Nach hartem Kampf: Ice Tigers scheitern an Berlin

8.4.2018, 17:31 Uhr
Während sich Nürnbergs Goalie Niklas Treutle enttäuscht abdreht, jubeln die Berliner Eisbären.

© Sportfoto Zink / ThHa Während sich Nürnbergs Goalie Niklas Treutle enttäuscht abdreht, jubeln die Berliner Eisbären.

Nach 50 Sekunden wurde es urplötzlich laut in der Arena, die 7672 Menschen wollten sich einfach nicht mehr beruhigen. Sie pfiffen, schimpften, fast eine Minute lang begleitete ein wildes Stimmengewirr die Stille auf dem Eis. Es war, als hätte jemand einen großen roten Knopf mit der Aufschrift "Playoffs" gedrückt. Kurz darauf musste Dane Fox von zwei Betreuern vom Eis gebracht werden - und Berlins James Sheppard zwei Minuten wegen Beinstellens auf die Strafbank. Nur zwei Minuten, fanden die meisten.

Nach diesem hektischen Beginn war die Bühne bereitet für das Spiel sechs dieses Halbfinales, von dem Nürnbergs Trainer Rob Wilson zuvor gesagt hatte, es sei ein "Do or die"-Spiel. Und die Ice Tigers gaben alles, wurden aber mehrfach klar von den Schiedsrichtern benachteiligt und verloren das Spiel am Ende mit 2:3. Nürnberg scheidet damit schon wieder im Halbfinale aus, der große Traum von der ersten Meisterschaft ist gestorben. Do or die.

Als Dane Fox wohl gerade erst humpelnd die Kabinentür erreicht hatte, lag Tom Gilbert verletzt auf dem Eis. Berlins Frank Hördler hatte ihn in die Bande gecheckt, es war ein klares Foul, das die Schiedsrichter allerdings nicht ahndeten. Die beiden harten Fouls, der Verlust von zwei in diesen Playoffs wichtigen Spielern, all das schien die Ice Tigers in ihrem Elan zu bremsen. Das erste Powerplay erinnerte an die Hauptrunde, kurz darauf aber wich das beständige Pfeifen und Schimpfen einem einzigen kollektiven Freudenschrei. Nach einem Schlagschuss von Oliver Mebus lag die Scheibe vor dem Berliner Tor frei herum, Yasin Ehliz stocherte sie zum 1:0 ins Tor (7. Minute).

Die Arena tobte

Als der gerade verhallt war, wurde das Pfeifen noch viel lauter. Berlins Sean Backman verübte einen Anschlag auf die Gesundheit von David Steckel und warf ihn mit einem Crosscheck in die Bande. Die Schiedsrichter sahen aber auch hier kein Foul - stattdessen durften sie im Gegenzug mit ansehen, wie Berlin das Spiel durch James Sheppard ausglich (9.). Danach ging es hin und her, mal konnte Nürnberg sich kaum dem Berliner Druck erwehren, mal verzog John Mitchell nach schöner Kombination mit Steckel nur knapp. Und als hätte die Stimmung nicht ohnehin schon den Siedepunkt erreicht, übersahen die Schiedsrichter auch ein klares Foul an Brandon Segal unmittelbar vor der ersten Pause.

Als Berlins Jens Baxmann die Unterkante der Latte traf, kontaktieren sie dafür den Videobeweis - entschieden aber, das Tor nicht zu geben. Nach einem Doppelpass von Yasin Ehliz und Oliver Mebus verpasste der junge Verteidiger die erneute Führung, bis jemand den Knopf "Playoffs, extra laut" drückte. David Steckel wollte Berlins Jonas Müller checken, der sich wegdrehte und deshalb mit dem Kopf voraus in die Bande flog. Anders als in den klaren Situationen zuvor reagieren die Schiedsrichter diesmal mit einer fünfminütigen Strafe gegen Steckel und schickten ihn für das restliche Spiel in die Kabine. Die Arena tobte, Gegenstände flogen aufs Eis, Schiedsrichter-Chef Lars Brüggemann musste sogar von Ordnern vor wütenden Nürnberger Fans geschützt werden.

Yasin Ehliz holte allerdings nach einer Minute ebenfalls eine Strafe gegen Berlin heraus, sodass es zwei Minuten mit 4:4 weiterging. Dort gelang dem nicht zu bremsenden Leo Pföderl die erneute Nürnberger Führung mit seinem zehnte Playoff-Tor. Danach lief der in dieser Serie bislang so unglückliche Patrick Reimer alleine auf Petri Vehanen zu - und verpasste es, die Führung auszubauen. Eine Minute später bekam Nürnberg die Quittung dafür, als Jamie MacQueen abzog und das Spiel abermals ausglich (38.). Der vermeintlich verletzte Berliner Jonas Müller stand da längst wieder auf dem Eis.

Olver ist zur Stelle

Die Fans taten ihren Unmut dann auch in der Drittelpause lautstark kund. Berlin hatte mit Dane Fox und Tom Gilbert zwei Stützen aus dem Spiel gefoult und war mit zwei Strafminuten davon gekommen, Nürnberg musste dafür nach einem Foul mehr als ein Drittel auf David Steckel verzichten. Als der Puck wieder über das Eis flog, wandelten die Fans die Wut wieder in Gesänge und trieben die Ice Tigers voran. Immer wieder zog ein Aaaaah und Oooh durch die Arena, weil beide Mannschaften dem nächsten Tor nahe waren. Berlin wollte ein siebtes Spiel am Dienstag unbedingt vermeiden, Nürnberg nicht sterben, wie es Rob Wilson am Freitagabend nannte.

Für die Entscheidung sorgte dann, wie schon am Freitag Mark Olver. Oder Daniel Piechaczek, der Schiedsrichter. Er behinderte Taylor Aronson beim Zweikampf, sodass die Berliner den Puck überhaupt erst zu Olver spielen konnten. Ein letztes Überzahlspiel der Ice Tigers brachte nichts mehr ein, 14 Sekunden vor Schluss nahm Rob Wilson eine Auszeit, konnte das traurige Ende dieser Saison aber auch damit nicht mehr verhindern.

Nürnberg: Treutle; Gilbert/Mebus, Torp/Köppchen, Aronson/Festerling; Pföderl/Steckel/Mitchell, Reimer/Reinprecht/Ehliz, Fox/Dupuis/Segal, Pohl/Buzas/Möchel, Alanov. - Schiedsrichter: Piechaczek/Schrader. - Zuschauer: 7672 (ausverkauft). - Tore: 1:0 Ehliz (6:22/4:3), 1:1 Sheppard (8:53), 2:1 Pföderl (34:50/4:4), 2:2 MacQueen (38:00), 2:3 Olver (56:28). - Strafminuten: 7 (+ 20 Steckel) - 10.

Hier gibt es den Live-Ticker zum Nachlesen:

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