Achtungserfolg! Couragierter Club punktet gegen Dortmund

18.2.2019, 22:26 Uhr
Hanno Behrens und sein FCN haben sich gegen Dortmund teuer verkauft. Ein Sieg sprang gegen den Tabellenführer nicht heraus, auch wenn der Club-Captain durchaus Chancen hatte.

© Sportfoto Zink / DaMa Hanno Behrens und sein FCN haben sich gegen Dortmund teuer verkauft. Ein Sieg sprang gegen den Tabellenführer nicht heraus, auch wenn der Club-Captain durchaus Chancen hatte.

 Wer selbst seit fast fünf Monaten kein Bundesliga-Spiel mehr gewonnen hat, sollte besser nicht mit dem Finger auf andere zeigen. Am Montagabend lief immerhin der aktuelle Tabellenführer ins ausverkaufte Max-Morlock-Stadion ein, allerdings mit ein paar Schrammen und Kratzern. Wettbewerbsübergreifend wartete der BVB seit sage und schreibe vier Begegnungen auf einen Sieg, was sich in Dortmund ungefähr so anfühlen muss wie der drohende Abstieg in Nürnberg.

Der Altmeister trifft die Angeknockten 

Dass die Borussia in ihrer kleinen Ergebniskrise aber lediglich in Tottenham nach 90 Minuten auch verloren hatte, ging fast ein wenig unter in der um sich greifenden Aufbruchstimmung beim Letzten. "Angeknockter Spitzenreiter" konnte man vorab selbst auf fcn.de lesen; eigene Zuversicht, so schien es, zog der krasse Außenseiter vor allem aus ungewohnten Schwächen der Schwarz-Gelben. Der Trainerwechsel der Nürnberger floss da eher nebenbei ein in die Analysen und Prognosen.

Bis auf Weiteres sollen es Boris Schommers und sein Assistent Marek Mintal richten beim Club, ihre gemeinsame Premiere konnte sich durchaus sehen lassen. Ihre Elf verdiente sich beim 0:0 mit großem Einsatz einen überraschenden Punkt, der noch wichtig werden kann. Dortmunds Vorsprung auf den FC Bayern ist derweil auf drei Zähler zusammengeschrumpft.

Zumindest kurzfristig, das wussten die Aufsichtsräte vor ihrer Entscheidung am Montag vor einer Woche wahrscheinlich nicht, hat so ein Trainerwechsel in den vergangenen Jahren nicht viel gebracht beim 1. FC Nürnberg. Seit Januar 2010 konnten nur Valerien Ismael, Rene Weiler und Michael Köllner ihre jeweils erste Partie gewinnen, allerdings in der Zweiten Liga. Eine Klasse höher scheiterte selbst Dieter Hecking beim Versuch, seine zuvor havarierende Mannschaft schnellstmöglich wieder auf Kurs zu bringen.

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Schommers baute dafür personell gleich kräftig um; seine drei Änderungen im Vergleich zum 0:2 in Hannover hatten sich abgezeichnet, wobei von Kubos und Löwens Hereinnahme insbesondere die Offensivbemühungen profitieren sollten, Petrak rückte nach verbüßter Gelb-Sperre wieder vor die Abwehrreihe.

Am System rüttelte Schommers vorerst nicht, wie gehabt beließ er es bei einer Spitze, freilich schien er in die Köpfe seiner Profis vorgedrungen zu sein. Sein Club verteidigte zwar mit elf Mann, jedoch unheimlich aggressiv – und war nach etwa 20 Minuten auch darauf bedacht, den Ball nicht nur über Befreiungsschläge nach vorn zu bringen.

Mathenia macht Heini Müller Spaß 

Weil die Dortmunder Ultras aus Protest gegen den Montagstermin erst gar nicht angereist waren und sich ihre Kollegen aus Nürnberg in den ersten 45 Minuten auf zum Teil handfesten Protest gegen die nationalen Fußball-Verbände konzentrierten, hätten weite Strecken der ersten Halbzeit atmosphärisch auch einem Heini-Müller-Jubiläumskick zur Ehre gereicht.Der Meisterspieler feierte am Montag seinen 85. Geburtstag - und wird seinen Augen nicht getraut haben.

Der BVB hatte mehr Ballaktionen, ließ die Kugel phasenweise 30-, 40-mal in den eigenen Reihen zirkulieren, ohne dass ein Nürnberger auch nur in die Nähe gekommen wäre. Bis auf vier Abschlüsse von Götze (34., 35., 45.), der jeweils am vorzüglichen Torwart Mathenia scheiterte, brachte der Favorit aber im letzten Drittel nicht viel zustande, der Club näherte sich binnen weniger Sekunden mit zwei Behrens-Kopfbällen (28.) dem 1:0 zumindest an.

Spätestens nach der zweiten Unterbrechung wirkte Dortmund ziemlich genervt; aus dem Unterrang der Nordkurve waren schwarz angemalte Tennisbälle aufs Feld geflogen, einige flogen auch wieder zurück, außen beschwerten sich Borussias Funktionäre beim vierten Offiziellen. So lange, bis Schiedsrichter Osmers vor einem Eckstoß für Dortmund zur Pause pfiff.

Nürnberg ist nicht Tottenham, kann unter neuer Führung aber offenbar selbst einen Champions-League-Achtelfinalisten mit kompromissloser Dienstverrichtung beeindrucken – die Erkenntnis wird dem Club, der in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs durch Pereira noch zu einem wuchtigen Abschluss kam, sehr gut getan haben, schien aber auch den geballten Zorn der Schwarz-Gelben zu provozieren.

Alcacer, vorbei! 

Erneut Götze scheiterte mit einem Flachschuss an Mathenia, das nächste Zeichen, dass an diesem Abend vielleicht doch etwas mehr drin sein könnte für den weiter tapfer dagegenhaltenden 1. FC Nürnberg. Also sollte es der Super-Joker richten; nach gut einer Stunde stürmte auch noch Alcacer mit, der BVB rannte mit unvermindert hoher Intensität an, prallte aber häufig einfach ab am geschickt verschiebenden Defensivverbund des Gegners. Alcacer verzog in der 86. Minute knapp.

Es half alles nichts, der Club ließ sich den Punkt nicht mehr entreißen. Der letzte Nürnberger Bundesliga-Sieg nach einem Trainerwechsel ist somit weiter über 14 Jahre her, Hans Meyer in Kaiserslautern. Schommers wird‘s verschmerzen.

1. FC Nürnberg: Mathenia - Valentini, Mühl, Ewerton, Leibold - Petrak - Behrens, Löwen (77. Bauer) - Pereira, Kubo (85. Palacios) - Zrelak (66. Ishak).

Borussia Dortmund: Bürki - Wolf, Weigl, Zagadou, Diallo - Delaney (80. Bruun Larsen), Witsel - Philipp (63. Alcacer), Guerreiro - Götze.

Tore: | Gelbe Karten: Mathenia - Witsel | Schiedsrichter: Osmers (Hannover) | Zuschauer: 50.000 (ausverkauft).

+++ Der Live-Ticker zum Nachfiebern! +++

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