Nächster Club-Nackenschlag: Doch Köllner bleibt sich treu

27.1.2019, 14:04 Uhr
Sportvorstand Andreas Bornemann und Trainer Michael Köllner mussten in Mainz den nächsten Rückschlag hinnehmen.

© Sportfoto Zink / DaMa Sportvorstand Andreas Bornemann und Trainer Michael Köllner mussten in Mainz den nächsten Rückschlag hinnehmen.

Wer sich unmittelbar nach dem 1:2 in Mainz auf der Osttribüne der Opel Arena umsah, der bekam das in diesen Tagen diffuse Stimmungsbild rund um den taumelnden 1. FC Nürnberg hautnah zu spüren. Während ein Teil der fränkischen Anhängerschar die sichtlich niedergeschlagenen Club-Profis bei ihrem Gang vor den Gästeblock aufmunternd anfeuerte, haderten andere immer noch dem Videobeweis, der einem möglichen zweiten Club-Treffer die Anerkennung raubte. Ein weiterer Teil der FCN-Fans äußerte lautstark seinen Unmut über Aufstellung und die von Cheftrainer Michael Köllner vorgenommenen Auswechslungen.

Diese nächste bittere Niederlage im Abstiegskampf ist ein weiterer Tiefschlag für den angeknockten Altmeister, der sich in der 62. Minute auf einem guten Weg zu einem möglichen Auswärtserfolg am Rhein gewähnt hatte, als Adam Zrelak das Leder zur vermeintlichen Gästeführung ins Netz spitzelte. Die Spieler richteten sich bereits auf den folgenden Anstoß ein, die Clubfans jubelten noch ausgiebig, als alle, die es an diesem Nachmittag mit den FCN hielten, jäh auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurden. Bastian Dankert hatte Kontakt zum Kölner Keller aufgenommen, wo sie eine minimale Abseitsstellung des Club-Stürmers gesehen hatten.

Auf Seiten des FCN haderten sie mit dem Videobeweis, Abwehrspieler Enrico Valentini fühlte sich gar um Punkte "beraubt". Wenige Zen­ti­me­ter entschieden über Jubel oder Frust - und auch wenn sich Zrelaks Fußspitze eine Nuance im strafbaren Bereich befunden hatte, was eine Aberkennung des Treffers rechtfertigt, so war diese Entscheidung ein neuerlicher Nackenschlag für den Club. Für Keeper Christian Mathenia war es gar "ein Brustlöser, endlich mal zu führen. Der Umschwung war brutal für uns. Wir haben das nicht mehr weggesteckt."

Vorne ohne Durchschlagskraft

Dabei war die Köllner-Elf den Rheinländern über weite Strecken der Partie ebenbürtig, Mainz kann mit 53 Prozent eine minimal bessere Ballbesitzquote als Nürnberg (47 Prozent) aufweisen. Bei der Zweikampfquote haben allerdings auch die 05er die Nase vorn, hier führen sie mit 57 Prozent gegenüber den 43 Prozent auf FCN-Seite. Und obwohl der Club gut mithielt und beispielsweise auch eine höhere Laufleistung (113,60 Kilometer) gegenüber dem selbsternannten Karnevalsverein  (113,13) hat, spricht eine andere Statistik eine deutliche Sprache: Während es Mainz auf insgesamt 19 Torschüsse brachte, stehen für Nürnberg nur 8 Abschlüsse zu Buche.

 

Es zieht sich wie ein roter Faden durch diese Spielzeit, dass der Club stellenweise ganz passabel und auch mutig auftritt, doch vorne häufig Durchschlagskraft vermissen lässt. Und hinten, ja hinten machen es die Rot-Schwarzen den Gegnern oft zu leicht. So auch in der Opel Arena, als Kapitän Hanno Behrens bereits in der 11. Minute Gegenspieler Aaron im Strafraum zu Fall bringt und der FCN anschließend schon früh einem Rückstand hinterherlaufen muss.

Ewertons schwacher Wert

Was bei einem Blick auf die Zweikampfquoten der einzelnen Akteure auffällt: Ewerton weist eine Quote von nur 29 Prozent gewonnener Duelle auf, für einen Innenverteidiger eine unterirdische Größe. Doch dass der Brasilianer ansonsten auch gute Werte hat, belegt eine starke Passquote von 91 Prozent - die beste auf Seiten des FCN (den erst in der 87. Minute eingewechselten Kerk außen vor gelassen).

Ordentlicher Auftritt hin oder her - unterm Strich stehen nach jetzt 19 absolvierten Spielen mickrige elf Zähler auf der Habenseite beim Tabellenschlusslicht - eine blamable Bilanz. Und damit stellt sich die Frage: Ist der FCN noch zu retten? Noch trösten sie sich beim Club mit einem Blick auf die Konkurrenz, die selber ebenfalls Punkte liegen lässt. Doch was, wenn Hannover, Stuttgart oder Augsburg plötzlich eine ähnliche Siegesserie hinlegen wie zuletzt der enteilte Konkurrent Düsseldorf?

Köllner: "Macht mich sogar noch ein bisschen schärfer"

So langsam muss der Altmeister wieder selbst Zähler einfahren, immerhin kommen bald wieder - bei allem Respekt - andere Kaliber als Hertha oder Mainz. Darauf, dass gegen Teams wie Bayern oder den am Samstag entfesselt aufspielenden Tabellenführer aus Dortmund Punkte eingefahren werden, sollte Nürnberg nicht setzen. "Wenn ich die Widrigkeiten umschiffen kann und halte die Mannschaft in der Liga, dann ist es mit nichts zu vergleichen, was ich je in meinem Leben geschafft habe. Ich bin nicht der Typ aufzugeben, im Gegenteil, das macht mich sogar noch ein bisschen schärfer", gab sich Köllner auch nach der Niederlage in Mainz gegenüber der dpa kämpferisch.

Bei der beinahe aussichtslosen Mission Klassenerhalt muss der Coach aller Voraussicht nach überwiegend auf den bisherigen Kader bauen. "Unterschiedsspieler werden für uns nicht zu bezahlen sein. Die Mannschaft, die es richten muss, ist im Kern diese Mannschaft. Da müssen wir versuchen, wieder aufzustehen", bekräftigte Sport-Vorstand Andreas Bornemann bei Sky. Einen Neuzugang könnte es ja vielleicht doch geben: Der frühere Fürther Offensivmann Ivo Ilicevic soll sogar schon beim Medizincheck gewesen sein.

83 Kommentare