Olympia '72 in München: Attentat verwandelt die Spiele in ein Blutbad

23.7.2012, 15:53 Uhr
München, 5. September 1972: Es sollen faire und friedliche Wettkämpfe werden. Rund 7000 Athleten und 122 Mannschaften sind nach München gereist, um sich sportlich im Olympiastadion zu messen. Doch es kommt anders. Eine Gruppe von acht radikalen Palästinensern nimmt elf israelische Sportler als Geiseln. Sie wollen die Athleten gegen 200 inhaftierte Araber in israelischen Gefängnissen eintauschen.
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München, 5. September 1972: Es sollen faire und friedliche Wettkämpfe werden. Rund 7000 Athleten und 122 Mannschaften sind nach München gereist, um sich sportlich im Olympiastadion zu messen. Doch es kommt anders. Eine Gruppe von acht radikalen Palästinensern nimmt elf israelische Sportler als Geiseln. Sie wollen die Athleten gegen 200 inhaftierte Araber in israelischen Gefängnissen eintauschen. © afp

4:10 Uhr morgens am 5. September: Die Gruppe, die sich "Schwarzer September" nennt, dringt in die Unterkünfte der israelischen Sportler im Olympischen Dorf ein, bringt sie in ihre Gewalt und verschanzt sich. Zwei Israelis sterben. Die Forderung von "Schwarzer September": Freiheit für inhaftierte Palästinenser - und für die RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof. Sie stellen ein Ultimatum, dass die deutschen Verhandlungspartner und ausländische Abgesandte nur mit Mühe zweimal verlängern können. Polizeibeamte, als Athleten verkleidet, klettern auf die Dächer der Unterkünfte, um die Geiselnehmer einzukreisen und die Sportler zu befreien. Doch die Terroristen verfolgen die Polizeiaktion im Fernsehen und über Radio mit. Man hatte ihnen den Strom nicht abgestellt, die Presse berichtete live vom Olympischen Dorf - eine Panne mit Folgen.
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4:10 Uhr morgens am 5. September: Die Gruppe, die sich "Schwarzer September" nennt, dringt in die Unterkünfte der israelischen Sportler im Olympischen Dorf ein, bringt sie in ihre Gewalt und verschanzt sich. Zwei Israelis sterben. Die Forderung von "Schwarzer September": Freiheit für inhaftierte Palästinenser - und für die RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof. Sie stellen ein Ultimatum, dass die deutschen Verhandlungspartner und ausländische Abgesandte nur mit Mühe zweimal verlängern können. Polizeibeamte, als Athleten verkleidet, klettern auf die Dächer der Unterkünfte, um die Geiselnehmer einzukreisen und die Sportler zu befreien. Doch die Terroristen verfolgen die Polizeiaktion im Fernsehen und über Radio mit. Man hatte ihnen den Strom nicht abgestellt, die Presse berichtete live vom Olympischen Dorf - eine Panne mit Folgen. © Horst Ossinger dpa

Eine deutsche Delegation mit dem damaligen Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher (2. v.l.) verhandelt mit einem der Geiselnehmer (rechts). Sollte ihre Forderung nicht erfüllt werden, würden alle Geiseln getötet, drohen die Terroristen. Genscher, der damalige Innenminister Bruno Merk, und weitere ranghohe Personen bieten sich selbst als Geiseln an, um die Israelis frei zu bekommen. Die Palästinenser lehnen ab. Ebenso lehnt die israelische Regierung ab, den Forderungen nachzugeben. Schließlich setzt "Schwarzer September" durch, dass ihnen ein Hubschrauber zur Flucht bereitgestellt wird. Die neun Israelis nehmen sie mit.
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Eine deutsche Delegation mit dem damaligen Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher (2. v.l.) verhandelt mit einem der Geiselnehmer (rechts). Sollte ihre Forderung nicht erfüllt werden, würden alle Geiseln getötet, drohen die Terroristen. Genscher, der damalige Innenminister Bruno Merk, und weitere ranghohe Personen bieten sich selbst als Geiseln an, um die Israelis frei zu bekommen. Die Palästinenser lehnen ab. Ebenso lehnt die israelische Regierung ab, den Forderungen nachzugeben. Schließlich setzt "Schwarzer September" durch, dass ihnen ein Hubschrauber zur Flucht bereitgestellt wird. Die neun Israelis nehmen sie mit. © dpa

Die Terroristen verlangen ein Flugzeug, um nach Kairo ausgeflogen zu werden. Die deutschen Behörden gehen darauf ein, und stellen zwei Hubschrauer des Bundesgrenzschutzes bereit, die die Gruppe und die Israelis nach Fürstenfeldbruck bringen soll, wo eine Boeing bereitsteht - jedoch mit fast leerem Tank. Das wissen die Terroristen nicht, als sie nachts dort eintreffen.
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Die Terroristen verlangen ein Flugzeug, um nach Kairo ausgeflogen zu werden. Die deutschen Behörden gehen darauf ein, und stellen zwei Hubschrauer des Bundesgrenzschutzes bereit, die die Gruppe und die Israelis nach Fürstenfeldbruck bringen soll, wo eine Boeing bereitsteht - jedoch mit fast leerem Tank. Das wissen die Terroristen nicht, als sie nachts dort eintreffen. © AP/dapd

