NFL-Playoffs: Endet die Ära Brady und Belichick?

19.1.2019, 15:23 Uhr
Ein erfolgreiches Duo - das schon bald Geschichte sein könnte? Für Tom Brady (li.) und Bill Belichick könnte das Duell gegen die Kansas City Chiefs am Sonntag bereits das letzte gemeinsame Spiel sein.

© Steven Senne/dpa Ein erfolgreiches Duo - das schon bald Geschichte sein könnte? Für Tom Brady (li.) und Bill Belichick könnte das Duell gegen die Kansas City Chiefs am Sonntag bereits das letzte gemeinsame Spiel sein.

In der Nacht von Sonntag auf Montag gehen die bisher sehr spannenden Playoffs in eine neue Runde. Die Conference Championships stehen an und damit auch das Spiel zwischen den New England Patriots und den Kansas City Chiefs. Das Spiel verspricht einiges an Spannung und soll laut Wetterdiensten mit Temperaturen zwischen -12 und -17 Grad Celsius das kälteste Spiel in der Geschichte des "Arrowhead Stadium", der Heimspielstätte der Chiefs, sein. Wieder einmal werden sich dabei viele Blicke auf das Trainer/Quarterback-Gespann Bill Belickick und Tom Brady richten, die mit ihrem Sieg im vergangenen Spiel gegen die Los Angeles Chargers den 127. Erfolg seit 2010 und damit die meisten Siege in einem Jahrzehnt feiern konnten. Die Reihe der Erfolge wird immer länger und scheint umso besonderer, schenkt man den Gerüchten um das Verhältnis des Erfolgs-Duos Glauben.

Brady bricht Rekorde

Trotz einer eher durchwachsenen Saison gehören die Patriots um Brady, Belichick und Co. zweifellos zu den besten Teams in der Liga, wie sie mit dem achten Einzug in die AFC Championship Games in Folge verdeutlicht haben. Der erfahrene Brady stand seit Beginn seiner Karriere bereits achtmal im Super Bowl - Spitzenwert unter den Quarterbacks der Liga. Die Teilnahmen waren zudem überdurchschnittlich erfolgreich: Die begehrte Vince Lombardi Trophy ging während seiner Ära fünfmal in den Besitz der Patriots über. Er hat ebenfall die meisten Siege, die meisten Touchdown-Pässe und die meisten Passing Yards eines Quarterbacks in den Playoffs eingefahren. Die Zahlen sprechen für sich, vor allem, wenn man Bradys Alter bedenkt. Mit 41 Jahren führt er die Liste der ältesten, noch aktiven Quarterbacks in der NFL an - und das ohne signifikant schlechter zu werden. Doch was wäre das Ausnahmetalent ohne seinen Coach?

Eine lange gemeinsame Geschichte

Belichick und seine Assistenten sind dafür bekannt, ein besonders gutes Auge für das Potenzial eines Spielers zu haben. Das führt dazu, dass sie oft nur wenig Geld für Neuzgänge ausgeben müssen und auch beim Draft schon häufig sehr gute, sehr "günstige" Picks gemacht haben. Der beste gelang ihnen wohl im Jahr 2000: In der sechsten Runde, als 199. Pick, beorderten sie Tom Brady ins Team an die Ostküste. Zur Erklärung: In der Regel werden zunächst die Spieler gewählt, bei denen die Verantwortlichen der Franchises das größte Potenzial sehen. Brady wurde zunächst also von den meisten deutlich unterschätzt. Davon kann heute natürlich keine Rede mehr sein.

Belichick und Brady sind ein sportliches Ausnahme-Duo und das, obwohl in der jüngeren Vergangenheit immer häufiger Gerüchte eines eher schlechten, unterkühlten Verhältnisses die Runde machten. Bill Belichick, der nicht gerade für sein sonniges Gemüt bekannt ist, soll im Gespräch mit Brian Cashman, GM der New York Yankees (US-amerikanisches Major-League-Baseball-Team aus New York City), angedeutet haben, dass er von Bradys Stand in der Franchise genervt sei: "Wenn Tom Brady etwas haben möchte, bekommt Tom Brady es".

Auch von Seiten des Ausnahme-Quarterbacks scheinen gewisse Spannungen auszugehen. Ein Kommentar über seinen Trainer lautete: "Er ist nicht der einfachste Coach". Brady scheint die ganze Situation so gestört haben, dass er vor dem Start in diese Saison an einen Wechsel gedacht haben soll. Eine unbekannte Quelle äußerte sich gegenüber dem ESPN-Autor Ian O’Connor folgendermaßen: "Tom weiß, dass Bill der beste Trainer in der Liga ist, aber er hat genug von ihm. Wenn Tom könnte, denke ich, würde er sich von ihm scheiden lassen."

Der Erfolg bleibt

Trotz des verlorenen Super Bowls in der vergangenen Saison sind die Patriots mit einer insgesamt zufriedenstellenden Leistung zurückgekommen. Der Erfolg bleibt somit – trotz Spannungen. Brady und Belichick verbindet nämlich etwas nicht Unwesentliches: der Ehrgeiz, die Disziplin und der Wille, für das Team alles zu geben. Deswegen und aufgrund der Tatsache, dass sich beide dem Team verpflichtet fühlen, funktioniert diese "Ehe" auch noch nach 19 Jahren, obwohl die Beteiligten offensichtlich nicht mehr glücklich sind. Trotz einer möglichen Niederlage am Montag gegen die Chiefs, können die "Pats"-Fans also hoffen, dass ihnen eine "Scheidung" - zumindest vor Bradys Karriereende - erspart bleibt. 

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