiter. Und mit auch weiterhin etwas gefährlicheren Belgiern, die von den Deutschen Bernd Storck und Sportdirektor Jürgen Röber trainiert und angeleitet werden. Mouscron machte weiterhin den etwas gefälligeren Eindruck und auch das zweite Tor: Kurz nachdem Mikael Ishak nach Misidjans Vorarbeit keinen vernünftigen Abschluss in aussichtsreicher Position zustande gebracht hatte, hieß es aus Club-Sicht 0:2! Der auffällige Benson narrte rechts im Strafraum erst dribbelstark Tim Leibold, legte das Leder dann zum völlig unbedrängten Mergim Vojvoda, dessen maßgenaue Flanke der ebenfalls völlig unbedrängte Mbaye Leye im Zentrum mit dem Kopf verwertete. Fabian Bredlow, der anstelle von Mathenia zwischen den Pfosten übernommen hatte, war geschlagen - und Nürnberg sichtlich angeschlagen.

Löwen, Kubo, Traumtor! 

So hätte es aus der Perspektive des Köllner-Teams in der 64. Minute gut und gerne auch 0:3 heißen können, als das Spielgerät nach einem Rückpass von Ishak nur hauchzart am perplexen Bredlow und dem Pfosten vorbei ins Toraus hoppelte. Alles schlecht beim Club? Immerhin der Anschlusstreffer des Altmeisters, der in Minute 72 folgte, war ein sehenswerter. Der inzwischen eingewechselte, mit eleganter Ballbehandlung durchaus überzeugende Eduard Löwen fand mit seinem 40-Meter-Pass aus dem Fußgelenk den ebenfalls eingewechselten Yuya Kubo, der die Kugel von der Brust abtropfen ließ und am Mouscron-Keeper vorbei in die Belgier-Bude tickte.

Der Club war nun ein wenig besser drin in der weiterhin niveauarmen Partie, was sich auch im dritten Drittel zeigen sollte. Törles Knöll brauchte im Sechzehner etwas zu lange, der Ball kam dennoch zu Alexander Fuchs, der den reaktionsschnellen Royal-Keeper Olivier Werner ebenso prüfte wie im Nachschuss Eduard Löwen (93.). Während bei den Belgiern, die nun auch vermehrt auf ihre Ersatzspieler zurückgriffen, nicht mehr viel zusammenlief, schien Nürnbergs Herz- und Schmerzverein noch zulegen zu können. Kubo - halb Hereingabe, halb Schuss - hatte eine weitere Chance (102.). Ebenso Adam Zrelak, der nach Sallis schönem Zuspiel an Werner scheiterte (105.). Lukas Jägers Direktabnahme verfehlte ihr Ziel, Edgar Salli wurde im Strafraum hart bedrängt (106., 110.). Der Club drehte jetzt an der Temposchraube. Das Umschaltspiel gelang besser - auch die Ballzirkulation. Zumindest phasenweise war dies nun zu konstatieren. Denn nach der druckvollen Club-Phase ordnete sich Mouscrons zweite Reihe besser. Die Vehemenz im Angriff ging dem FCN wieder ein wenig verloren.

Slapstick in Minute 127 - Köllner ist unzufrieden 

Ob der FCN jemals Abschlussstärke hatte, muss nach der 127. Minute hinterfragt werden, als in einer slapstickhaften Anneinanderreihung von Szenen sowohl zwei Mal Salli als auch Fuchs, Palacios und Zrelak eine Fünffach-Chance ungenutzt ließen. Pech hatte der eh recht pechaffine Club natürlich auch. Palacios traf in der 132. Minute den Pfosten, Zrelak scheiterte mit seinem Nachschuss an Werner. Aus und vorbei! Nach zwei schwachen Dritteln - das Traumtor zum 1:2 und Löwens Comeback nach drei Monaten ausgenommen - und einem starken Drittel, darf man nicht zwingend annehmen, dass der Rückrundenauftakt gegen die Berliner Hertha besonders erfolgreich wird. Köllners auf die Club-Homepage gestellter Kommentar zum Spiel stimmte anschließend in den Tenor der Traurigkeit ein: "Das haben wir uns natürlich anders vorgestellt. Wir wollten uns anders präsentieren. Wir hatten hinten raus zwar noch zahlreiche Chancen und hätten auch gewinnen können, aber wir waren heute nicht gut, weil wir es vor allem fußballerisch nicht gut gelöst haben.“ 

Royal Excelsior Mouscron – 1. FC Nürnberg 2:1 

FCN: Mathenia (46. Bredlow/ 91. Klandt) – Valentini (67. Jäger), Margreitter (91. Behrens), Ewerton (91. Fuchs), Leibold (91. Harlass) – Erras (81. Tillman) – Misidjan (74. Salli), Behrens (46. Löwen/ 111. Palacios), Palacios (67. Kubo), Pereira (91. Zrelak) - Ishak (67. Knöll)

Tore: 1:0 Benson (37.), 2:0 Leye (57.), 2:1 Kubo (72.) Zuschauer: 120

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