Prominente Dreierkette: Ex-Nürnberger auf Vereinssuche

7.9.2018, 11:39 Uhr
Im Jahr 2012 im Trikot des 1. FC Nürnberg aktiv: Philipp Wollscheid.

© Eduard Weigert Im Jahr 2012 im Trikot des 1. FC Nürnberg aktiv: Philipp Wollscheid.

Die Karriere des Fußballers Philipp Wollscheid verlief erstaunlich. Seine Jugendjahre verbrachte er nicht in Fußball-Internaten, sondern bei kleinen Provinzvereinen im Saarland, sein Vater war zeitweise sein Trainer. Im Sommer 2009 wechselte Wollscheid vom Oberligisten 1. FC Saarbrücken ins Regionalligateam des 1. FC Nürnberg - und rückte überraschend zu den Bundesliga-Profis auf, als Trainer Dieter Hecking im November 2010 einen personellen Engpass überbrücken musste.

Es wurde ein märchenhafter Aufstieg. Der Innenverteidiger Wollscheid spielte so gut, dass Bayer Leverkusen im Sommer 2012 sieben Millionen Euro Ablöse für seine Dienste zahlte, ein Jahr später war er sogar Nationalspieler. Die Länderspiele gegen Ekuador und die USA blieben allerdings seine einzigen, Wollscheid verlor etwas den Anschluss, er wurde nach Mainz und zu Stoke City verliehen, zuletzt noch einmal kurz an den VfL Wolfsburg.

Heute spielt Wollscheid wieder in einem internationalen Top-Team - allerdings einem virtuellen, das transfermarkt.de gerade zusammenstellte. Es ist die Mannschaft der besten arbeitslosen Fußballer Europas. Philipp Wollscheid, 29 Jahre alt, ist das seit Anfang Januar: arbeitslos. Beim FC Metz war er nicht mehr zum Zuge gekommen, beide Seiten lösten den Vertrag auf. Das Ende der Karriere? "Ich will nichts ausschließen", sagte Wollscheid der Rhein-Zeitung am Rande eines Futsal-Turniers daheim in Saarbrücken, bloß nach Arabien oder China werde er nicht wechseln.

Maroh mit gleichem Schicksal

Dominic Maroh sah man zuletzt auf Mallorca, dort hält Yann-Benjamin Kugel, ehemaliger Athletiktrainer des 1. FC Köln, arbeitslose Fußballer fit. Maroh hat gemeinsam mit Wollscheid für den Club verteidigt, es waren sehr ähnliche Karrieren. Der FCN hatte Maroh in Reutlingen für seine zweite Mannschaft entdeckt, in der er sich 2009 für die Profis empfahl. Maroh etablierte sich als zuverlässiger Innenverteidiger, gegen den Protest des Anhangs stellte der Club seine weitere Verwendungsfähigkeit trotzdem in Frage und ließ ihn ebenfalls im Sommer 2012 nach Köln ziehen. Auch Maroh spielte international, für Slowenien, die Heimat seines Vaters, beim FC war er sogar Kapitän - und wurde jetzt, 31 Jahre alt, nach dem Abstieg ausgemustert.

"Der Verein hat eine andere Idee, das muss ich respektieren", sagte Maroh nach seinem letzten Spiel mit feuchten Augen vor der Südkurve des Kölner Stadions, in der Tausende weinten. "Emotional alles" habe er beim FC erlebt, sagte Maroh, "da fällt der nächste Schritt schwer." Immerhin: Beim Üben auf Mallorca traf Maroh einen Leidensgenossen und alten Bekannten. Dennis Diekmeier, der sich, geholt von Werder Bremen, im Januar 2009 dem 1. FC Nürnberg anschloss, mit dem Club in die Bundesliga aufstieg - und dort mit Maroh als Nebenmann verteidigte.

Auch Diekmeier im Wartestand

Der Rechtsverteidiger Diekmeier, 2008 mit der Fritz-Walter-Medaille als bester Nachwuchsspieler Deutschlands ausgezeichnet, galt als eines der größten Talente im Land, im Sommer 2010 wechselte er zum Hamburger SV, für den Diekmeier seither 123 Bundesligaspiele bestritt, ehe ihn im Sommer das gleiche Schicksal traf wie Maroh in Köln. Nach dem historischen ersten Bundesliga-Abstieg des HSV war Diekmeier, 28 Jahre alt, arbeitslos, ein Interesse von Besiktas Istanbul hat sich bisher nicht bestätigt. Wie Wollscheid und Maroh muss der auf dem Transfermarkt liegengebliebene Diekmeier weiter warten - bis sich irgendwo ein Notstand auftut, arbeitslose Fußballer dürfen sich jederzeit jedem Verein anschließen.

Der prominenteste unter ihnen steht in der virtuellen Transfermarkt-Elf neben Wollscheid in der Innenverteidigung und heißt Robert Huth. Der 34 Jahre alte Berliner, einst von Bundestrainer Jürgen Klinsmann zum WM-Sommermärchen 2006 für die Nationalmannschaft entdeckt, weiß aber, was im Fußball alles passieren kann. Huth gehörte zu den Köpfen des Sensationsteams von Leicester City, das 2016 die englische Meisterschaft gewann. Jetzt verzichtete der Klub auf seine Dienste.

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