Nur am Montag gönnt sich der Uropa eine Pause

17.1.2011, 13:48 Uhr
Nur am Montag gönnt sich der Uropa eine Pause

© Matejka

Ans Aufhören denkt Fritz Spranger trotz seines stattlichen Alters noch lange nicht, auch wenn ihn gerade eine Schulterverletzung plagt. Die hat er sich allerdings nicht beim Faustball zugezogen, sondern bei einem Sturz auf einer Eisplatte Mitte Dezember bei seiner allsonntäglichen Zweieinhalb-Stunden-Wanderung. „Nur zuschauen zu können ist für mich das Schlimmste“, kommentiert Spranger, der heute 90 Jahre alt wird. Kaum waren also die Schmerzen abgeklungen, zog es ihn wieder auf den Platz. Doch zurückhalten muss er sich derzeit noch ein bisschen. „Was soll ich deswegen zum Arzt gehen, das wird schon wieder“, wehrt der Rentner ab, dem man sein Alter weder ansieht noch im Gespräch anmerkt.

Der Faustballsport wurde dem gebürtigen Ansbacher in die Wiege gelegt. Schon sein Vater betrieb das volleyballähnliche Spiel, bei dem ihm der kleine Fritz begeistert zuschaute. Seine Vereinskarriere beim TV Eibach begann allerdings erst mit 45 Jahren nach dem Umzug nach Nürnberg. „Bei mir stand vorher immer die Familie an erster Stelle und erst als meine Kinder alt genug waren, nahm der Sport
mehr Zeit ein.“ Da es 1966 jedoch nur eine AH-32-Mannschaft gab, spielte der ehemalige Finanzbeamte zunächst längere Zeit bei den Jüngeren mit.

Bis zu dreimal die Woche frönte er seiner Leidenschaft, stets nur in den ersten Mannschaften. Sein größter sportlicher Erfolg war 1985 und 1986 der zweimalige Gewinn der bayerischen Hallenmeisterschaft in der AH50. Seine letzte Punkterunde bestritt er im erstaunlichen Alter von 72 Jahren. Auf das wöchentliche Training mit den Sportkameraden will er jedoch um keinen Preis verzichten. „Meine Kinder sagen zwar schon lange, ich sei verrückt. Aber ich werde so lange spielen, wie es mir Spaß macht und mein Körper mitmacht“, verkündet der vierfache Uropa selbstbewusst. Über ihren ältesten Mitspieler erzählen seine Mannschaftskameraden: „Wenn du denkst, du kannst Fritz anspielen, weil du sichere Punkte einfahren willst, dann hast du dich getäuscht.“ Als Abwehrspieler ist Spranger noch immer eine Bank.

Laufen, Radeln, Bergwandern

Am Faustball faszinieren Spranger die Reaktionsschnelligkeit, die ausgiebige Bewegung. Letztere spielt für den sportlichen Senior eine entscheidende Rolle im Leben. „Außer montags bin ich jeden Tag unterwegs.“ Der Eibacher läuft am liebsten täglich die Rednitz entlang zur Gerasmühle, wofür er zwei Stunden einplant. Auch die Schneemassen der letzten Wochen konnten ihn davon nicht abhalten.

Wenn es das Wetter zulässt, schwingt er sich genauso regelmäßig aufs Fahrrad und strampelt mit seinen Freunden gerne mal 40 Kilometer am Tag. Hinzu kommen tägliche Bergtouren während seines jährlichen Urlaubs in den bayerischen Alpen. Eine Erklärung, warum er noch so fit sei, hat Spranger nicht. „Bei meiner Ahnenforschung bin ich auf einen Familienvorfahren gestoßen, der 1812 mit erst 70 Jahren gestorben ist. Vielleicht hab ich ja von dem die Gene geerbt“, scherzt er.

Auf sein Gewicht hat er außerdem schon immer geachtet, was seine Wanderhose von 1975 beweist, die ihm heute noch perfekt passt. „Ich trinke gerne ein Glas Wein. Da gönne ich mir mittags und abends ein Gläschen“, beschreibt Spranger sein einziges kleines Laster. Die Bedeutung seines Lieblingssports bringt der fitte 90-Jährige meisterhaft auf den Punkt: „Faustball ist mein Leben. Am liebsten wäre es mir, ich haue irgendwann nach dem Ball und falle dabei um.“
 

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