Neue Torwartdiskussion beim Club: Kirschbaum wehrt sich

9.11.2015, 06:00 Uhr
Der Samstag war ein gebrauchter Tag für Thorsten Kirschbaum. Einmal mehr patzte er in Berlin.

© Sportfoto Zink Der Samstag war ein gebrauchter Tag für Thorsten Kirschbaum. Einmal mehr patzte er in Berlin.

"Ich will den Ball zur Seite abwehren, aber der kommt dann zentral und ich schaffe es nicht mehr", sagt Kirschbaum über die Szene in der 21. Minute, als der Berliner Christopher Trimmel aus 25 Metern einfach mal geschossen hatte, Kirschbaum damit aber offensichtlich überfordert war und den Ball vor die Füße von Bobby Wood prallen ließ, der zum 1:1 traf.

Von einem "individuellen Fehler", der das Spiel veränderte, sprach später Trainer René Weiler. Und weil er das mehrmals tat, drängt sich der Eindruck auf, dass da einer längst darüber nachdenkt, ob es eine gute Idee war, nach der Verletzung von Raphael Schäfer den eigentlich schon degradierten Kirschbaum wieder zur Nummer eins zu machen.

In Berlin hat Kirschbaum nach seinem Fehler noch zwei normale Tore hinnehmen müssen. Normal deshalb, weil es da eben Feldspieler waren, die Fehler machten. Er hat auch noch einen Kopfball sehr reaktionsschnell über die Latte gelenkt - aber das nutzte alles nichts mehr, die Torwartdiskussion beim Club war da längst schon wieder in vollem Gange.

"... dann steht es 1:1. Das Spiel war nicht verloren"

Am Sonntag, nach einer Nacht in der er "nicht so gut geschlafen" hat (Kirschbaum), beteiligt sich der Torwart an dieser Diskussion. Dass er das in Nürnberg überhaupt und immer wieder tun muss? "So ist das eben", sagt Kirschbaum, "ich ärgere mich selbst am allermeisten." Ob er merkt, dass ihm im Umfeld das Vertrauen fehlt? "Habe ich nicht mitbekommen", sagt Kirschbaum. Und überhaupt, findet der Torwart, könnte es nicht sein, dass er jetzt für alles verantwortlich gemacht wird: "Man muss ein bisschen vorsichtig sein, alles darauf zu reduzieren“, sagt Kirschbaum über seinen Fehler, "wenn man in der 20. Minute ein Gegentor bekommt, dann steht es 1:1. Das Spiel war nicht verloren."

Natürlich ist Kirschbaums Analyse richtig. Natürlich hätte das 1:1 auch in seiner Entstehung schon verhindert werden können, wenn Trimmel auch nur ein wenig angegriffen worden wäre. Aber der Eindruck, dass Kirschbaum es nicht vermag, der Mannschaft dauerhaft Halt zu verleihen, weil er zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, dass da einer auch mit seinem eigenen Unglück hadert verstärkt sich je älter die Saison wird. So ähnlich hatte man das vor der Spielzeit schon aus Stuttgart gehört, wo sie Kirschbaum nicht mehr unbedingt wollten: Guter Torwart, schwache Nerven.

Kirschbaum selbst redete sich am Sonntagvormittag noch ein wenig in Rage, dann entschied er sich für Fatalismus gepaart mit Kampfgeist. "Ich habe lange auf diese Chance gewartet. Jetzt läuft es so, was soll ich machen?" Die Antwort gab er sich dann selbst: "Ich muss nach vorne gucken, weiter trainieren und hoffen, dass es besser wird."

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