Plädoyer für einen Club-Buhmann: Köllner stärkt Salli

5.12.2017, 05:30 Uhr
Plädoyer für einen Club-Buhmann: Köllner stärkt Salli

© Foto: Sportfoto Zink

Als Edgar Salli in der 83. Minute des Spiels gegen den SV Sandhausen vom Feld trabte, war im Max-Morlock-Stadion dezenter Applaus zu vernehmen – in Sachen Salli ein eher seltenes Szenario. Prompt spotteten passionierte Salli-Hater, der Beifall habe doch wohl eher Cedric Teuchert gegolten, der draußen bereitstand, um den Kameruner endlich abzulösen. An Salli scheiden sich beim 1. FC Nürnberg nach wie vor die Geister; der quirlige Dribbler könnte ein potenzieller Publikumsliebling sein, ist aber meist nur der Buhmann.

Dabei hatte Salli am Samstag eine durchaus solide Leistung geboten, war viel gelaufen und auch an einigen gefährlichen Offensivaktionen beteiligt. Das vielleicht erlösende Tor wollte dem eifrigen, im Abschluss jedoch glücklosen und mithin auch etwas tollpatschig wirkenden Afrikaner trotz reizvoller Chancen einmal mehr nicht glücken. "Ich hätte mich sehr für ihn gefreut", sagt Michael Köllner. Der Trainer ist fest davon überzeugt, dass "bei ihm irgendwann in den nächsten Wochen schon mal so ein blödes Ding reinrutschen wird".

Ishak als Warnung an die Kritiker

Trotz der mageren Bilanz aus 33 Pflichtpartien sind zwei Tore und vier Vorlagen vermerkt – mag Köllner nichts auf seinen Salli kommen lassen. "Aus Fansicht kann ich ja verstehen, dass es Unmut hervorruft, wenn Dinge unvollendet bleiben", sagt der Coach, "aber ich sehe immer das Ganze." Und da sei Salli eben nicht viel vorzuwerfen. "Er müht sich im Training, haut sich im Spiel rein, arbeitet für die Mannschaft", lobt Köllner. Zudem sei der 36-fache Nationalspieler, Afrikameister und WM-Teilnehmer, der 2016 mit durchaus respektablen Referenzen vom FC St. Gallen gekommen war, dank seiner unorthodoxen Spielweise stets schwer zu verteidigen. Und auch taktisch habe Salli, der die Kollegen mit abenteuerlichen Laufwegen, dilettantischer Defensivarbeit und slapstickhaften Schussversuchen zur Verzweiflung treiben konnte, dazu gelernt, findet Köllner: "Den Gegner anlaufen, Passwege zustellen, das macht er super, und deshalb ist er ein Spieler, der uns weiterbringt."

Noch vor wenigen Monaten hätte man das in Nürnberg auch von einem gewissen Mikael Ishak kaum zu behaupten gewagt. Mahnend erinnert Köllner an die massiven Anlaufschwierigkeiten des Schweden, "den wir im Sommer am liebsten in die Wüste schicken sollten. Aber wir haben gut daran getan, ihm Vertrauen zu schenken, das zahlt er jetzt zurück". Und zwar als aktueller Toptorjäger der 2. Liga. Eine ähnlich positive Entwicklung traut Köllner auch Salli zu, "nur ein paar Details fehlen noch". Der Auftritt gegen Sandhausen sei ein weiterer Schritt nach vorne gewesen, auch hinsichtlich der Akzeptanz bei den Fans: "Ich glaube, sie sehen, dass der Junge nicht verkehrt ist und alles für den Club gibt. Auch wenn es manchmal vielleicht nicht so ausschaut".

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