Radball: RMC Lohengrin Stein schreibt Geschichte

26.10.2016, 14:54 Uhr
Radball: RMC Lohengrin Stein schreibt Geschichte

© Foto: privat

Hinterher, nach dem Schlusspfiff des Endspiels, gab es so etwas wie ein großes Familienfest. Denn im Radball kennt – wie in fast allen Randsportarten üblich – fast jeder jeden. Und mittendrin die Mlady-Familie mit der neuen Nummer eins in Deutschland aus Stein: die Cousins Bernd und Gerhard. Die beiden haben sich gleich zwei Träume an einem Tag erfüllt.

Vorjahressieger SV Eberstadt war nach einem 1:4 im kleinen Finale gegen RC Iserlohn diesmal nur Vierter. Für die Mladys ist es Höhe-, aber möglicherweise noch nicht Endpunkt einer Entwicklung, die sich früh abgezeichnet hatte durch mehrere Europa-Titel im Jugend- und U 23-Bereich.

Das Duo hatte mit sechs Jahren erstmals im Sattel der Radballmaschinen gesessen. Bis heute werden sie trainiert und betreut von den Vätern Kurt und Peter Mlady. Im sechsten Jahr in der Bundesliga hat es nach mehreren knapp verpassten Anläufen für die beiden 26-Jährigen geklappt mit dem großen Wurf.

„Echt geil“ (Kurt Mlady, Vater von Bernd) und „nahezu ideal“ (Peter Mlady, Vater von Gerhard) stuften sie das DM-Turnier und die Auftritte des RMC-Teams ein. Beide riefen am Tag X ihr Leistungspotenzial ab, waren spielerisch und vor allem mental dem großen Erwartungsdruck gewachsen.

Nichts auszusetzen gab es am 3:1 gegen Eberstadt, am 6:1 gegen RSV Zscherben sowie am hart und erst in den Schlusssekunden mit 5:4 gegen den RC Iserlohn gewonnenen dritten Gruppenspiel, das bereits vorzeitig den Finaleinzug und die WM-Qualifikation als primäres Ziel sicherte.

Das abschließende 3:3 nach 1:3-Rückstand gegen den großen Widersacher SV Obernfeld bot einen Vorgeschmack, wie verbissen es im Endspiel um den Meistertitel, den noch keines der beiden Teams gewonnen hatte, gegen den gleichen Gegner zuging. 2:2 hieß es nach normaler Spielzeit; in der Verlängerung ging es turbulent zu, aber nach dem 2:3 drehte das Steiner Duo noch einmal auf und sorgte mit dem 7:4-Endstand nach der Vizemeisterschaft im Vorjahr für ein optimales Ende 2016 auf nationaler Ebene.

Hoffen auf den Schub

„Es war ein klasse Turnier, bei dem bei uns alles bestens gepasst hat“, lautete das Fazit von Torwart Bernd Mlady. Gebangt, im letzten Moment mit leeren Händen dazustehen, „habe ich trotz einiger kritischer Situationen nie, hatte eigentlich immer ein gutes Gefühl“. Zufrieden zurücklehnen ist jedoch kein Thema, denn jetzt lockt die internationale Bewährungsprobe bei der WM. Vor der Haustür in Stuttgart geht es vom 2. bis 4. Dezember um die Medaillen.

Und Kurt Mlady, seit vielen Jahren Vorsitzender des RMC Lohengrin, hegt keinen Zweifel, „dass die Teilnahme als Meister einen weiteren Schub gibt und wir im Kampf um die Plätze auf dem Siegertreppchen eine realistische Chance besitzen“. Darauf hofft man auch beim BDR, denn bei den beiden WM-Turnieren 2014 und 2015 gab es kein Edelmetall, was ein Schock war für die erfolgsverwöhnten deutschen Radballer.

Aus bayerischer Sicht, speziell aus fränkischer, hat der Steiner Erfolg sogar so etwas wie historische Dimensionen. Die Mladys sind nach den Brüdern Willi und Rudi Pensel vom ATS Kulmbach, acht Mal deutscher Meister von 1948 bis 1955, wieder der erste Titelträger aus Bayern. 59 Jahre nach dem letzten von zwei WM-Titeln der Oberfranken (1957) sind erstmals wieder Bayern bei einer Weltmeisterschaft am Start.

Zweifellos große Fußstapfen für die Steiner, denen Pensel-Sohn Frank, als BDR-Verbandsarzt Zuschauer in Moers, Glück für die nächsten sportlichen Herausforderungen wünschte.

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