"Nicht schön, aber erfolgreich": Club entdeckt neue Qualitäten

24.2.2015, 05:59 Uhr

© Foto: Zink

Oliver Reck gratulierte einigermaßen freundlich dem Gegner, lobte sich und seine Mannschaft – und begann dann, um seinen Job zu kämpfen. „Wir haben“, sagte der Trainer von Fortuna Düsseldorf, „vieles richtig gemacht.“ Weil das nach einem 1:3 gegen den 1. FC Nürnberg aber seltsam klang, sagte Reck auch noch: „70 Minuten lang.“

Dummerweise hatte bei der Fortuna nach 71 Minuten dann nur noch wenig richtig funktioniert, Niklas Stark durfte in dieser 71. Minute für den Club die Führung von Pohjanpalo aus der 67. Minute ausgleichen, danach ging für Recks Düsseldorfer eigentlich alles schief. „Fußball geht eben 93 Minuten“, formulierte Reck die Angelegenheit zwar hölzern, aber doch so, dass ihn jeder verstand.

Fußball geht aber auch so, dass, wenn zu häufig zu viel schief läuft, irgendwann der Trainer gehen muss. Deshalb sagte Reck außerdem noch: „Aus der Situation kommt man nur raus, wenn man zusammensteht.“

Die Situation bei Fortuna ist nun aber so, dass von den Verantwortlichen keiner zu Reck stehen wollte, am Montagvormittag gab der Verein die Trennung vom Trainer bekannt. Dass 70 Minuten lang alles richtig gemacht wird, interessiert eben nicht mehr, wenn nach 93 Minuten der Gegner das Fußballspiel gewinnt.

Womöglich lag die Entlassung auch daran, dass sich nicht jeder sicher war, ob irgendeiner der Beteiligten während dieser ersten 70 Minuten tatsächlich so viel richtig gemacht hat. Ein schönes Spiel war es nicht, dass die beiden Traditionsvereine da aufführten. Also auch kein gutes Spiel? René Weiler, Recks von einer Entlassung weit entfernter Kollege aus Nürnberg, sieht das anders.

„Das Spiel war gut“, sagt Weiler, „weil es ein typisches Spiel war, in dem die mentale Stärke zum Tragen kommt.“ Bis zum 1:0 machte keine der beiden Mannschaften den Eindruck, als könnte sie die Spitzenteams der Liga tatsächlich noch einmal herausfordern im Aufstiegskampf. Pässe verschwanden im Nichts oder beim Gegenspieler, Torchancen gab es kaum einmal, ständig mussten irgendwo im Mittelfeld Zweikämpfe geführt werden — dass die 2. Liga selten als Schönheit daherkommt, haben die 67 Minuten vor Pohjanpalos Treffer wieder einmal bewiesen.

Ein Gefühl für die Liga

Dass der Club aber nach dieser ungemütlichen Vorgeschichte und nach dem Rückstand doch noch einmal zurückgefunden hat, das machte die Partie für Weiler — „unabhängig vom Ergebnis“ — doch noch zu einer guten. Mentale Stärke bedeutet in dieser Spielklasse auch, dass man schnell vergisst, was lange schlecht lief. „Ich hatte das Spiel so erwartet“ sagt Weiler, er kennt diese 2. Liga inzwischen auch schon etwas länger, weiß, dass die selten attraktiv daher kommt, „da muss man sich anpassen.“

Dass das seinen Nürnbergern auch gelingen kann, dessen war sich Weiler zu Beginn seiner Amtszeit nicht gänzlich sicher. Inzwischen, sagt er, haben sie beim Club ein Gefühl füreinander und eines für diese Liga entwickelt. Sie können jetzt, wenn nach vorne nicht viel funktioniert, immerhin darauf bauen, dass ihre Defensive alles einigermaßen unter Kontrolle hat. Sie können, wenn das Angriffsspiel eher schwerfällig daherkommt, immer noch darauf hoffen, dass sie — wie vor dem 2:1 — den Gegner mit einem der neuen Standardtricks überraschen.

Es hätte, das sagt Weiler auch noch, am Ende trotzdem alles anders kommen können: „Wahrscheinlich hätten die Düsseldorfer anders reagiert, wenn wir 1:0 in Führung gegangen wären.“ Nürnberg ging nur nicht in Führung und Düsseldorf hatte so die Gelegenheit, auf das eigene 1:0 panisch und mit Selbstauflösung zu reagieren. Aber das, sagt Weiler, „ist ja nicht unser Problem“. Das von Oliver Reck ist es seit gestern Vormittag auch nicht mehr.

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