Radoki und die jungen Wilden: Ein Appell an den Jugendstil

18.1.2017, 11:20 Uhr
Bisweilen lässt sich Außenverteidiger Dominik Schad (links) leichter vom Ball trennen als sein Konkurrent Khaled Narey (rechts).

© Foto: Zink Bisweilen lässt sich Außenverteidiger Dominik Schad (links) leichter vom Ball trennen als sein Konkurrent Khaled Narey (rechts).

Am Dienstag durften die Profi-Kicker der Spielvereinigung Greuther Fürth erstmals in dieser Vorbereitung auf einer Wiese trainieren. Der Platzwart hat die Rasenheizung im Ronhof angeworfen.

Endlich kann Janos Radoki taktische Dinge einstudieren, die Zeit des Konditionsbolzens ist vorbei. Und das scheint bitter nötig. Denn gebetsmühlenartig kritisierte der Kleeblatt-Coach nach den drei bisherigen Testspielen "die Rückwärtsbewegung" seiner Spieler.

"Es ist auffallend bei den Jungen, dass sie es vorwärts ordentlich machen, aber es rückwärts an Handlungsschnelligkeit und Robustheit fehlt", analysierte Radoki. Da der 19-jährige Dominik Schad als Außenverteidiger in der Viererkette "in der letzten Linie" stehe, sei das in seinem Fall schlimmer als andernorts auf dem Platz, "denn dann kann es dunkel werden".

Es sind wohl solche Sätze, an die sich große Teile der Mannschaft erst noch gewöhnen müssen. "Sicher ist das gewöhnungsbedürftig", beschreibt Schad die direkte Art des Trainers. "Mit der Zeit lernt man, wie man damit umgehen muss. Und dass er dich eigentlich verbessern will."

Während Stefan Ruthenbeck eher der "Pusher", also der Motivator war, benutzt Radoki ein anderes Stilmittel. "Er ist eher ein lauterer und impulsiver Typ, der weniger pusht, sondern dir sagt, was du falsch gemacht hast." Schad habe zu Beginn seiner A-Jugend-Zeit auch "meine schwierige Zeit mit ihm" gehabt, bis er sich daran gewöhnt habe.

Einer der ersten Container-Kicker

Im Prinzip sei es ganz einfach: "Radoki will immer Vollgas sehen von seinen Spielern, weil er auch zu hundert Prozent dahintersteht. Wie damals, als er selbst Spieler war." Auch Radoki war Außenverteidiger. Schad versucht aber nicht erst seit diesem Winter Vollgas zu geben. Er begann damit schon im Sommer 2015, als Ruthenbeck und er ihre Verträge in Fürth unterschrieben.

Das Talent, das im Alter von 14 Jahren von der Viktoria aus Aschaffenburg zur Spielvereinigung kam, war einer der ersten Bewohner des damals neu gebauten Container-Internats am Sportzentrum Kleeblatt. Er schaffte es bis zum Profivertrag, gültig bis 2018.

Mit dem Adler auf der Brust

Doch dann klemmte der Vorwärtsgang der Karriere. Mit dem Profitraining begann die Hüfte zu schmerzen, bis heute ist nicht geklärt, warum. Vor ziemlich genau einem Jahr brach schließlich ein Mittelfußknochen, ohne Fremdeinwirkung. Es wirkte so, als wäre er mit knapp 70 Kilo bei 1,76 Meter einfach zu zerbrechlich für den Leistungssport. Doch als er gegen Ende der vorigen Saison gesund wurde, klingelte der DFB durch: Berufung in die U 19-, später in die U 20-Nationalmannschaft.

Zehn Lehrgänge hintereinander durfte er bislang mitmachen, die Teilnahme an der U 20-WM in Korea winkt ihm. DFB-Trainer Guido Streichsbier sendete positive Signale. In Fürth ist Schad Außenverteidiger Nummer drei, mit bislang drei Kurzeinsätzen bei den Profis. Sollten Khaled Narey oder Niko Gießelmann ausfallen, steht er bereit.

Radoki lässt durchblicken, dass er den Einsatzwillen seines Ex-A-Juniors zu schätzen weiß. Beim 2:2 im Test gegen Wiesbaden stand Schad "kurz vorm Wadenkrampf", sprintete achtmal von Strafraum zu Strafraum. "Da verzeihe ich auch Fehler", sagt Radoki. Er hoffe nur, dass das auch alle im und um den Verein so sehen. "Wir müssen lernen, den Jungen zu vertrauen", lautet sein Appell.

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