Patrick Reimer: Der Mann neben Adenauer

14.8.2012, 12:00 Uhr
Patrick Reimer: Der Mann neben Adenauer

© Wolfgang Zink

Patrick Reimer wirkt ein wenig angespannt, obwohl er diese Situation natürlich kennt, bestimmt schon dutzend-, ja, hundertmal erlebt hat. Der Journalist fragt, er antwortet. Aber an diesem Nachmittag scheint Patrick Reimer auf eine Frage zu warten. Und weil es unhöflich wäre, einen verdienten, freundlichen Eishockey-Nationalspieler warten zu lassen, stellt man die Frage gerne: „Jetzt mal ehrlich, Herr Reimer, mögen Sie die Musik der Toten Hosen überhaupt? Könnte ja sein, dass Sie musikalisch mehr auf die Zillertaler Schürzenjäger stehen.“

Patrick Reimer: Der Mann neben Adenauer

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Könnte sein. So klar ist das auch nach Reimers Antwort nicht. „Kann man schon mal hören“, hat er gesagt, vielleicht liest ja Andreas Frege mit. Dieser Frege, den die Welt nur als Campino kennt, hatte Reimer vor eineinhalb Jahren eine eher einfach formulierte Kurznachricht geschickt. Da Reimer aber gerade eben mit der Düsseldorfer EG im Halbfinale gegen die Berliner Eisbären verloren hatte, war „Schade, Scheiße, so was kann passieren“ ein durchaus angemessener Text. Campino war von seinen Worten sogar so begeistert, dass er ein Lied daraus gemacht hat. Und kurz bevor er dieses Lied mit den Toten Hosen bei der diesjährigen Auflage des Festivals „Rock am Ring“ zum Besten geben wollte, richtete er das Wort an: Genau, Patrick Reimer. „Dieses Lied ist für dich und deine Brüder.“

Nun wäre jeder nur gelegentlich von den Toten Hosen schwärmende Musikliebhaber allein deshalb der Ohnmacht nahe, die Liebe dieser, Reimer sagt: „ja gar nicht so unbekannten“, Punkband zu dem Eishockeyspieler aus Mindelheim aber geht noch weiter. Neben Angela Merkel, Breiti, Konrad Adenauer, Campino, einem Gartenzwerg und anderen Figuren der Welt- und Kulturgeschichte ziert Patrick Reimer das Cover der aktuellen Langspielplatte „Ballast der Republik“. Reimer selbst findet das „verrückt, eine schöne Sache“.

Ob die Toten Hosen, diese Herzensdüsseldorfer, künftig allerdings mit den Ice Tigers sympathisieren, das ist noch nicht abschließend geklärt. Zu bedeutenden Spielen zwischen Nürnberg und der DEG sollte es in der am 16. September beginnenden Spielzeit immerhin kaum kommen. In Düsseldorf darf man froh sein, überhaupt noch DEL-Eishockey zu sehen zu bekommen. In Nürnberg will man hingegen die Rolle des Eisbären-Herausforderers übernehmen. „Jeder Spieler, der nach Nürnberg gewechselt ist, weiß, um was es geht“, sagt Reimer: Spiele und Titel gewinnen. Das sagt er natürlich nicht, das weiß auch jeder, der sich die namhaft besetzte Liste der Neuzugänge anschaut. „Jetzt geht es darum, den Druck anzunehmen und, so wie ich das jetzt einschätze, ist dazu auch jeder Einzelne bereit.“

Um Reimer muss man sich ohnehin keine Sorgen machen. Ein Eishockey-Profi, der bei einer Weltmeisterschaft, die ja gar nicht so unbekannte Spieler, wie Evgenij Malkin, zu bieten hat, zu den torgefährlichsten Angreifern zählte, damit aber nicht zufrieden war, leidet bestimmt nicht an einer unrealistischen Selbsteinschätzung. „Im Nachhinein frage ich mich schon, ob ich nicht noch klarer eine Führungsrolle hätte einnehmen können.“ Die deutsche Mannschaft hat bei dieser WM in Schweden und Finnland zum Beispiel mit 4:12 gegen Norwegen verloren — und der Abstand zum nächstschlechteren Spiel war dabei gar nicht so groß.

Reimer hat das abgehakt. Genauso wie acht Jahre mit der Düsseldorfer EG und Campino. Jetzt ist er „aufgeregt“, also „in einem gewissen Maß“, der Wechsel nach Nürnberg ist schließlich sein erster innerhalb der DEL. Bereut habe er ihn jedoch noch keine Sekunde — wahrscheinlich seit man ihm verraten hat, dass die Toten Hosen auch für „Rock im Park“ eine Dauerkarte haben.

 

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