NBC-Neuzugang Oehle will wieder angreifen

21.8.2014, 20:12 Uhr
NBC-Neuzugang Oehle will wieder angreifen

© Foto: Wolfgang Zink

1992, im Erscheinungsjahr der amerikanischen Basketballkomödie „white men can’t jump“ war Robert Oehle gerade einmal vier Jahre alt. Heute, mit 26 Jahren und einigen eigenen Erfahrungen mit afroamerikanischen Basketballern reicher, gehört der Spielfilm mit Wesley Snipes und Woody Harrelson in den Hauptrollen zu seinen Lieblingsfilmen.

„Das ist halt ein Running-Gag, dass die Amerikaner kommen und denken, sie könnten besser Basketball spielen als wir Europäer. Ich habe aber auch oft schon erlebt, dass die gegen einen dann auch ganz schön alt ausgesehen haben“, sagt Oehle, der erst mit 13 Jahren über eine Arbeitsgemeinschaft seiner Schule die Leidenschaft für den Basketball-Sport entdeckt hat. „Mit dem Basketball habe ich mein eigenes Ding gefunden. Ich komme aus dem Norden und da ist eher Fußball oder Handball angesagt. Meine Mutter ist Handballerin. Die wollte mir dann aber immer erklären, wie der Sport funktioniert und beim Fußball hatte ich keinen Bock, in der Verteidigung zu spielen“ sagt Oehle und grinst.

Ein lehrreicher Abstieg

Eine gute Entscheidung — denn 2006 wurde der 2,09-Meter-Hüne in seinem nordrhein-westfälischen Heimatverein DJK Rheda von den Paderborn Baskets entdeckt, für deren Juniorenmannschaft er dann mit starken Leistungen auf sich aufmerksam machte. Bereits mit 18 debütierte Oehle im Paderborner Erstligateam und wurde Junioren-Nationalspieler. Im August 2008 gewann er mit dem deutschen U20-Team an der Seite von Tibor Pleiß, Robin Benzing und dem Kurzzeit-NBA Profi Elias Harris die B-Europameisterschaft in Rumänien. „Das war richtig cool, dass wir da gewonnen haben“, sagt Oehle über seinen bisher größten Erfolg.

Nach dem Abstieg der Paderborner führte ihn sein Weg zunächst in die zweitklassige Pro A zu den Saar- Pfalz Braves, ehe er für eine Spielzeit in Gießen anheuerte. Ein sehr lehrreiches Jahr, denn mit dem verlorenen Abstiegsspiel gegen Hagen stand der abermalige Abstieg aus Deutschlands höchster Spielklasse fest — die bisher größte Enttäuschung seiner Karriere. „Man lernt bei so einem Abstieg auch die schlechten Seiten des Sports kennen. Es ist sehr schlimm, wenn Leute dadurch ihren Job verlieren“, sagt der Abiturient, der an der Fernuniversität Hagen mit seinem BWL-Studium für die Zeit nach der Karriere vorsorgt.

Trotzdem war die Spielzeit für Oehle kein verlorenes Jahr. In seinem Kollegen Elvir Ovcina stand ihm ein erfahrener Mentor zur Seite, den er heute noch zu seinen sportlichen Vorbildern zählt. „Elvir hat ein sehr gutes Auge für seine Mitspieler. Ich dachte mir, wenn du einmal so spielen kannst wie er, dann bist du ein guter Center“, sagt Oehle über den ehemaligen bosnischen Nationalspieler.

„Einer von vielen?“ Von wegen!

Am Ende boten ihm die Walter Tigers Tübingen einen Zweijahresvertrag an. Im Schwabenland wurde er zwar vom Anhang mit Sprechgesängen als einer der Publikumslieblinge gefeiert — nachhaltig durchsetzen konnte er sich allerdings nicht. In der Rückrunde der vergangenen Saison setzte ihn zudem noch eine Fußverletzung wochenlang außer Gefecht.

Zeit also für einen Neubeginn beim Nürnberger Basketballclub: „Die letzten Jahre waren nicht so berauschend für ihn. Er muss jetzt seinen Rhythmus wieder finden und kann im Saisonverlauf mit seinem Scoring und Rebound-Potenzial ein wichtiger Faktor für uns werden. Das müssen wir uns nun gemeinsam erarbeiten“, sagt sein Trainer Ralph Junge.

In Nürnberg ist er, anders als einst in seiner Fußballmannschaft, auch in der gegnerischen Zone gefordert. „Er soll vor allem auch in der Offensive eine wichtige Rolle für uns spielen. Er ist ein Kämpfer mit einem guten Händchen“ , sagt Junge.

Nicht alle haben ihm überhaupt so einen Karriereverlauf zugetraut. „Robert war einer von vielen. Es ist bemerkenswert, welche Entwicklung er genommen hat“, sagt Florian Eichstätt, ein ehemaliger Jugendtrainer. Einer von vielen soll er beim NBC jedenfalls nicht sein: „Robert wird von Anfang an Verantwortung bei uns übernehmen“, sagt Junge. Robert Oehle kann nun also beweisen, dass es weiße Männer bringen können.

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