Neu bei den Ice Tigers: Anführer Marc El-Sayed

4.9.2014, 09:54 Uhr
Neu bei den Ice Tigers: Anführer Marc El-Sayed

© Zink

Marc El-Sayed trägt das harte Los eines Rollenspielers mit Stolz. So stand das vor nicht allzu langer Zeit im Mannheimer Morgen. Manager und Trainer der Mannheimer Adler durften dann noch Einstellung und Bescheidenheit des Angreifers loben und dessen Stärken aufzählen: Schüsse blocken, an jedem noch so kleinen Detail arbeiten, zudem habe er sich stock- und lauftechnisch verbessert. "Und wer weiß", so endete das Porträt, "vielleicht spielt El-Sayed ja wieder eine wichtige Rolle?"

Solche Sätze hat man auch schon gelesen - über Adrian Grygiel, über Uli Maurer, über Gert Acker und alle anderen, die in Nürnberg das harte Los eines Rollenspielers mit Stolz getragen haben. Die für ihre Einstellung und ihre Bescheidenheit gelobt wurden. Die aber das Power-Play der Ice Tigers trotzdem nur von den guten Plätzen auf der Bank mitansehen durften. Und deren Namen allenfalls auf den Fan-Trikots besonders fachkundiger Anhänger zu finden waren.

Neu bei den Ice Tigers: Anführer Marc El-Sayed

Vier Angriffsreihen werden im Eishockey pro Mannschaft über die Bande geschickt. Zwei sind dafür zuständig, Tore zu schießen, die dritte soll die Gegner ärgern - und die vierte keine Fehler machen und den ersten drei Reihen Verschnaufpausen verschaffen. Mit modernem Eishockey hat das zwar nichts mehr zu tun, Viertreihenspieler gilt aber als Makel - auch wenn man in Mannheim angestellt ist, wo Nationalspieler traditionell schon aus logistischen Gründen auch mal in der vierten Reihe auflaufen müssen.

Trotzdem ist Marc El-Sayed im Frühjahr nach Nürnberg gewechselt, nach sieben Jahren bei Deutschlands potenziell bestem Eishockey- Klub. "Hier in Nürnberg ist das alles genauso professionell", sagt El- Sayed, "in Mannheim aber ist alles noch ein bisschen pompöser." Er sagt das ohne hörbaren ironischen Unterton, er meint das einfach so. Aber dass es den Spielern dort zu gut geht, das will er so nicht bestätigen. Wahrscheinlich, weil es auf ihn am allerwenigsten zugetroffen hat.

El-Sayed war 15 Jahre alt, als er aus Bad Nauheim zu den Jungadlern wechselte. Im Eishockey gilt man da schon als Eigengewächs - vor allem bei einem Klub, der zwar für seine Nachwuchsarbeit gelobt wird, aber trotzdem jedes Jahr Nationalspieler aus Wolfsburg oder Krefeld verpflichtet. El-Sayed arbeitete jedes Jahr an jedem noch so kleinen Detail und führte am Ende doch wieder die vierte Reihe aufs Eis. "Es ist sicher schwer, sich da durchzusetzen, einen großen Bonus hat es da nicht gegeben, aber den hat es für niemanden gegeben."

Die Reihe ist doch egal - oder?

Egal, das ist Geschichte. El-Sayed ist jetzt Angestellter der Ice Tigers GmbH, weil er seine "sportliche Perspektive" in Nürnberg für aussichtsreicher hält, weil er sich auf "persönlicher Ebene" weiterentwickeln will.

Sieben Spiele hat er mittlerweile in den schicken schwarzen und weißen Trikots absolviert, aufgelaufen ist er meist in: der vierten Reihe. Nur war diese vierte Reihe bislang die auffälligste. Mittelstürmer El-Sayer fiel dabei als laufstark, trotzdem kantig auf, als beweglich und verantwortungsbewusst. Er weiß, dass er sich für höhere Aufgaben angeboten hat, er mit seiner Spielkontrolle aber auch die Idealbesetzung für eine Führungsrolle ist - auch wenn seine Nebenleute nur unwesentlich jünger sind.

"Jeder will natürlich so viel wie möglich spielen, will im Power-Play aufs Eis", sagt er, "aber wenn ich mit so Top-Leuten wie David (Elsner) und Marius (Möchel) aufs Eis gehe, ist es doch egal wie die Reihe heißt." Außerdem: "In Nürnberg oder Mannheim in der vierten Reihe spielen zu dürfen, ist doch immer noch eine Auszeichnung."

Jaspers, Reinprecht, El-Sayed

Mehrdimensionalität ist eine Qualität von Spielern wie El-Sayed, im internen Wettkampf um Spielzeit, Tore und Vorlagen ist sie für ihn selbst nicht immer von Vorteil. In Nürnberg soll der 23-Jährige auch Führungsspieler sein, mit Jason Jaspers und Steven Reinprecht sitzen dafür gute Vorbilder in der Kabine. Auch das könnte er meinen, wenn er davon spricht, sich als Eishockey- Spieler weiterentwickeln zu wollen, den nächsten Schritt zu machen. "Natürlich will ich mehr Tore schießen, aber das ist nicht mein primäres Ziel", sagt El-Sayed. "Wenn die Mannschaft Erfolg hat, dann habe ich mich auch weiterentwickelt."

Marc El-Sayed ist ein ernsthafter junger Mann. Er passt gut zu David Elsner, der so frech spielt wie er redet. Und er passt gut zu den Ice Tigers und ihren hohen Zielen. In Nürnberg wird er, das kann man jetzt schon behaupten, eine wichtige Rolle spielen. Und vielleicht wird das nicht jeder sehen.

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