Primärziel für die Falcons ist der Klassenerhalt

21.9.2017, 10:16 Uhr
Unter der Leitung von Headcoach Ralph Junge sollen Talente wie Nils Haßfurther (Nr. 7) zum Profi reifen.

© Sportfoto Zink Unter der Leitung von Headcoach Ralph Junge sollen Talente wie Nils Haßfurther (Nr. 7) zum Profi reifen.

Die neuen Trikots werden wohl gerade noch rechtzeitig fertig. Obwohl der Anbieter, der die Leibchen ursprünglich beflocken wollte, gerade Insolvenz anmelden musste. Die Namen Young oder Calvin wird also niemand auf dem Rücken tragen, wenn der Nürnberger Basketballclub am Samstagabend um 19 Uhr in der Chemnitzer Messehalle in die neue Zweitliga-Saison startet, von Normalität ist der Verein aber auch im zweiten Jahr nach dem Beinahe-Kollaps immer noch weit entfernt.

Der Ausnahmezustand ist bei den Falcons, wie sie sich seit der vergangenen Spielzeit nennen, inzwischen Alltag geworden, auch wenn sie in diesem Sommer nicht um das finanzielle Überleben kämpfen mussten.

Ein Mann für alles

Ralph Junge ist immer noch: Cheftrainer, Sportdirektor und Geschäftsführer, manchmal auch alles gleichzeitig oder auch gar nichts von all dem. "Manche Aufgabenbereiche", sagt er, "kommen leider immer noch zu kurz, ich bin viel eher ein Hansdampf in allen Gassen". Trainingshalle, Rathaus, Büro, Trainingshalle, eine Turnierreise durch China – Junge war auch in diesem Sommer wieder ständig in Bewegung, um den Profi-Basketball in Nürnberg voranzubringen, am Ende muss er sich dann trotzdem noch über Kleinigkeiten wie die Beflockung der neuen Trikots den Kopf zerbrechen. Ärgerlich findet Junge das, aber er hat sich langsam daran gewöhnt.

Als Ralph Junge im Sommer 2014 seinen Posten als Chef der Basketball-Akademie in Ehingen nach 16 Jahren aufgab und nach Nürnberg wechselte, übernahm er einen Verein, dem es in vielen Bereichen an professionellen Strukturen mangelte, dessen Hauptsponsor aber dennoch das Ziel verfolgte, so bald wie möglich in die Bundesliga aufzusteigen. Auch Junge formulierte dieses Ziel bei seinem Dienstantritt in Nürnberg, besser nächste als übernächste Saison wolle man die Pro A hinter sich lassen.

Heute sagt Junge: "Die Zielsetzung muss die gleiche wie letzte Saison sein: Zehn, elf Siege für den Klassenerhalt einsammeln und wenn es geht, noch ein paar Spiele übrig haben, um vielleicht noch mehr zu erreichen." Nachdem es Junge in seinen ersten beiden Spielzeiten mit dem NBC nicht gelungen war, die zweite Liga hinter sich zu lassen, kam Alexander Lolis zu dem Entschluss, dass es besser ist, sich mit seinem Unternehmen sofort und nicht in der nächsten oder übernächsten Saison als Hauptsponsor zurückzuziehen. Im Sommer 2016 stand der Nürnberger Profi-Basketball vor dem Aus, die Rettung glückte erst in letzter Sekunde, seitdem muss Junge mit einem deutlich geringeren Budget auskommen.

Der Klub der Unterschätzten

Einen neuen Hauptsponsor hat der Verein auch vor der zweiten Saison als Nürnberg Falcons nicht gefunden, statt um den Aufstieg geht es vorerst weiter nur gegen den Abstieg. Mit der Altersstruktur und der kaum vorhandenen Erfahrung in der Liga ist nicht mehr drin, glaubt Junge. Zumindest bleiben sie vorerst bescheiden.

Die Hälfte des zwölfköpfigen Aufgebots ist 20 Jahre oder jünger, von den vier amerikanischen Importspielern kennt lediglich Dan Oppland die Liga. In der Abwesenheit von Sebastian Schröder, der nach einem Auslandssemester frühestens zur Rückrunde wieder Teil der Mannschaft sein wird, ist Oppland, der in seine vierte Saison beim NBC geht, der unumstrittene Anführer. Josh Young ist erneut nach Vechta weitergezogen, Ajay Calvin lässt seine Karriere im Artland ausklingen, in ihren Trikots laufen künftig Matthew Gibson und Van Girard II auf.

Mardracus Wade, der zuvor in der D-League, dem Auffangbecken der NBA, spielte, hat in der Vorbereitung angedeutet, dass er die nötigen Punkte beisteuern kann, ansonsten hofft Junge wieder einmal auf sein Gespür für unterschätzte Talente. Und natürlich darauf, dass Nachwuchsspieler wie Matthew Meredith und Nils Haßfurther den nächsten Schritt machen und schon bald den Kern eines Teams bilden, die sich auch mal wieder andere Ziele setzen kann. Ihre Trikots müssten dann ja nicht einmal neu beschriftet werden.

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