Im Flugzeug sind Polizeibeamte, als Crew getarnt, an Bord. Jedoch sind sie kaum bewaffnet, während die Geiselnehmer mit Maschinengewehren ausgerüstet sind. Auch rund um den Flughafen sind vor allem einfache Streifenbeamte im Einsatz, die nicht als Scharfschützen ausgebildet sind. Erst spät rücken gepanzerte Fahrzeuge der deutschen Polizei an. Schließlich eskaliert die Situation. Die Terroristen liefern sich ein fast einstündiges Feuergefecht mit der Polizei, schließlich erschießen sie die Geiseln. Einer der Entführer wirft eine Granate in den Hubschrauber, in dem noch Geiseln sitzen (im Bild). Ein Polizist und fünf der Entführer sterben ebenfalls. Drei Palästinenser werden festgenommen. Die Befreiungsaktion ist misslungen.
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Im Flugzeug sind Polizeibeamte, als Crew getarnt, an Bord. Jedoch sind sie kaum bewaffnet, während die Geiselnehmer mit Maschinengewehren ausgerüstet sind. Auch rund um den Flughafen sind vor allem einfache Streifenbeamte im Einsatz, die nicht als Scharfschützen ausgebildet sind. Erst spät rücken gepanzerte Fahrzeuge der deutschen Polizei an. Schließlich eskaliert die Situation. Die Terroristen liefern sich ein fast einstündiges Feuergefecht mit der Polizei, schließlich erschießen sie die Geiseln. Einer der Entführer wirft eine Granate in den Hubschrauber, in dem noch Geiseln sitzen (im Bild). Ein Polizist und fünf der Entführer sterben ebenfalls. Drei Palästinenser werden festgenommen. Die Befreiungsaktion ist misslungen. © AP/dapd

Am 6. September marschieren israelische Olympioniken im Münchner Stadion (im Bild) ein, um ihrer getöteten Landsleute zu gedenken. Die drei verhafteten Geiselnehmer werden durch eine Flugzeugentführung später freigepresst. Deutschland läßt sie ohne Konsultation mit der israelischen Regierung frei - wohl um künftig Anschläge zu verhindern. Die Spiele werden erst auf Druck von Teilnehmern und der Öffentlichkeit unterbrochen, später aber fortgeführt: "The games must go on".
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Am 6. September marschieren israelische Olympioniken im Münchner Stadion (im Bild) ein, um ihrer getöteten Landsleute zu gedenken. Die drei verhafteten Geiselnehmer werden durch eine Flugzeugentführung später freigepresst. Deutschland läßt sie ohne Konsultation mit der israelischen Regierung frei - wohl um künftig Anschläge zu verhindern. Die Spiele werden erst auf Druck von Teilnehmern und der Öffentlichkeit unterbrochen, später aber fortgeführt: "The games must go on". © afp

Die Leichen der Israelis werden in ihre Heimat ausgeflogen und bestattet. Die Angehörigen werden das "Massaker von München", wie es später genannt wird, niemals vergessen können. Knapp 23 Jahre später fordern Hinterbliebene der elf ermordeten israelischen Sportler 40 Millionen Mark Schadensersatz. Sie werfen der Bundesrepublik, dem Freistaat Bayern und der Stadt München Amtspflichtverletzung vor.
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Die Leichen der Israelis werden in ihre Heimat ausgeflogen und bestattet. Die Angehörigen werden das "Massaker von München", wie es später genannt wird, niemals vergessen können. Knapp 23 Jahre später fordern Hinterbliebene der elf ermordeten israelischen Sportler 40 Millionen Mark Schadensersatz. Sie werfen der Bundesrepublik, dem Freistaat Bayern und der Stadt München Amtspflichtverletzung vor. © dpa

Der israelische Geheimdienst "Mossad" macht sich auf die Suche nach den Drahtziehern, um diese gezielt auszuschalten. Mitglieder der Mission "Zorn Gottes" suchen die Hintermänner und überlebenden Geiselnehmer des Anschlags von München in aller Welt - und töten sie. Das Attentat und die Aktion "Zorn Gottes" werden zum Stoff für Filme und Bücher - aber nicht nur das. Die Ereignisse werfen Fragen auf. Fragen, wie bei der Befreiungsaktion so viel schief laufen konnte. Oder ob bereits Tage vorher schon Hinweise auf Anschläge die deutschen Behörden erreichten.
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Der israelische Geheimdienst "Mossad" macht sich auf die Suche nach den Drahtziehern, um diese gezielt auszuschalten. Mitglieder der Mission "Zorn Gottes" suchen die Hintermänner und überlebenden Geiselnehmer des Anschlags von München in aller Welt - und töten sie. Das Attentat und die Aktion "Zorn Gottes" werden zum Stoff für Filme und Bücher - aber nicht nur das. Die Ereignisse werfen Fragen auf. Fragen, wie bei der Befreiungsaktion so viel schief laufen konnte. Oder ob bereits Tage vorher schon Hinweise auf Anschläge die deutschen Behörden erreichten. © BR

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