Neu im Nürnberg-Dress: Das ist Palacios' Plan beim FCN!

10.1.2018, 05:39 Uhr
Neu im Nürnberg-Dress: Das ist Palacios' Plan beim FCN!

© Sportfoto Zink / DaMa

+++ Rot-Schwarzes Spanien: Der Ticker aus dem Club-Camp +++

Zunächst weiß Federico Palacios-Martinez nicht so recht, was er sagen soll. Nach einer kurzen Gymnastik- und Laufeinheit auf dem Nebenplatz in Oliva Nova, wo das Testspiel gegen KAA Gent stattfand (0:1), steht er vor den Journalisten – und soll unter anderem erläutern, warum er noch nicht so gut ist wie Timo Werner oder Yussuf Poulsen. "Die Umstellung von Jugend- auf Profifußball war groß", sagt der neue Club-Stürmer, "es hat einfach nicht sein sollen."

Solche Geschichten kennt man ja. Von einem offensichtlich begabten Fußballer, dem bereits früh der Kopf verdreht wird, mit dicken Schlagzeilen und einem Haufen Geld. Bis er irgendwann selbst glaubt, der Größte und Beste zu sein oder einfach nur den Anschluss verliert. Auch der 1. FC Nürnberg hat schon seine Erfahrungen machen müssen mit offensichtlich überschätzten Jungstars.

Hasenhüttls Idee

Nassim Ben-Khalifa zum Beispiel, einst U17-Weltmeister, sollte sich 2011 beim Club endlich freispielen. Dieter Hecking glaubte, den Schweizer wieder hinzukriegen. Tore hat Nassim Ben-Khalifa allerdings nur in der zweiten Mannschaft geschossen; am Samstag wird er 26 Jahre alt und hat bereits 13 Mal den Verein gewechselt. Glücklich geworden ist er nirgends. Wahrscheinlich haben sie ihm überall erzählt, von Eskisehir bis St. Gallen, der Größte und Beste zu sein. Dabei wollte er wahrscheinlich einfach nur seine Ruhe haben und Fußball spielen. So wie früher. Als ihn kaum jemand wahrnahm.

Auch Federico Palacios-Martinez kennt diese Geschichten. Mit 14 wollte ihn der FC Bayern, in der B- und A-Jugend des VfL Wolfsburg erzielte er später in 92 Spielen satte 82 Tore, 29 davon in seinen letzten 14 Partien für den VW-Klub. Deutscher Meister ist er im Frühsommer 2013 mit der U19 geworden; bereits im Januar 2014, als 18-Jähriger, wechselte er zum damaligen Drittligisten RB Leipzig, der Perspektiven wegen, wie er damals sagte. Dreieinhalb Jahre später versicherte sein Trainer Ralph Hasenhüttl: "Ich sehe in dem Burschen sehr viel Potenzial." So etwas sagen Trainer häufig, wenn sie nicht den Ist-Zustand beschreiben, sondern eine Idee.

Das Streben nach Vollendung

Die Geschichte von Federico Palacios-Martinez ist noch eine unvollendete, der Angreifer gilt vielmehr, wie man es gerne formuliert, als Versprechen für die Zukunft. Das allerdings irgendwann eingelöst werden muss, sonst sind Ruf und Laufbahn früher oder später ruiniert.

"Top-Talent", "Knipser", so schmeichelten sie ihm. Mittlerweile ist er nur noch einer von vielen. Also hat sich Federico Palacios-Martinez, Sohn eines Spaniers und einer Deutschen, aufgewachsen in Hannover, jetzt gegen sein hohes Gehalt beim Red-Bull-Franchise entschieden und für die neue Herausforderung. Weniger ist manchmal mehr, hat sich der 22-Jährige gedacht. Wohl wissend, dass es schon seine letzte Chance sein kann. Den VfL verließ er ja einst mit der Begründung, etwas in Sorge zu sein um seine Karriere. Mit 18. "Ich hatte kein gutes Gefühl" sagte er zum Abschied.

Viel besser kann das Gefühl in Leipzig nicht geworden sein. Bei den Profis blieb er in dreieinhalb Jahren tatsächlich ohne einen Treffer. Dass er in der vergangenen Runde Torschützenkönig in der Regionalliga Nordost geworden ist? Geschenkt. Palacios-Martinez hat andere Ansprüche.

"Er weiß, wo das Tor steht"

Gegen Mittag traf er am Dienstag mit Sportvorstand Andreas Bornemann im Mannschaftshotel nahe Valencia ein, um gleich wieder aufzubrechen ins 70 Kilometer entfernte Oliva Nova. Während die Kollegen nebenan gegen den belgischen Erstligisten Gent testeten, drehte Palacios-Martinez seine Runden. "Er braucht sicher noch einen Schliff", sagt Trainer Michael Köllner über den zweiten Winter-Zugang. Und vor allem sein Selbstvertrauen aus Wolfsburger Tagen. "Seine Torquote ist außergewöhnlich, er weiß, wo das Tor steht."

Das Fußballspielen wird Federico Palacios-Martinez, der Spaniens Weltmeister David Villa zum Vorbild hat ("Auch nicht so groß, auch Mittelstürmer"), schon nicht verlernt haben während seiner phasenweise ernüchternden Lehrjahre. "Ich bin ein Stück erwachsener geworden in Leipzig", erzählt er den Journalisten, "ich habe viel erlebt, positive Dinge, negative Dinge, es war eine schöne Zeit." Die noch schöner gewesen wäre, wenn er regelmäßig zum Einsatz gekommen wäre.

Zuschauen war gestern

In den vergangenen vier Monaten schaute er bloß zu, weil die Leipziger ihre U 23 im Sommer abgemeldet hatten. "Vielleicht hat manchmal einfach ein Tor gefehlt", sagt Federico Palacios-Martinez noch. Ja, vielleicht.

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