Neuzugang Matt Gibson: Ein Wandervogel für die Falken

28.9.2017, 17:35 Uhr
Matt Gibson (mit Ball) ist der neue Spielgestalter bei den Nürnberg Falcons BC.

© Sportfoto Zink/OGo Matt Gibson (mit Ball) ist der neue Spielgestalter bei den Nürnberg Falcons BC.

Nun haben sie aber bereits sein erstes Ziel verfehlt, bei den favorisierten Niners in Chemnitz reichte es nur zu drei guten Vierteln. Gibson braucht ein neues Ziel – zum Beispiel die junge Mannschaft am Samstag (19.30 Uhr) im ersten Heimspiel gegen Baunach anzuführen.

Bei den Falcons werden sie darüber nicht lachen können. Dass die Firma, die ihre Trikots hätte beflocken sollen, kurz vor dem Beginn der Saison die Buchstaben ausgegangen sind, ist nicht ihre Schuld und wurde trotzdem schon ausgiebig thematisiert. Bei einem Spieler, der sich seinen Namen auf den Schultergürtel hat tätowieren lassen, muss man aber trotzdem vermuten, dass er sich ziemlich gut auf seinen neuen Arbeitgeber vorbereitet hat. Das Trikotbeflockungsproblem ist schließlich kein neues in Nürnberg.

So kam es jedenfalls, dass Matthew Gibson vor einer Woche noch im Trikot eines Spielers auflaufen musste, der derzeit in den USA studiert. Gibson trug die Nummer 14, unter dem Namen Schröder verbarg sich mit "M. Gibson", sein Name, den er sich quer über die Schultern hat tätowieren lassen. Unter dem Schriftzug ist noch erstaunlich viel Platz, womöglich wollte er mit dem Stechen seiner Trikotnummer 21 noch ein wenig warten.

Nach Engagements in Venezuela, Rumänien, Belgien, Finnland, Italien, Frankreich und Ungarn weiß der 32 Jahre alte US-Amerikaner, dass man Entscheidungen für die Ewigkeit nicht überhastet treffen sollte. Dafür hat er seine Arme komplett tätowieren lassen. Der ebenfalls ganzkörpergestochene Nürnberger Eishockey-Profi Patrick Köppchen und er könnten wahrscheinlich stundenlang ineinander lesen.

"Excited for the Schnitzel"

Gibson ist ein Basketballweltreisender, weshalb ihm die Vorbereitung mit den Falcons auch gar so gut gefallen hat. In Frankreich musste er Treppen hochsprinten oder endlose Runden auf der Leichtathletikbahn aneinanderreihen, ohne einmal den Ball in der Hand zu haben. Von Deutschland hat er bislang hingegen gar nicht so viel gesehen, weil sein Team in China spielte, in Österreich oder eben in Chemnitz, wovon die Falcons zum Saisonauftakt mit einem 64:82 zurückkehrten. Überraschend war das nicht, Chemnitz zählt zu den wenigen Aufstiegsaspiranten in der Pro A.

"Wir wollen zunächst einmal nicht absteigen", erklärt Gibson, so viel weiß er bereits von seinem Kumpel Josh Young, der es sich offensichtlich zum Ziel gemacht hat, möglichst oft zwischen den Falcons und Rasta Vechta hin und her zu wechseln. Gibson sieht sich selbst als Führungsspieler, der solche Ziele vorgibt. Ein Vorarbeiter will er sein; immer bereit zu zeigen, dass es ein Privileg ist, Basketball-Profi zu sein. Nur Dan Oppland ist etwas älter als er, die meisten seiner Kollegen sind jünger, sehr viel jünger sogar. Gibson mag sie schon jetzt, obwohl die Saison gerade einmal 40 Minuten alt ist. "Unsere Mannschaft ist auf dem Boden geblieben. Bescheidene Jungs, die vor allem sehr gut Englisch sprechen."

Gibson ist in Oklahoma City geboren, er spielte für das College-Team der University of Hawaii in Manoa, zu Hause aber ist er in Finnland bei seiner Freundin Anni Mäkitalo, die für die BG Donau-Ries in der 1. Basketballbundesliga aktiv ist. Gibson wollte schon immer nach Deutschland. Wer Rumänien, Venezuela und Ungarn schon ausprobiert hat, dem kann man das auch glauben, selbst wenn sein Motiv etwas seltsam wirkt. "I’m very excited for the Schnitzel", sagt er, eine Übersetzungwürde diesen Satz nur seiner Schönheit berauben.

Party und Hilfe

Auf dem Parkett will Gibson für Ralph Junge ein zweiter Coach sein, Floor General nennt man solche Spieler. Seinen jungen Kollegen will er auch außerhalb der Halle Lebenshilfe anbieten. "Es ist wichtig, dass man jemand hat, der noch immer mit ausgeht, der noch weiß, wie man mit jungen Menschen umgeht, der ihnen aber auch sagt, wann es vorbei ist, wann es besser ist, sich die Energie für Training und Spiel aufzusparen." Quasi ein Party General. Das C für Captain hat sich M. Gibson allerdings noch nicht auf die Brust schreiben lassen.

Verwandte Themen


Keine Kommentare