Rasiert, locker und gelöst: Köllner kommt an bei den Schiris

11.10.2018, 13:55 Uhr
Die Fußballschiedsrichter der Gruppe Nürnberg waren beeindruckt von Michael Köllner, der locker und kompetent plauderte. Obmann Hans Rößlein bedankte sich bei dem Club-Trainer mit einem Geschenkkorb.

© Heinz Wraneschitz Die Fußballschiedsrichter der Gruppe Nürnberg waren beeindruckt von Michael Köllner, der locker und kompetent plauderte. Obmann Hans Rößlein bedankte sich bei dem Club-Trainer mit einem Geschenkkorb.

Ohnehin geht es am Dienstagabend unter den Referees mehr um Schiedsrichterthemen. Aber einige aktuelle Aussagen zum FCN lässt sich der 48-Jährige im Gespräch mit Kreis- und Gruppenobmann Hans Rößlein natürlich dennoch entlocken. "Auch wenn es bitter ist, am Ende ist es nur ein Fußballspiel", sagt er zu der Schlappe am Sonntag und ergänzt: "Ich weiß, dass wir es im Trainerteam nicht besser machen können, und die Fans spüren das ein Stück weit auch. Jedes negative Erlebnis hat seinen tieferen Sinn." Und: "Wir können uns in Nürnberg keine fertige Profimannschaft leisten."

Man merkt Köllner an, dass er die Bundesliga trotz der hohen Belastung auch genießt, er "lebt" den Fußball - aber er lässt es auch immer mal anklingen, dass es ihm nichts ausmachen würde, sollte er irgendwann ins zweite Glied zurückkehren (müssen): "Profitrainer war nicht mein Ziel."

Frisch rasiert für die Schiris

Seine Wurzeln im Jugend- und Amateurfußball hat er jedenfalls nicht vergessen. Man sieht es ihm, der seit 27 Jahren Trainer ist, sofort an, dass er gerne zu den Nürnberger Referees gekommen ist. Zur Begrüßung geht er durch die gut gefüllten Reihen und klopft auf die Tische, die Amateurschiris sind beeindruckt - und hören, dass sich der hohe Gast "extra für die Schiedsrichter frisch rasiert" hat.

Zur Erlangung der Trainer-B-Lizenz hatte Köllner im März 1992 auch die Schiedsrichterprüfung abgelegt, in der Schirigruppe Marktredwitz ist er heute noch Mitglied, lange Jahre war er Referent in den Neulingskursen. Die Begrüßung mit seinem langjährigen Oberpfälzer Weggefährten Manfred Probst, dem früheren Zweitligaschiedsrichter, fällt deshalb auch besonders herzlich aus. Und was viele nicht wissen: In seiner Zeit als Jugendtrainer bei seinem Heimatverein SG Fuchsmühl war Köllner auch Kreissieger im DFB-Ehrenamtspreis.

Köllner hält nicht viel vom Videobeweis

Den "kleinen" Schiris zollt er viel Respekt. "Das Wichtigste ist, sich auf jedes Spiel gut vorzubereiten!", gibt er ihnen mit auf den Weg. Wie schwierig die Aufgabe ist, weiß Köllner, der die Trainingsspiele beim Club meist selbst pfeift, aus eigener Erfahrung und erzählt von einem "Schlüsselerlebnis". Als anwesender Zuschauer übernahm er, damals DFB-Auswahltrainer, die Leitung des C-Juniorenspiels Cham gegen Jahn Regensburg. Nach einer Notbremse außerhalb des Strafraums hätte er den Torwart - seinen Auswahlspieler! - vom Platz stellen müssen: "Aber ich gab Gelb und Elfmeter, was für eine Fehlentscheidung!"


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Bei "großen" Schiedsrichtern in der Bundesliga kritisiert er dagegen häufig die Umgangsformen: "Sie kommen in die Kabine und sagen, dies und das müsse abgeklebt werden, aber hallo sagen sie nicht." Auch wenn das Spiel schon lange vorbei ist, seien die Referees "selten in der Lage, ein normales Gespräch mit dem Trainer zu führen". Vom Videobeweis hält Köllner nicht viel: "Jeder Schiedsrichter sollte zu seiner Entscheidung stehen. Aber jetzt gibt es immer einen Entscheider, der über ihm steht."

Am Ende bedankt sich Hans Rößlein mit einem Geschenkkorb, und der Gast bekommt noch Vanilleeis mit heißen Himbeeren, etliche Autogramme muss er auch noch schreiben. Am Mittwoch um sieben war der Club-Trainer dann schon wieder im Büro. Die Mission Klassenerhalt geht weiter.

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