Radoki setzt Spieler im Liga-Endspurt unter Stress

24.4.2017, 05:55 Uhr
Eigentlich müsste Kleeblatt-Coach Janos Radoki nach dem 1:0-Sieg am Freitagabend gegen Dynamo Dresden zufrieden sein. Doch der Fürther Trainer ist ehrgeizig und nimmt seine Spieler in die Pflicht.

© Sportfoto Zink / WoZi Eigentlich müsste Kleeblatt-Coach Janos Radoki nach dem 1:0-Sieg am Freitagabend gegen Dynamo Dresden zufrieden sein. Doch der Fürther Trainer ist ehrgeizig und nimmt seine Spieler in die Pflicht.

Es war vielleicht nicht unbedingt ein Treffer, wie ihn das Spiel zwischen der SpVgg Greuther Fürth und Dynamo Dresden verdient gehabt hatte, es war aber einer, der symptomatisch für die zerfahrene Partie am Freitagabend war. Weil der Gastgeber eine überragende Verteidigungsarbeit geleistet hatte und der Gegner es in der Abwehr ähnlich genau nahm, kam aus dem Spiel heraus wenig zustande. Es musste also fast schon eine Kuriosität – ein fulminantes Eigentor aus zehn Metern von Aias Aosmann – die Partie entscheiden. "Dem Spiel wurde damit die Krone aufgesetzt. Das passiert alle Jubeljahre einmal", stellte Dresdens Coach Uwe Neuhaus konsterniert fest.

Chancen, das Spiel auf dem herkömmlichen Weg durch eine Eigenleistung zu entscheiden, waren zwar ansatzweise und vor allem auf Seiten der Gastgeber vorhanden gewesen,

doch der fahrige Umgang damit führte zwangsläufig nicht zum Erfolg und schmälerte bei Fürths Trainer Janos Radoki so auch ein wenig die Freude über den ersten Sieg nach zwei vorangegangenen Niederlagen. Die schon vor drei Wochen erreichte 40-Punkte-Marke, die in den Köpfen der Spieler zwischenzeitlich für einen Spannungsabfall gesorgt hatte, ist mit nun 43 Zählern aber endgültig abgehakt.

Ein ähnliches Phänomen durchlebt aktuell Dynamo Dresden. Seit es den Sachsen misslang, im direkten Duell mit Eintracht Braunschweig (0:1) noch einmal in den Aufstiegskampf mit einzugreifen, ist die Luft raus und sie konnten in den vergangenen drei Partien nur noch einen einzigen Punkt holen. "Seit dem verpassten Ziel sind wir weit weg von dem, was wir leisten können", sagte Neuhaus, der sich plötzlich mit Fragen nach einer scheinbaren Stagnation konfrontiert sieht. "Wenn man jetzt anfängt, das als normal zu erachten, dass wir als Aufsteiger noch immer den fünften Tabellenplatz belegen, dann brauchen wir gar nicht weiterreden, dann werde ich auch ärgerlich", sagte er nach der Partie in Fürth und zog bereits ein positives Saisonfazit: "Unabhängig davon, wie die letzten vier Spiele auch ausgehen – ich glaube, dass wir in diesem Jahr eine Menge erreicht haben. Und das werden wir uns auch nicht nehmen lassen."

So ähnlich könnte das auch sein Fürther Kollege formulieren. Denn normal ist es nach einer ereignisreichen Saison inklusive Trainerwechsel in der Kleeblatt-Stadt auch nicht, aktuell in der Zweiten Liga auf Rang sechs – drei Punkte hinter Dresden – geführt zu werden. Doch Radoki hält wenig davon, sich vorschnell zufrieden zu geben. Viel lieber würde sich der gebürtige Ungar mit der Optimalausbeute von zwölf Punkten in die Sommerpause verabschieden.

Zudem entscheidet ja die Endplatzierung in der Tabelle darüber, wie warm der Geldregen aus dem mit vielen Millionen Euro gefüllten Fernsehtopf ausfällt. Radokis Ehrgeiz im Endspurt auf das gesamte Team zu übertragen, wird aber eine von mehreren Herausforderungen sein. "Wir brauchen Spieler, die bereit sind, Schmerzen zu ertragen. Da sind die letzten vier Partien ein guter Gradmesser", findet der Coach.
Eine weitere Herausforderung ist es, der Kleeblatt-Mannschaft bessere Lösungen in hektischen Spielsituationen zu ermöglichen. "Den Stress, den wir dem Gegner machen, machen wir uns bei Ballbesitz selbst", monierte der 45-Jährige. Seit Wochen tut sich Radokis Team schwer, aus den im Ansatz noch guten Möglichkeiten auch gefährliche Torabschlüsse zu kreieren. "Die Laufwege sind da, aber wir spielen den Ball einfach nicht genau genug. Das ist dann der Killer, um hinter die letzte Abwehrlinie des Gegners zu kommen."

Durch Stresssimulationen im Training will Radoki seine Spieler zu mehr Ruhe am Ball erziehen, denn eigentlich sei er, seit er in Fürth Cheftrainer ist, "noch nie wirklich" mit der Stressresistenz zufrieden gewesen. Wobei die gewonnenen Zweikämpfe, die gute Abwehrarbeit Selbstvertrauen geben müssten, um den Ball in Ruhe weiterzuspielen.
"Daran müssen wir arbeiten, das ist sonst in dieser Liga nicht ausreichend, um sich genügend Torchancen zu erspielen", warnt Radoki. In Sachen "Laufbereitschaft und Aggressivität" sprach er seinem Team aber ein großes Lob aus.

 

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