Pfiffe und Buhrufe: Özil gab Tore-Antwort

8.10.2010, 23:06 Uhr
Pfiffe und Buhrufe: Özil gab Tore-Antwort

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Die Antwort gab Mesut Özil elf Minuten vor Schluss. Bis zur 79. Minute war es kein angenehmer Abend gewesen für den türkischstämmigen deutschen Nationalspieler. In der hitzigen Atmosphäre des Berliner Olympiastadions pfiffen die türkischen Zuschauer gnadenlos, wenn der "verlorene Sohn" auch nur in die Nähe des Balls kam. Mitte der ersten Hälfte mischten sich am Freitagabend auch noch Buhrufe ins akustische Sammelsurium der Gäste-Fans. Özil brauchte angesichts der in dieser Form nicht erwarteten Antipathie-Kundgebungen einige Zeit, um zu seinem Spiel zu finden. Auch die deutschen Fans schienen überrascht.

Erst nach einer halben Stunde reagierten sie mit "Mesut Özil-Sprechchören". Dieser ließ sich nur kurz beeindrucken, steigerte sich aber nach der Pause und erzielte das wichtige 2:0 (79.) beim 3:0-Sieg im EM-Qualifikations-Hit gegen die Türkei. Auf das Jubeln verzichtete er. Während das Publikum "Oh, wie ist das schön" sang, drehte sich Özil ohne große Geste zur Seite weg. "Vielleicht werden die türkischen Fans auf der Tribüne ihn auspfeifen, aber Mesut ist ein sehr reifer Charakter. Da kommt er drüber weg", hatte Bundestrainer Joachim Löw vor der Partie gegen das Land von Özils Vorfahren prophezeit. Die erste Ballberührung des Spiels hatte der bald 22 Jahre alte Profi von Real Madrid, als er beim Anstoß um 20.45 Uhr das Spielgerät zu Miroslav Klose schob. Anschließend aber beschattete ihn zunächst Mehmet Aurelio wie ein Privatdetektiv und nach dessen verletzungsbedingter Auswechslung (23.) wich Özer Hurmaci nur selten von Özils Seite.

Auch die erste Torchance erarbeitete sich der ehemalige Bremer Bundesliga-Profi. Bei seinem Schuss nach 16 Minuten rettete Torwart Volkan Demirel zur Ecke. Als nach 34 Minuten eine Flanke Özils im Nichts landete, jubelte und klatschten die Zuschauer in der in Rot getauchte Gästekurve, als hätte ihr Team gerade das 1:0 erzielt. Die deutschen Fans konterten nun mit Özil-Sprechchören. In der zweiten Halbzeit spielte Özil viel besser als vor dem Wechsel. Nach 56 Minuten startete er seinen ersten Sololauf Richtung Gäste-Tor, blieb aber im letzten Moment hängen. Nun war er an an mehreren gefährlichen Offensiv-Aktionen beteiligt – und krönte seine Leistungssteigerung mit seinem dritten Tor im 20. Länderspiel. Bei Özils Auswechslung in der 90. Minute waren die Pfiffe verstummt.