Raubfische tauchen in die Oberliga ab

25.6.2017, 20:29 Uhr
Raubfische tauchen in die Oberliga ab

© Foto: Sportfoto Zink

Es war an einem Sonntag vor fünf Wochen. Die Barracudas hatten einen Doppelspieltag hinter sich. Bis dahin hatten sie noch gehofft, in der Tabelle wenigstens ein Stück hochzuklettern. Doch nach zwei Niederlagen war klar: Der Abstieg ist nicht mehr abzuwenden. Der Abstand zum Vorletzten aus Darmstadt war zu groß.

Es sei schwierig gewesen, sich für die restlichen Spieltage zu motivieren, gibt Marc Steinberger zu. Der 23-Jährige ist leidenschaftlicher Wasserballer und trainiert mehrmals die Woche. Für sich, zudem coacht er die "U 17" der Barracudas, dem Wasserballteam, das sich aus Spielern des 1. FCN und des Post SV zusammensetzt. Mit nur einem Sieg steigen die Nürnberger nun ab. Steinberger, der auf dem linken oder rechten Flügel spielt, ist niedergeschlagen. Über die Saison will er nicht wirklich viel nachdenken. Vielmehr blickt er hoffnungsvoll in die Zukunft. Der Abstieg könne genutzt werden, um die Jugendarbeit auszubauen und den Nachwuchs fit für die Bundesliga zu machen. "Die jungen Spieler sind einfach noch zu schwach, sie können mit den älteren, erfahreneren Spielern nicht mithalten", sagt er. Und ergänzt: "Die Jungen haben in dieser Saison jedoch viel gelernt und können das in einigen Jahren anwenden."

Der fehlende Faktor Erfahrung wird beim letzten Heimspiel im Clubbad noch einmal deutlich. Trainer Branko Radina läuft, gewohnt emotional, am Beckenrand hin und her. Er gestikuliert, ruft rein, schüttelt den Kopf und setzt sich nach dem zweiten Viertel resigniert auf die Bank. Er moniert die Einstellung. Das war gerade, aber nicht nur in der Endphase ein großes Problem.

Weil die Mannschaft ausgedünnt war, holten die Verantwortlichen jüngere Spieler. Und die waren den Anforderungen der zweiten Liga nicht gewachsen. Im letzten Heimspiel gehen die Barracudas gegen den Spitzenreiter SV Weiden mit 6:23 regelrecht unter. "Ich hatte gehofft, dass wir zum Schluss nochmal richtig gut spielen", sagt Pressewart Christian Naruisch. Doch die Realität ist bitter: Nur weil es die Oberpfälzer nach der Pause ruhiger angehen lassen, kommen die Gastgeber um eine noch deutlichere Abfuhr herum.

Die Diskrepanz ist groß in der erstmals nach langem wieder vollbesetzten Zwölfer-Liga. Weiden ist eine Klasse für sich, will aber nicht aufsteigen. So geht es vielen Vereinen. Die Anforderungen in der ersten Liga sind wesentlich höher – und da Wasserball eine Randsportart ist, können sich viele Spieler vor allem wegen des zeitlichen Aufwands nicht vorstellen, höherklassig zu spielen.

Zudem mangelt es an Nachwuchs. Wer Handball im Wasser spielen möchte, muss körperlich fit sein, darf keine Angst haben, vom Gegner auch mal unter Wasser gedrückt zu werden. "Man darf nicht zimperlich sein", meint Stefan Pache, selbst langjähriger Spielertrainer und inzwischen in der zweiten Mannschaft tätig. Die "U 17" der Barracudas trainiert sechsmal die Woche. Im Becken und im Kraftraum.

"In ein, zwei Jahren können wir wieder aufsteigen", glaubt Steinberger. Dann hätten die Talente mehr Erfahrung. Ob das jedoch unter Branko Radinas Verantwortung fällt, ist fraglich. Noch steht nicht fest, ob der Trainer weitermacht. "Ich muss mir das alles überlegen", so Radina. Etwas Zeit hat er bis zur Entscheidung. Erstmal können sich die Barracudas und ihr Trainer erholen. Die Oberliga startet frühestens im Dezember.

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