Richard Luxenburger: Meister im Laufen und Bobfahren

25.12.2017, 21:00 Uhr
Richard Luxenburger: Meister im Laufen und Bobfahren

© Archivfoto: Krebs

Der Olympia-Boykott von 1980, ein Muskelbündelriss vor den Olympischen Spielen 1984, ein heftiger Sturz im Bob sowie eine Lungenentzündung und die drohende Arbeitslosigkeit im Alter: Die Liste der Rückschläge liest sich gravierend. "Das alles hat mich nur stärker gemacht. Heute bin ich sehr, sehr zufrieden", sagt Richard Luxenburger, ehemaliger LAC-Athlet, und findet es "schade, schon so alt zu sein".

Richard Luxenburger: Meister im Laufen und Bobfahren

© Archivfoto: Hanns Krebs

Von 1976 bis 1989 dauerte die aktive Karriere Luxenburgers beim LAC Quelle. Nach seiner Zeit als Leichtathlet war er als zweiter Vorstand der Abteilung aktiv. Es gab allerdings einen ausschlaggebenden Punkt für den Abschied: "Meiner Meinung nach wurden Fehlentscheidungen getroffen: Nach der Fusion zwischen Quelle und Karstadt wurde die Förderung der Leichtathletik sehr stark reduziert und das Geld woanders investiert. Das hat der Leichtathletik geschadet", erzählt Luxenburger über die Beweggründe, sein Ehrenamt niederzulegen.

Die Zeit als Aktiver lobt er allerdings: "Das war höchst professionell. Der Verein hat zusammen mit den Leverkusenern zweifelsohne zur nationalen Spitze gehört." Auch er gehörte zu denjenigen, die neben der Karriere im Unternehmen Quelle tätig waren.

Zuvor absolvierte Luxenburger eine kaufmännische Ausbildung in der Zahnmedizin. "Im Nachhinein wäre es vielleicht besser gewesen, wenn ich bei meinem gelernten Beruf geblieben wäre." Das Quelle-Angebot war jedoch verlockender. So verlockend, dass er dem Unternehmen insgesamt 32 Jahre die Treue gehalten und bis zum Aus 15 verschiedene Stellen bekleidet hat. "Ich hatte das Bedürfnis, die Wertschätzung und die optimalen Bedingungen, die ich im Unternehmen erfahren habe, weiterzugeben", schildert er die Tatsache, dass er nach der eigenen Karriere zeitweise für zehn LAC-Athleten in seiner Abteilung verantwortlich war.

Nach "ganz langer Ungewissheit" über die Zukunft des Unternehmens – und damit auch über die eigene – stand 2009 fest: das Ende von Quelle ist besiegelt. "Da ist schon eine Seifenblase zerplatzt. Und zwar eine große", erzählt er über die bevorstehende Arbeitslosigkeit im Alter von 52 Jahren. "Da will einen ja keiner mehr."

"Kein Schaden ohne Nutzen", beschreibt Luxenburger die Situation. Was klingt wie eine Floskel, passt. "Beruflich geht es mir jetzt wesentlich besser. Ich hatte großes Glück." Der 58-Jährige fand schnell eine Stelle als Logistikleiter einer Firma in Schwabach, heute in Roth. Er habe "die Komfortzone verlassen und das Tal durchschreiten" müssen. "Dann weiß man Anderes mehr zu schätzen. Ich bin sehr glücklich."

Höhen und Tiefen prägen auch seine sportliche Karriere. 1983 wurde Luxenburger Deutscher Meister mit der 4x100-Meter-Staffel – bis heute ist keine Vereinsstaffel bei einer Deutschen Meisterschaft schneller gelaufen. Drei Jahre zuvor holte die Viererstaffel über je 200 Meter den Hallenweltrekord.

Angesprochen auf diese Bestzeit, kann sich Luxenburger ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Ja, das war schon ein Weltrekord. Aber das lag vor allem daran, dass diese unpopuläre Strecke kaum einer laufen wollte. Wir waren die ersten einigermaßen schnellen Athleten, die das gemacht haben." Als die Amerikaner rund zwei Jahre später nach einer langen Flaute einen Rekord brauchten, knackten sie ihn prompt "relativ deutlich".

Die Reihe der Rückschläge begann 1980. Damals stand er im fiktiven Kader für die Olympischen Spiele. Der Boykott der Bundesregierung nach dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan verhinderte den Start. Als das "Sinnloseste, was man machen konnte" bezeichnet Luxenburger diese Entscheidung. Geändert habe sich auch 37 Jahre später nichts.

Die Hoffnung auf Olympia 1984 in Los Angeles war danach entsprechend groß. Dieses Mal stoppte ihn ein Muskelbündelriss im Oberschenkel. "Die Verbitterung war riesig, das tat so weh", beschreibt er seine damalige Gefühlslage. Aus Olympia wurde nichts mehr. 1988 sei er schon "eher auf Sparflamme" unterwegs gewesen und habe den Fokus auf den Beruf gelegt.

Diese Tiefpunkte hinderten Luxenburger nicht daran, in einer zweiten Sportart Fuß zu fassen: Bobfahren. Als guter Sprinter mit einem Kampfgewicht von 105 Kilogramm war er für den Anschieber im Viererbob wie gemacht. "Das war eine richtige Gaudi auf dem Eis." Bis er sich bei einem Sturz im Eiskanal schwer verletzte. "Wir haben uns gedreht. Der Helm ist zerschellt, Schulter und Hüfte waren demoliert."

18 Monate Krankenstand

Sechs Jahre Pause vom Bobfahren waren die Folge. Umso bemerkenswerter: Er kehrte zurück und wurde 1989 Deutscher Meister im Viererbob. Mit dabei war unter anderem Christoph Langen, mehrfacher Welt- und Europameister und späterer Bundestrainer. Ebenfalls eine längere Pause musste Luxenburger einlegen, als er 1986 an einer Lungenentzündung litt. "Ich habe nach einer Erkältung zu viel trainiert und wurde zudem von einem Arzt falsch behandelt", erklärt er den schweren Verlauf. 18 Monate im Krankenstand, sieben davon im Krankenhaus, und 15 Kilo Gewichtsverlust in zwei Wochen waren die Folge. Aber auch hier: Luxenburger konnte nach seiner Genesung die Leistungen von vor der Krankheit erreichen.

"In gewisser Weise profitiert man doch von allem, was man erlebt und erfahren hat", findet er und sieht seine Sportlerkarriere verantwortlich für: "Wertschätzung, Akzeptanz und Verantwortung gegenüber der gesamten Umwelt".

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