NorisNixen: Wer synchron sein will, muss feilen

1.4.2015, 14:29 Uhr
NorisNixen: Wer synchron sein will, muss feilen

Ein bisschen wie an einem großen Kindergeburtstag fühlte man sich im Katzwanger Hallenbad. Laut und stimmungsvoll ging es da zu. Don’t worry – be happy tönt es aus den Lautsprecherboxen und überall wuselt es am Beckenrand von Mädchen in Badeanzügen. Die Donaunixen, Isarnixen oder die gastgebenden NorisNixen vom Schwimmerbund Bayern 07 aus Nürnberg sitzen oder stehen am Rand, sie klatschen und jubeln. Zu den Klängen von Bobby McFerrin schreiten allerdings auch die Wertungsrichter auf ihre erhöhte Sitzposition. Schließlich war am Wochenende in Katzwang eben kein großer Geburtstag und die Musik diente bei den Süddeutschen Meisterschaften im Synchronschwimmen weniger der Unterhaltung – sie hatte richtigen Wettkampfcharakter.

Möglichst gleichförmig und grazil mussten sich die Mädchen zu den unterschiedlichen Beats von David Guetta oder Mylo im Wasser bewegen. Denn Musikalität und Ausdruck sind wichtige Anforderungen in dieser Sportart, die zwar eine lange Tradition hat und seit 1984 olympische Disziplin ist, in Deutschland aber nach wie vor nur am unteren Ende des Bildschirmrandes aufflackert. Wenn überhaupt.

An den Wettkämpfen in Katzwang am Samstag und Sonntag nahmen rund 170 Mädchen und junge Frauen in den unterschiedlichsten Altersklassen und Disziplinen teil: Im Solo, Duett, der Kombination oder im Gruppenschwimmen – der Königsdisziplin. „Synchronschwimmen ist eine sehr trainingsintensive Sportart“, sagt Elsa Häberlein, die sportliche Leiterin der NorisNixen, die gleichzeitig auch als Assistentin der Bundesnationaltrainerin fungiert.

Auch unmittelbar vor dem Auftritt bittet die Trainerin drei ihrer Schützlinge deshalb noch zur Trockenübung in einen Nebenraum am Treppenhaus. Anastasia, Farina und Laura gehen die Choreographie zur Handymusik der Trainerin ein letztes Mal durch. Zunächst mit offenen, später mit geschlossenen Augen auf dem Teppichboden sitzend. Zwar ist Nina, das vierte Mitglied, kurzfristig ausgefallen, die Choreographie soll darunter aber möglichst wenig leiden. Mit einem letzten synchronschwimmspezifischen Anfeuerungsruf („Nasenklammern rein und los geht’s“) werden die drei schließlich ins Wasser entlassen, und am Ende scheint ihr Vortrag auch gelungen – zumindest wurde er von den fachkundigen Schwimmerinnen am Rand anerkennend mit einem branchengerechten „Dreifachen Pitsch – Nass“ quittiert.

Pitschnass und glücklich waren auch zwei weitere NorisNixen nach ihrem Wettkampf im Duett. Helen Walter und Laura Schmitt durften sich als „Süddeutscher Vizemeister“ in der Altersklasse Junior (19-25 Jahre) feiern lassen. „Natürlich hätten wir gerne gewonnen, aber mit dem zweiten Platz sind wir absolut zufrieden und wir konnten uns im Vergleich zur Bayerischen Meisterschaft sogar noch ein wenig verbessern“, sagt Walter, die zwei Jahre Mitglied in der Jugendnationalmannschaft war. Bei den Bayerischen Meisterschaften hatten die beiden 21-jährigen ebenfalls Silber geholt. Die harte Trainingsarbeit hat sich für sie immerhin ausgezahlt. Wöchentlich feilen sie zwei Stunden an der Technik, und haben anderthalb Stunden Schwimmtraining. Dazu kommen am Wochenende zwei Stunden Trockentraining in der Turnhalle und vier Stunden Kürtraining. „Das ist aber eigentlich noch zu wenig“, sagt Laura Schmitt.

Um ganz oben mitzumischen, also bei Weltmeisterschaften oder Olympia, dafür hätten die beiden wohl auf noch mehr verzichten müssen. Mit ihren Anfang Zwanzig gehören die beiden aber fast schon zu so etwas wie dem alten Eisen: „Wir sind aus diesem Leistungssportalter schon raus. Wenn man das wirklich professionell machen möchte, müsste man sein Privatleben oder das Studium irgendwie drum herumbauen. Das ist für uns aber einfach nicht möglich“, sagt Walter.

Auf die große Bühne

Die meisten der Schwimmerinnen im deutschen Nationalkader gehen noch zur Schule. Für Lehrgänge oder Wettkämpfe werden sie freigestellt – wenn sie nicht wie nächste Woche in die Osterferien gelegt werden. Dort nämlich wollen sich die zwei Nürnberger Nachwuchs-Nixen Isabel Prieb und Nina Glander unter den Augen der Bundestrainerin präsentieren, um in die Jugendnationalmannschaft aufgenommen zu werden. Denn Isabel Prieb träumt noch von der ganz großen Bühne: „Zu Olympia will ich auf jeden Fall mal hin“, sagt die 14-Jährige.

Die amtierende Bayerische Jugendmeisterin musste sich in Katzwang lediglich einer Schwimmerin aus Karlsruhe geschlagen geben. „Je größer die Bühne, desto härter wird natürlich auch die Konkurrenz“, sagt ihre Trainerin Elsa Häberlein. Ein Synchronschwimmwettkampf ist kein Kindergeburtstag.

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