Patrick Sontheimer: In Fürth geht ein neuer Stern auf

30.1.2017, 13:43 Uhr
Auch Romuald Lacazette machte Bekanntschaft mit dem Nobody im Fürther Team, Patrick Sontheimer (grün). Bis auf einen Fehlpass zeigte der eine starke Leistung beim 1:2 gegen den TSV 1860 München.

© Foto: Zink Auch Romuald Lacazette machte Bekanntschaft mit dem Nobody im Fürther Team, Patrick Sontheimer (grün). Bis auf einen Fehlpass zeigte der eine starke Leistung beim 1:2 gegen den TSV 1860 München.

Mehrere Polizisten waren nötig, um ihn einzufangen, den Eindringling. Nein, damit ist nicht Patrick Sontheimer gemeint, sondern eine Ziege, die sich am Freitag vor dem Zweitliga-Spiel ins Parkhaus der Münchner Arena verirrt hatte.

Dem 18 Jahre alten Fürther Fußballer hingegen rannten am Freitagabend mehrere weiß-blaue Löwen vergeblich hinterher. Als Eindringling dürften ihn einige wahrgenommen haben, auch der Norweger Abdisalam Ibrahim und der Ukrainer Sergiy Politylo, die beiden Testspieler, die sich in der vergangenen Woche um einen Vertrag bei der Spielvereinigung bewarben. Vergeblich, wie man jetzt weiß.

Im zentralen Mittelfeld hat es Sontheimer in seinem ersten Einsatz in der zweiten Liga so gut gemacht, dass Janos Radoki ihn weiterhin aufstellen kann. 36 Pässe brachten Andreas Hofmann (30) und er auf der Doppel-Sechs jeweils an den Mann. Das war Bestwert auf Fürther Seite am Freitag. Und es ist genau das, was Radoki von Sontheimer verlangt: "Er trägt die Bälle aus der Defensive weiter zu den Stürmern." Je weniger Platz er für seine schnellen Drehungen hat, desto wohler fühle er sich, ist Radokis Gefühl.

Und es rang einem schon ein Grinsen ab, als der 1,77 Meter kleine Teenager dem 1,94 Meter großen Jan Mauersberger einen Rempler mitgab – der Ball blieb beim Fürther. "Da lacht dir das Herz", schwärmte sogar der oft um Sachlichkeit bedachte Vereinspräsident. Helmut Hack trauerte zwar auch den drei unverdient verlorenen Punkten hinterher, sah aber auch "das Pensum, die Aggressivität, die Spielintelligenz" Sontheimers.

Hack sprach aber auch dem Rest der Mannschaft ein Kompliment aus. Während "keiner so viel gelaufen ist wie Sontheimer und Niko Gießelmann", habe er "eine Mannschaft gesehen, die mit zehn gegen elf voller Mut klarste Chancen hatte, dieses Spiel zu gewinnen". Stephen Sama (23), der zweite Debütant in Grün, hatte sich in der 49. Minute einen Platzverweis eingehandelt. Sontheimers Mitspieler Khaled Narey (22) zieht anerkennend die Augenbrauen hoch, als er zu ihm befragt wird: "Ich hatte nicht das Gefühl, dass er neu ist. Er hat gespielt, als wäre er schon ein Alter, ganz ruhig und abgeklärt."

"Er war überall auf dem Platz"

Und vom erneut starken Torhüter Balazs Megyeri, der drei große Chancen der Münchner vereitelte, kam das Lob auf Englisch: "Patrick war überall auf dem Platz zu finden."

Megyeri fand, dass man es auch dem ebenfalls erst 18 Jahre alten David Raum nach seiner Einwechslung nicht angesehen habe, dass es seine Zweitligapremiere war. "Alle Spieler aus der U 19, die in diesem Winter mittrainiert haben, haben einen Platz in der Mannschaft. Ich glaube, sie sind bereit dafür." Entscheidend ist jedoch, was der Trainer denkt. Radoki erlebte den Allgäuer, der 2013 vom FC Memmingen nach Fürth kam, als A-Jugend-Trainer. "Ein tausendprozentiger Fürther", der schwer verlieren kann. Selbst wenn sein Team ein Trainingsspielchen in den Sand setzte, sei er eine Viertelstunde danach nicht ansprechbar gewesen. Radoki ließ ihn dann in Ruhe.

Das Transferkarussell dreht sich

Ruhe ist auch das Stichwort für den weiteren Umgang mit dem Neuling. Mit seiner Nominierung überraschte er alle, Radoki hatte den Ball im Vorfeld bewusst flach gehalten. Und auch jetzt lautet die Devise: "Ich stelle ihn nicht ins Schaufenster, denn jetzt wird selbst im beschaulichen Fürth viel auf ihn einprasseln." Die größte Belastung sei jetzt nicht die körperliche, sondern die psychische.

Eigentlich unlogisch mag es nach so viel Lobhudelei klingen, dass die Spielvereinigung just im zentralen Mittelfeld einen Spieler verpflichtet hat. Doch auf den zweiten Blick ist es kein Ausschlusskriterium. Denn Adam Pinter, Neuzugang seit Samstag, hat bei Ferencvaros Budapest nicht nur im Mittelfeld, sondern auch in der Innenverteidigung gestanden. Zudem ist Sontheimer eher ein Achter als ein Sechser wie Pinter, der wohl schon im Vorgriff auf Hofmanns Vertragsende im Sommer geholt wurde. Bis Dienstag könnte sich auch in der Offensive noch etwas tun: Sebastian Freis hat ein Angebot vorliegen, Ante Vukusic soll verliehen werden.

Keine Kommentare