Nicht nur im Sand: FCN hinterließ in Belek Spuren

27.1.2015, 13:00 Uhr
Nicht nur im Sand: FCN hinterließ in Belek Spuren

© Foto: Sportfoto Zink

Allenfalls um Niclas Füllkrug musste man sich kurzzeitig noch ein bisschen Sorgen machen. Auf dem Rückflug aus der Türkei war der Profi des 1. FC Nürnberg bei der Stewardess vorstellig geworden und hatte sich, leicht blass im Gesicht, ein Glas Wasser und prophylaktisch auch eine Spucktüte geholt. Schon bei der Landung in Nürnberg war „Fülle“ aber wieder auf dem Damm, und Trainer René Weiler durfte sich über ein Trainingslager freuen, bei dem keinerlei gesundheitliche Probleme aufgetreten waren.

Selbstverständlich ist eine solche Bilanz nicht unbedingt, vor Jahresfrist etwa hatte Weilers Vorvorgänger Gertjan Verbeek in Andalusien fatale Ausfälle der Stammkräfte Makoto Hasebe und Emanuel Pogatetz zu beklagen. Dem Schweizer blieben solche Hiobsbotschaften erspart, obwohl man an der türkischen Riviera schon eine „harte, intensive Woche“ hinter sich gebracht hatte. Wobei auch der Spaß nicht zu kurz kam. Am Sonntagvormittag etwa hatte Weiler seine Schützlinge mit einem Wettkampf am Strand überrascht. Dabei mussten die Profis einen Hindernisparcours durch den Sand bewältigen, die Stoppuhr lief, bei Regelverstößen drohten Strafpunkte. Körperliche Anstrengung mit Gaudi-Faktor – Weilers Rezept ging auf, die Spieler waren mit Feuereifer bei der Sache.

Dem Trainer lieferte das teambildende Spektakel am Meer aber auch wertvolle Erkenntnisse. Zum Beispiel, welche Spieler die gestellten Aufgaben strategisch angehen und auch ihren Kopf gebrauchen und welche doch eher blindlings drauflos rumpeln. Weiler ist ein Fußball-Lehrer, der Cleverness schätzt. Begriffe wie Handlungsschnelligkeit, Spielintelligenz und Antizipation ziehen sich wie ein roter Faden durch seine Ausführungen.

Dennoch ist der geradlinige, nach eigener Einschätzung mitunter auch schon mal „brutal ehrliche“ Eidgenosse kein verkopfter Theoretiker, der seine Kicker mental überfordert. In den oft anspruchsvollen und abwechslungsreich gestalteten Trainingseinheiten macht Weiler klare Ansagen, bei Bedarf wird korrigiert und kritisiert, nie polemisch, aber stets bestimmt. Und die Spieler scheinen immer besser zu verstehen, was ihr eloquenter Vorgesetzter von ihnen will. Die Testspiele gegen Jeju United (3:1) und den FC Aarau (2:0) waren keine Galavorstellungen, doch ließen sie eine Handschrift erkennen. „Die Mannschaft funktioniert gut, sie verbessert sich und macht Fortschritte“, durfte Weiler zum Abschluss eines „erfreulichen Trainingslagers“ samt „Wetterglück“ bilanzieren.

Defensiv steht der Zweitliga-Achte inzwischen recht kompakt, weil Even Hovland und Jürgen Mössmer im Abwehrzentrum ein verlässliches Bollwerk bilden und auch Rechtsverteidiger Ondrej Celustka immer besser in Schwung kommt. Allenfalls die linke Seite bereitet noch ein paar Sorgenfalten. Mangels Alternativen dürfte Urgestein Javier Pinola zwar weiterhin erste Wahl sein, doch missfällt Weiler das bisweilen unkontrollierte Einsteigen des impulsiven Argentiniers, der sich auch gegen Aarau ein ebenso rüdes wie überflüssiges Foul leistete und durch solche Aktionen in der Liga den Erfolg der Mannschaft gefährden könnte. „Ich will, dass die Spieler ihren Kopf gebrauchen“, mahnt Weiler.

Im defensiven Mittelfeld gilt das zweikampfstarke Tschechenduo Ondrej Petrak und Jan Polak als gesetzt. In der offensiven Schaltzentrale führt an Alessandro Schöpf trotz Formschwankungen kein Weg vorbei.

Auch Füllkrug wirkt inzwischen wesentlich präsenter und hat sich dank seiner Dynamik etabliert, muss aber im Abschluss noch effizienter werden. Auf der linken Seite dürfte Neuzugang Sebastian Kerk die besten Karten haben. Der vom SC Freiburg ausgeliehene „U21“- Nationalspieler ist flink, laufstark und glänzte gegen Aarau schon mal als Vorbereiter. Und er scheint prädestiniert für Weilers Spielphilosophie mit schnell vorgetragenen Angriffen über die Flügel.

Mlapa hat Boden gutgemacht

Ganz vorne ist Torjäger Jakub Sylvestr unumstritten, Peniel Mlapa hat in Belek aber zumindest Boden gutgemacht. Der in der Vorrunde bisweilen etwas lustlos wirkende Leiharbeiter aus Mönchengladbach ist nach seiner Verletzungspause kaum wiederzuerkennen, erhielt im Training sogar Szenenapplaus von den mitgereisten Fans und belohnte sich mit einem Tor gegen Jeju. Zusammen mit Robert Koch, Daniel Candeias, Niklas Stark, Danny Blum und Tobias Pachonik dürfte Mlapa – Stand heute – den Kreis der Kaderspieler komplettieren.

Die Talente Manuel Bihr und Maximilian Dittgen hingegen werden sich zunächst wohl in der „U 21“ bewähren müssen. Keine Rolle mehr in Weilers Planungen spielen die Sommer-Flops Dave Bulthuis und Cristian Ramirez, beide sollen möglichst noch abgegeben werden. Auch, damit der klamme Club selbst mehr finanziellen Spielraum hat für die so dringend benötigten Zugänge. „Das Ziel ist und bleibt, dass da noch etwas passiert“, bekräftigte Weiler angesichts des doch „engen Kaders“, allerdings müsse der Neue dann „auch tatsächlich eine Verstärkung sein. Ich bin kein Freund von Aktionismus, und noch einen Spieler für die Breite brauchen wir meiner Meinung nach nicht.“

Spätestens wenn am kommenden Wochenende die Bundesliga beginnt, dürfte das Wechselkarussell Fahrt aufnehmen und diverse Kettenreaktionen auf dem am 2. Februar schließenden Transfermarkt auslösen. Dann wird wohl auch der Club noch einmal zugreifen – auch ohne akute Verletzungssorgen.

20 Kommentare