Radball: Stein für Deutschland zur WM

1.12.2016, 11:41 Uhr
Radball: Stein für Deutschland zur WM

© Foto: Kurt Mlady

Radball ist eine kleine, nur punktuell bekannte Sportart. Der RMC Lohengrin ist mit 100 Mitgliedern ein kleiner, jedoch rühriger Verein, für den das Novum einer WM-Teilnahme, der ersten übrigens für Bayerns Radball nach 1957, als die Brüder Willi und Rudi Pensel (ATS Kulmbach) sogar Weltmeister wurden, natürlich für Begeisterung sorgt.

Über 40 Mitglieder einschließlich der Mlady-Familien mit dem Vereinsvorsitzenden und Trainer Kurt Mlady an der Spitze sind dabei; alle im „kleinen Schwarzen“, einem speziellen WM-T-Shirt mit dem anfeuernden Aufdruck „Go Mlady Go“. Die 300 Hemden, für den Initiator und Trainer Peter Mlady „ein gern in Kauf genommenes Draufzahlgeschäft“, waren schnell vergriffen. Radballfans aus ganz Deutschland werden damit das Steiner Duo nicht nur optisch im Schwäbischen unterstützen.

Das garantiert zwar keine Siege oder gar eine Medaille, macht aber deutlich, dass die Radballer nicht nur beim RMC in Stein, sondern in ganz Deutschland „eine große Familie“ sind. Seit ihrem sechsten Lebensjahr sitzen die beiden 26-jährigen Cousins auf den speziellen Radball-Maschinen: Industriekaufmann Bernd als Feldspieler und Gerhard, Student für Informations- und Kommunikationstechnik, im Tor.

Sie sind sich als Neulinge auf der großen WM-Bühne bewusst, dass vor allem Österreich, mit Patrick Schnetzer/Markus Bröll, Weltmeister 2013, 2014 und 2015 sowie die Schweiz mit Roman Schneider/Patrick Planzer als Titelträger 2012 und danach drei Mal mit Silber dekoriert, die Rolle des Favoriten beanspruchen. Das Quartett dahinter vervollständigen neben Deutschland die erfahrenen Tschechen, Frankreich und Belgien, die zumindest als Stolpersteine auf jeder Rechnung stehen sollten.

„Der Titel ist das Höchste“

Aber Bernd Mlady, im Steiner Duo nicht nur verbal der Führungsspieler, macht den Ehrgeiz und die eigenen Erwartungen deutlich: „Der WM-Titel ist das Höchste, jeder will ihn. Und wir haben oft genug bewiesen, dass wir auf höchstem Niveau mithalten, an einem guten Tag auch die Favoriten schlagen können.“

Dass die ganz eigene Atmosphäre, die ungewohnt langen Pausen zwischen den Spielen und die 6000 Zuschauer in der Porsche-Arena Ansporn und Belastung zugleich sind, darf, so Gerhard Mlady, „mit Spielbeginn kein Thema mehr sein, dann muss dem Gegner und dem Ball die volle Konzentration gelten“.

Bundestrainer Jürgen King, der in Stuttgart am Spielfeldrand die Heimtrainer ersetzt, ist mit den Erfahrungen von 28 WM-Teilnahmen als Aktiver und BDR-Trainer mit Prognosen sehr vorsichtig. Er verweist auf die ganz anderen Voraussetzungen. „Schwierig einzuschätzen“ seien die Aussichten für einen Neuling, „spielt der Kopf und damit das Nervenkostüm doch eine große Rolle“. An der spielerischen Qualität seiner WM- Schützlinge hat er nichts auszusetzen und darum sieht er, die zuletzt gute Form vorausgesetzt, „in Richtung Treppchen alles möglich“.

Festlegen auf eine Platzierung will sich diesmal auch RMC-Chef Kurt Mlady nicht, er ist mit Vorhersagen ohnehin zurückhaltend. Diesmal aber nennt er einen besonderen Grund, warum er einen WM-Tipp verweigert: „Ich hoffe ja irgendwie, dass wir Erster werden. Aber festlegen kann ich mich nicht, weil ich weiß, dass die Aussichten der Österreicher größer sind.“

Nun ja, schon eine Medaille wäre natürlich ein Erfolg für die Mladys und den RMC Lohengrin, schließlich sorgten die BDR-Vertreter 2014 und 2015 als Vierte jeweils für enttäuschende Nullnummern der erfolgsverwöhnten Radballer. Aber vielleicht kann der RV Gärtringen mit Uwe Berner/Matthias König als Vorbild und gutes Omen dienen: Das Duo gewann letztmals Radball-Gold für Deutschland – 2010 bei der WM in Stuttgart.

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