Nürnberg siegt, Stastny macht sich unsterblich

13.1.2012, 22:08 Uhr

Es sollte der Abend von Sven Felski werden. Es wurde der Abend, an dem Yan Stastny das TOR erzielte – und sich in nur elf Minuten unsterblich machte.

Exakt 26 Minuten waren in der temporeichen, zuweilen bereits spektakulären Duell des Tabellenletzten mit dem Tabellenersten gespielt; 26 Minuten, von denen Felski 20 Minuten mit der Nummer 900 auf dem Rücken auflaufen durfte; 26 Minuten, in denen weder läuferisch, technisch noch spielerisch ein Unterschied zu erkennen war zwischen den Mannschaften aus Nürnberg und Berlin; 26 Minuten, die den erstaunlichen Leistungsaufschwung der Ice Tigers im neuen Kalenderjahr nur bestätigten. Dann schoss Yan Stastny das TOR.

Irgendwo im Niemandsland des neutralen Drittels war Stastny aus einer eigentlich aussichtslosen Situation gestartet. Stastny aber war schnell unterwegs, legte den Puck ohne Tempoverlust an einem Berliner Verteidiger vorbei und sprang, anstatt an ihm vorbei zu laufen, einfach über ihn drüber. Allein mit dieser Aktion hätte er es selbst in die edelsten NHL-Videos geschafft. Stastny aber wollte mehr, nahm mit vollem Tempo den Puck auf und schoss ihn mit einer Wucht, die andere nicht mit der Vorhand entwickeln, mit der Rückhand an Gästetorhüter Rob Zepp vorbei ins Tor. Ein solch eleganter, kraftvoller und einzigartiger Treffer war in dieser Arena noch nicht erzielt worden.

 


Und: Yan Stastnys 3:1 war nur der Höhepunkt eines Abends, der so viele Höhepunkte bot, dass er allein für den bislang eher unerfreulichen Saisonverlauf entschädigte. Die Ice Tigers spielten 25 Minuten und 59 Sekunden lang hochmotiviert und -konzentriert, danach wie im Rausch. Schon Shane Josephs 1:0 (8.) — wunderbar mit der Rückhand vorbereitet von: Stastny — war sehenswert, Tallacksons Ausgleich (12.) und Jame Pollocks kurioses, weil mehrmals abgefälschtes 2:1 ebenfalls. Ab Stastnys 3:1 aber spielten die Ice Tigers wie man das von einem Tabellenletzten der Deutschen Eishockey-Liga wahrscheinlich noch nie gesehen hat. Immerhin: 34 Spielminuten später war Nürnberg erstmals seit dem fünften Spieltag Vorletzter.

Zweimal noch legte Stastny nach. Jeweils im Power-Play lenkte er die Scheibe ins Tor (32. und 37.) . In nicht einmal elf Minuten gelang dem Slowaken mit dem US-amerikanischem Pass ein Hattrick in Reinform und die vorzeitige Entscheidung. Vitalij Aab sorgte später noch für das 6:1 – dass der ehemalige Nationalstürmer zumindest seinen dritten Alleingang nutzte, geriet ebenso zur Randnotiz wie Patrick Ehelechners noble Geste. Lange Zeit war Berlins heimlicher Bürgermeister, Sven Felski in seinem 900 Spiel für die Eisbären nur durch vier Strafminuten aufgefallen, dann ließ der Nürnberger Torhüter einen Überzahlschlagschuss passieren.

Wie eine kalte Dusche dürften die heißgelaufenen Ice Tigers und ihre beseelten Fans nach dem allein für die Berliner und ihre 800 Anhänger erlösenden Abpfiff den Blick auf die Tabelle empfunden. Noch fehlen Nürnberg neun Punkte auf einen Platz in den Pre-Play-offs. In 16 Spielen könnten sie aber noch dreimal auf einen Tabellenführer treffen. Nach dem TOR scheint sowieso alles möglich zu sein.

Nürnberg: Ehelechner; Pollock/Leask, Kemp/Butenschön, Walter/Traynor - Joseph/Stastny/Collins, Aab/Barta/Frosch, Ehliz/G. Leeb/Oblinger, Schüle/Fischhaber/B. Leeb. – Tore: 1:0 Joseph (7:02/5-4), 1:1 Tallackson (11:53), 2:1 Pollock (19:17/5-4), 3:1 Stastny (26:00), 4:1 Stastny (31:49/5-4), 5:1 Stastny (36:51/5-4), 6:1 Aab (41:58), 6:2 Felski (50:16/5-4). – Zuschauer: 5831. – Schiedsrichter: Hascher. – Strafminuten: 16/26+10Baxmann.

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