Oft sind Eltern nicht zu bremsen

12.1.2012, 20:35 Uhr
Oft sind Eltern nicht zu bremsen

© Wolfgang Zink

Zurückhaltend geben sich die Verantwortlichen für die Nachwuchsarbeit der beiden Profivereine der Region. „Ich kenne die Hintergründe der Hoffenheimer Geschichte nicht und will mich deswegen nicht dazu äußern“, formulierte es Günter Gerling, Vizepräsident und Leiter des Nachwuchs-Leistungszentrums (NLZ) der SpVgg Greuther Fürth. „Wir holen jedenfalls keine Spieler, die einen so weiten Weg haben“, beschreibt Gerling die Linie der Spielvereinigung für diesen Altersbereich.

Ähnlich klingt es bei seinem Nürnberger Kollegen Rainer Zietsch. „Wir konzentrieren uns gerade in diesem Altersbereich in erster Linie auf bayerische Talente“, erläutert Zietsch die Marschrichtung des 1.FC Nürnberg. So nimmt der Club erst ab der „U15“ auswärtige Spieler in seinem Internat auf. „Es ist für die Jungs nicht immer ganz so einfach, wenn sie nicht heimfahren können oder wenn es nur unter erschwerten Bedingungen möglich ist heimzukommen“, schildert Zietsch seine Erfahrungen.

Allerdings weisen Zietsch wie Gerling unisono auf einen nicht zu unterschätzenden Faktor hin: die Eltern. Oft seien es gerade sie, die auf solche Wechsel selbst über große Distanzen hinweg drängten, haben beide NLZ-Chefs in der Vergangenheit beobachtet. Deshalb sieht Zietsch auch keine Chance, dass das frühere Abkommen zwischen den deutschen Profivereinen, sich gegenseitig keine Spieler abzuwerben, wiederbelebt werden kann, obwohl seit einiger Zeit entsprechende Entwürfe in den Schubladen schlummern. Und: „Es kann ja wirklich mal sein, dass sich ein Junge in einem NLZ nicht wohlfühlt. Wenn es dann aber diese Regel gibt, dass er nicht in ein anderes NLZ wechseln darf, wird der Vater vor Gericht gehen“, ist Zietsch überzeugt.

Oft sind Eltern nicht zu bremsen

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Keine Regel ohne Ausnahme, macht Gerling aber auch deutlich, der bis zu seiner Pensionierung als Realschuldirektor tätig war: Sollte ein junger Fußballer aus einem weit entfernten NLZ in Fürth anklopfen, würde er ihn natürlich aufnehmen, wenn die örtliche Veränderung des Jungen durch einen berufsbedingten Umzug eines Elternteils verursacht werde. Deshalb sei er im Fall des 13-Jährigen, der von Tennis Borussia Berlin nach Hoffenheim wechselt, vorsichtig, weil er die dortigen Hintergründe nicht kenne. Doch dann ringt er sich zu klaren Worten durch: „Wenn der von Berlin zum Fußballspielen nach Hoffenheim geht, finde ich es nicht in Ordnung.“ Zudem gibt er zu bedenken, dass bei einem 13-Jährigen längst nicht absehbar sei, wie er sich entwickeln wird.

Doch würde Gerling seinem Kollegen Zietsch wohl nicht widersprechen, wenn der angesichts der Entwicklung im Nachwuchsfußball und des härter werdenden Kampfs um Talente konstatiert: „Es liegt in der Verantwortung jedes einzelnen Vereins, wie weit er geht und inwieweit er sagt, ,ich hole schon so junge Spieler von ganz weit weg‘.“

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