Phantom vor dem Abschied

29.12.2010, 13:26 Uhr
Phantom vor dem Abschied

© dpa

Bei seinen vielen Fans rollen schon die ersten Tränen - ab kommenden Sommer wird Marek Mintal wohl nicht mehr das rot-schwarze Trikot des 1. FC Nürnberg tragen. Der Abschied des Nürnberger Publikumslieblings nach dann acht Jahren Dienstzeit mit mehr Höhen als Tiefen gilt als beschlossene Sache, eine Verlängerung des am Saisonende auslaufenden Vertrags ist beim Club kein Thema (Die NZ berichtete mehrfach). Doch Mintal, der als "Tor-Phantom" den FCN-Fans unvergessliche Momente geschenkt hat, will die Fußballstiefel noch nicht an den Nagel hängen. "Ich bin noch nicht so weit, aufzuhören. Zwei, drei Jahre möchte ich noch spielen", betont Mintal. Der 1. FCN mit Sportvorstand Martin Bader hat dem 33-jährigen Mittelfeldspieler mit dem außergewöhnlichen Torriecher angeboten, die Ehe mit dem Club in einer "mit Marek noch abzustimmenden Position" fortzusetzen. Darauf kommt der Slowake aber wohl erst zu einem späteren Zeitpunkt zurück.

Mintal will zunächst weder Nachwuchstrainer noch Funktionär werden, sondern nur weiter auf dem Platz stehen: "Ich habe keinen Grund, mit dem Fußballspielen aufzuhören". Im Moment geht er davon aus, bis zum Saisonende in Nürnberg zu bleiben. Um den neuen Arbeitgeber kümmert sich sein Berater Peter Hammer. Er traue sich die Bundesliga noch zu, sagt Mintal, "ich bin mir aber auch nicht für die zweite Liga zu schade".

Erfahrungen auf der Ersatzbank hat Mintal in dieser Saison reichlich gesammelt. In der gesamten Bundesliga-Hinrunde kam er 47 Minuten zum Einsatz. Zu wenig für einen Muster-Profi, dem der Altmeister viel zu verdanken hat. Als 150.000-Euro-Schnäppchen aus Zilina in der Nordwest-Slowakei an den Valznerweiher gekommen, schoss er den FCN in der Saison 2003/2004 als Zweitliga-Torschützenkönig in die Erstklassigkeit zurück. Ein Jahr später schrieb er als bisher einziger Nürnberger Bundesliga-Torschützenkönig (24 Treffer) Club- Geschichte.

Ohne sein Tor zum 1:1 im Finale gegen den VfB Stuttgart wäre Nürnberg im Sommer 2007 vielleicht nicht Pokalsieger geworden. Schwere Verletzungen warfen den zweifachen Familienvater mehrmals zurück. Im Frühjahr 2009 trumpfte der bescheidene Fußballer aber wieder groß auf und führte seinen Club mit 17 Toren zurück ins Oberhaus. Das letzte seiner bisher 66 Bundesligatore erzielte Mintal am 8. August 2009 bei der 1:2-Heimniederlage gegen Schalke 04.

Sportdirektor Bader will Mintal davon überzeugen, dass er beim Club am besten aufgehoben ist, aber die Entscheidung, ob er bleibt oder geht, trifft er ganz alleine. In mehreren Interviews stimmte Bader einen Lobgesang auf Mintal an, erklärte ihn für "unersetzlich" und "sehr, sehr wichtig für diesen Verein", weil er im Mannschaftsgefüge einen zentralen Platz einnehme und auch bei den Jüngeren großen Respekt genieße.

Mit Trauer, aber noch mehr Wut reagieren die FCN-Fans in diversen Internetforen auf den bevorstehenden Abschied Mintals. Bader und Trainer Dieter Hecking müssen sich mangelndes menschliches Gespür vorwerfen lassen. "Warum hat Hecking ihm im letzten Heimspiel gegen Hannover keine zehn Minuten gegönnt? Hier hätte D.H. Größe zeigen können", schreibt ein Fan. Ein anderer nimmt kein Blatt vor den Mund: "Hecking und Bader sind nur Mittelmaß - Mintal ist Fußball-Gott".

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