Pokal: Fürth gegen Dortmund weckt Erinnerungen an 2012

20.8.2018, 16:46 Uhr
Pokal: Fürth gegen Dortmund weckt Erinnerungen an 2012

© Sportfoto Zink/WoZi

Die E-Mail ist höflich, aber bestimmt formuliert. "Nach Rücksprache mit Torhüter Jasmin Fejzic muss ich Ihnen an dieser Stelle eine Absage übermitteln", heißt es aus der Pressestelle des 1.FC Magdeburg, "der Spieler konzentriert sich voll und ganz auf seine Aufgaben hier beim 1. FC Magdeburg und für ihn ist die damalige Begegnung kein Thema mehr."

Schade eigentlich, denn Fejzics Ruf hat das Pokalspiel gegen Borussia Dortmund nicht geschadet. Als Fejzic mit Eintracht Braunschweig zuletzt im Ronhof antrat, wurde er von vielen Fans und Vereinsangestellten geherzt.

Doch der 20. März 2012 hat anscheinend nicht nur einen Sieger, sondern auch Wunden hinterlassen. "Fürths Fejzic wird zur tragischen Figur" heißt es im Spielbericht des Fachblatts kicker. Die Geschichte ist schnell erzählt: Zweitligist Fürth zwingt den späteren Meister und Pokalsieger Dortmund mit einem 0:0 in die Verlängerung. In der 118. Minute wechselt Kleeblatt-Coach Mike Büskens Fejzic ein, weil der als Elfmeterkiller gilt. Zwei Minuten später schießt Ilkay Gündogan aus 16 Metern an den Pfosten, von dort prallt der Ball auf Fejzics Rücken und ins Tor: 0:1, Abpfiff.

Noch auf dem Feld jubelte Kevin Großkreutz provokant vor dem ExSchalker Gerald Asamoah, in der Kabine sangen die Dortmunder "Torwartwechsel, Torwartwechsel", auch Trainer Jürgen Klopp gab mit abfälligen Kommentaren kein sympathisches Bild ab. "Das darf man nicht so hoch hängen", sagt sechseinhalb Jahre später einer, der dabei war: Stephan Fürstner.

Der 30 Jahre alte Fürstner, mittlerweile in Diensten von Drittligist Braunschweig, tauschte nach Schlusspfiff mit Mats Hummels, seinem Kumpel aus der Bayern-Jugend, das Trikot. "Dem anderen Respekt zu erweisen bei Sieg oder Niederlage, das ist Charaktersache, das muss jeder für sich entscheiden", sagt Fürstner. Und Charakter, den hatte die damalige Fürther Mannschaft allemal.

Zwei Tage hingen die Köpfe

"So ein Erlebnis kann einer Saison auch einen Riesenknacks geben", erklärt er, "aber es ist bewundernswert, dass wir uns nicht haben beirren lassen." Zwei Tage lang ließen die Fürther die Köpfe hängen, dann pflügten sie in den restlichen acht Saisonspielen wie vorher durch die zweite Liga und stiegen als Meister auf.

Doch trotz der starken Saison, erinnert sich Fürstner, war es kein Selbstläufer, dass sie es ins Halbfinale des DFB-Pokals geschafft haben. "Keiner von uns außer Thommy Kleine hat je ein Halbfinale gespielt, das war das absolute Highlight in unserer Karriere – und dann auch noch gegen die Top-Mannschaft im deutschen Fußball." Der BVB kam unter Klopp als amtierender und auch späterer Meister in den Ronhof.

Vor dem Spiel muss der Fürther Trainer Büskens wegen seiner Schalker Vergangenheit zu Höchstform aufgelaufen sein. "Er hat uns ja die ganze Saison eingeredet, dass wir gut sind und Qualität haben. Viel findet ja im Kopf statt. Aber vor Dortmund hat er uns brutal heiß gemacht – und wir haben einen brutalen Kampf abgeliefert."

Über Motivationskünste in der Kabine denkt mittlerweile auch ein anderer aus der damaligen Kleeblatt-Elf nach: Thomas "Thommy" Kleine. Der 40 Jahre alte Kleine ist nach seinem Rauswurf bei der Fürther U 23 vor eineinviertel Jahren Co-Trainer bei Fortuna Düsseldorf geworden, nebenbei machte er den Fußballlehrerschein. Über Büskens’ Ansprache sagt er heute: "Bei solchen Spielen musst du als Trainer gar nicht viel machen."

"Wir hatten ein gutes Gefühl"

Nach holprigen 20 Minuten waren der Erst- und der Zweitligist auf Augenhöhe. Auch für den Innenverteidiger, der mit Bayer Leverkusen bereits ein Pokalfinale erlebt hat, war das Drama in der Schlussminute beispiellos. "Ich war nach Schlusspfiff einfach nur leer im Kopf. Du bekommst nicht viele Chancen, nach Berlin zu fahren." Seinem Torhüter mag er aber überhaupt keinen Vorwurf machen, dem Trainer ebenso wenig. "Es gibt kaum einen Torwart, der mehr Elfer hält, als Jassi. Wir hatten ein gutes Gefühl, als der Wechsel kam."

Stephan Fürstner schließt seine Erinnerungen mit einem schönen Satz: "Vielleicht muss man manchmal einen Tod sterben, um Erfolg zu haben." Die Spielvereinigung gab am Wochenende drauf die richtige Antwort und fegte den Karlsruher SC 3:0 vom Platz. "Da wusste jeder: Jetzt steigen wir auf", erinnert sich Kleine.

Das aktuelle Team spielt wohl in diesem Jahr nicht um den Aufstieg mit. Darf es sich trotzdem etwas ausrechnen gegen den BVB? Kleine findet: "Als Außenseiter kann man da doch positiv und selbstbewusst reingehen. Es ist ein Vorteil für Fürth, dass der BVB noch kein Pflichtspiel gemacht hat."

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