Not gegen Elend: Club eiert sich in die zweite Pokal-Runde

10.8.2015, 23:19 Uhr
Grenzenloser Jubel: Dieses Spiel war nichts für schwache Nerven, soviel ist klar.

© Sportfoto Zink / DaMa Grenzenloser Jubel: Dieses Spiel war nichts für schwache Nerven, soviel ist klar.

So etwas hatte natürlich auch Alessandro Schöpf bisher nicht erlebt, er ist ja auch erst 21. Ein Elfmeterschießen mit nur drei Toren nach zehn Versuchen gab es bis jetzt wohl eher selten. In 120 Minuten hatten sowohl der 1. FC Nürnberg als auch der VfR Aalen keinen Treffer zustande gebracht, in der finalen Entscheidung vom Punkt demonstrierte der Zweitligist zumindest etwas mehr Nervenstärke.

Alessandro Schöpf und Stefan Kutschke sorgten für den schmeichelhaften 2:1 (0:0)-Erfolg. "Das war heute ein Abnutzungskampf", fand Alessandro Schöpf, "wir haben einfach die Lücke nicht gefunden, vorne hat etwas die Durchschlagskraft gefehlt." Trotzdem ist der Club weiter; die 16 Partien, die für den 27. und 28. Oktober terminiert sind, werden am Freitagabend nach dem Bundesliga-Eröffnungsspiel in München ausgelost. "Das war ein Spiel auf Augenhöhe", bilanzierte René Weiler. Aber das konnte keine Überraschung mehr sein.

Wer tatsächlich noch eine letzte Warnung gebraucht hat, musste sich bloß die bisherigen Ergebnisse des ersten Pokal-Durchgangs anschauen. Sämtliche Drittligisten im Feld hatten ihre durchweg höherklassigen Gegner phasenweise schlecht aussehen lassen. Bremen benötigte in Würzburg eine Verlängerung, Kaiserslautern in Rostock ein Elfmeterschießen. Und Aue schaffte gegen Fürth sogar eine Überraschung.

Auch der 1. FC Nürnberg schien vor dem Auftritt beim VfR vor allem aufgrund seiner jüngeren Ausrutscher im Wettbewerb prädestiniert zu sein für einen Ausrutscher. Drei Pokal-Spiele in drei Jahren, mehr waren es nicht. Heuer ist der Club zumindest in der zweite Runde; nach kuriosem Elfmeterschießen stand ein schmeichelhafter 2:1-(0:0)-Erfolg; Alessandro Schöpf und Stefan Kutschke sorgten mit ihren Treffern für die Entscheidung.

3500 Club-Fans mit dabei auf der Ostalb

Warmer Applaus ihrer rund 3500 Fans in der Aalener Arena empfing die Fußballer aus Nürnberg, die unbedingt ihren zarten Aufwärtstrend seit dem 3:2 gegen Heidenheim bestätigen wollten.

Der Modus des wichtigsten Vereinswettbewerbs ließ aber auch den Zweitliga-Absteiger hoffen. “Ein neues Spiel, eine neue Chance“, gab der Stadionsprecher frühzeitig als Devise aus – und erinnerte an die Erfolgsgeschichte des VfR im vergangenen Jahr, als ihnen beinahe der Sprung ins Viertelfinale geglückt wäre. Die Pokal-Partys sind lange her, aber trotzdem noch präsent auf der Ostalb, wo nach wie vor unter professionellen Bedingungen gearbeitet wird.

Beide Mannschaften auf abenteuerlichem Niveau

Läuferisch und kämpferisch fallen Drittligisten wie der VfR kaum ab gegenüber höherklassiger Konkurrenz, das merkten auch die elf Nürnberger schnell. Sie wussten, was sie erwarten würde, konnten es aber nicht verhindern. Besonders in der ersten Halbzeit begegneten sich beide Mannschaften auf abenteuerlichem Niveau. Aalen wusste natürlich um die Probleme des Gegners im Umschaltspiel und lockte die Gäste in viele Zweikämpfe.

Mit zwei Abräumern vor der Viererkette blockierte der VfR den direkten Weg in den Strafraum, so dass der Club häufig auf die Flügel ausweichen musste, oder den Ball einfach planlos nach vorne drosch. Weil vor allem Even Hovland selbst damit seine Probleme hatte, stand seinem fassungslosen Trainer nach 25 Minuten der Mund offen. Rene Weiler schien seinen Augen nicht zu trauen; der nominelle Favorit enttäuschte besonders bei Ballbesitz. Kaum Ideen und noch weniger Überraschungsmomente erleichterten Aalen das gemeinsame Verteidigen doch umgemein.

Die Bedeutung eines Tores wächst nahezu minütlich

Mehr als drei zaghafte Schussversuche von Guido Burgstaller (5., 26.) und Alessandro Schöpf (19.) brachte Nürnberg zunächst nicht zustande. Brenzlig wurde es für die Schwaben eigentlich nur bei einem Kopfball von Fabian Menig, der damit seinen eigenen Torhüter prüfte.Mit dem 0:0 zur Pause hatte Aalen vor über 9000 Zuschauern sein erstes Ziel erreicht. Die Bedeutung des ersten Tores wuchs minütlich, der Druck für den 1. FC Nürnberg ebenfalls. Wie das halt so ist im DFB-Pokal, wenn der angebliche Außenseiter sein Spiel des Jahres hat und nicht viel zu verlieren. Mit freundlicher Unterstützung von Schlussmann Thorsten Kirschbaum kam der VfR durch Dominick Drexler sogar zu einem Pfostentreffer und auch darüber hinaus mehrfach gefährlich in den Strafraum.

Gleich zwei Schützen scheitern auf beiden Seiten

Auf der anderen Seite zögerte Miso Brecko nach seinem energischen Vorstoß zu lange mit dem Abschluss, Niklas Stark fiel die Kugel wenig später so unglücklich vor die Füße, dass er nicht mehr entscheidend reagieren konnte. Der VfR berauschte sich mehr und mehr an der eigenen Leistung, während sich der Club auf dem Weg nach hinten wiederholt überrumpeln ließ. Nach der Souveränität ging phasenweise auch noch die taktische Grundordnung verloren, aber wenigstens nicht auch das ganze Spiel.

Im Elfmeterschießen wurde es dann direkt zu Beginn nicht unbedingt torreicher. Gleich zwei Schützen scheiterten auf beiden Seiten. Weil aber immerhin Schöpf und Kutschke trafen und mit Menig, Kienle und Schwabl eben einer mehr auf Aalener Seite die Nerven verlor, steht der Club jetzt in der zweiten Pokal-Runde.


Der Live-Ticker zum Nachlesen.

VfR Aalen: Bernhardt - Schulz ,Barth, Menig, Chessa - Schwabl - Ojala (Kartalis, 67.), Müller (Welzmüller, 99.), Klauß, Drexler - Morys (Kienle, 67.).

1. FC Nürnberg: Kirschbaum - Stark, Bulthuis, Hovland, Brecko - Polak - Burgstaller (Kutschke, 106.), Behrens, Schöpf, Gislason (Möhwald, 55.) - Sylvestr (Blum, 64.).

Tor: | Gelbe Karten: Klaus (30.), Burgstaller (61.), Blum (70.), Barth (75.), Drexler (90.) | Schiedsrichter: Steinhaus (Langenhagen) | Zuschauer: 9172.

Elfmeterschießen: Behrens gehalten, Drexler verschossen, Brecko gehalten, Schwabl verschossen, 0:1 Schöpf, 1:1 Klauß, Hovland gehalten, Kienle verschossen, 1:2 Kutschke, Menig verschossen.

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