HSV trotzt Bayern Remis ab, Paderborn Tabellenführer

21.9.2014, 19:31 Uhr
Der SC Paderborn um den Torschützen Elias Kachunga grüßt jetzt von der Tabellenspitze.

© dpa Der SC Paderborn um den Torschützen Elias Kachunga grüßt jetzt von der Tabellenspitze.

Aufsteiger Paderborn thront an der Tabellenspitze vor Rekordmeister München, Underdog Mainz vor Mitfavorit Dortmund - in der Bundesliga scheinen die gewohnten Machtverhältnisse außer Kraft. Es passt ins Bild von einem verrückten Saisonstart, dass zudem in Schalke, Hamburg und Stuttgart gleich drei Traditionsclubs am Tabellenende stehen, die es zusammen auf eine 146-jährige Ligazugehörigkeit bringen. Für die größte Verwunderung bei den Experten sorgt jedoch Paderborn. Spätestens nach dem Rekordtor von Moritz Stoppelkamp aus 82 Metern zum 2:0 über Hannover bestaunt Fußball-Deutschland die Ostwestfalen.

„Ich wusste gar nicht, dass ich so weit schießen kann“, scherzte Stoppelkamp nach seinem kuriosen Treffer kurz vor dem Schlusspfiff in das leere Gäste-Tor. Wie es die Dramaturgie will, reist Paderborn nun zum „Spitzenspiel“ nach München. Trotz der bisher erstaunlichen Ausbeute von acht Zählern nach vier Spieltagen blieb Trainer André Breitenreiter bescheiden: „Das ist eine Momentaufnahme. Wir sammeln Punkte für den Klassenerhalt“. Rostock taugt als mahnendes Beispiel: Hansa war 1991 nach vier Spieltagen Tabellenführer – und stieg am Saisonende ab.

Eine weitere Besonderheit war das bescheidene Auftreten der noch vor wenigen Tagen in der Champions League erfolgreichen Clubs. So kam der FC Bayern nach dem 1:0 über Manchester City nicht über ein 0:0 beim bisherigen Schlusslicht HSV hinaus. Inspiriert durch den neuen Trainer Josef Zinnbauer leisteten die Hamburger leidenschaftlich Gegenwehr und besiegelten den schlechtesten Saisonstart der Bayern seit vier Jahren mit acht Punkten und fünf Toren. Selbst knapp 74 Prozent Ballbesitz verhalfen nicht zum ersten Auswärtssieg. „Bis Dezember wird es schwer“, orakelte Trainer Pep Guardiola angesichts der vielen Verletzten.

Noch größere Personalprobleme plagen den BVB und Schalke. Nur vier Tage nach dem furiosen 2:0 über den FC Arsenal folgte für die Dortmunder beim 0:2 in Mainz die Ernüchterung. Ein verschossener Elfmeter von Ciro Immobile und ein Eigentor von Matthias Ginter brachten der Borussia die bereits zweite Saisonniederlage ein. „Wir haben schlecht verteidigt. Dazu der verschossene Elfmeter, da kommt alles zusammen“, klagte Trainer Jürgen Klopp.

Weiter auf den ersten Saisonsieg warten muss der FC Schalke. Dabei wähnte sich der Revierclub nach dem 1:1 beim FC Chelsea auf dem Weg der Besserung. In der ereignisreichsten Partie des vierten Spieltages mit Platzverweisen für die Schalker Julian Draxler und Kevin Prince-Boateng sowie für den Frankfurter Slobodan Medojevic kamen die Gastgeber jedoch nicht über ein 2:2 gegen die Hessen hinaus.

Schiedsrichter Markus Schmidt sorgte für zusätzlichen Zündstoff: Ein Handspiel von Schalkes Kaan Ayhan im Strafraum blieb ungesühnt, die Abwehraktion von Medojewic wurde jedoch mit einem Elfmeter geahndet. „Die beiden Entscheidungen waren katastrophal“, klagte Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen.

Bayer und Gladbach reihen sich ein

Nahtlos reihten sich am Sonntag Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach ein in die Liste der sieglosen Europapokal-Starter. Die Werkself unterlag klar mit 1:4 beim erstarkten VfL Wolfsburg. Allerdings musste Bayer schon von der 7. Minute an mit nur neun Feldspielern auskommen, weil Giulio Donati die Rote Karte (Notbremse) sah. Den fälligen Strafstoß verwandelte Ricardo Rodriguez, der später noch zum 3:1 traf (63.). Die übrigen Tore zum ersten VfL-Saisonsieg nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich von Josip Drmic (29.) erzielten Vieirinha (45.) und Aaron Hunt (81.). „Es macht sich auf Dauer bemerkbar, wenn man so lange Einer weniger ist“, sagte Bayer-Profi Karim Bellarabi. Das mit Spannung erwartete Rheinderby zwischen dem 1. FC Köln und Mönchengladbach endete torlos. Der Aufsteiger aus der Domstadt ist das einzige Team noch ohne Gegentreffer.

Wie Schalke gehört auch der VfB Stuttgart zum großen Kreis der sechs noch immer sieglosen Clubs. Nach dem 0:2 gegen Hoffenheim und dem Sturz auf den letzten Tabellenplatz herrscht bei den Schwaben Alarmstimmung. Armin Veh dämmerte es in seinem 100. Bundesligaspiel als VfB-Coach, dass ihn eine schwere Mission erwartet: „Ich hatte es mir einfacher vorgestellt.“

Weniger Sorgen als Veh muss sich derzeit sein Augsburger Kollege Markus Weinzierl machen. Nach dem 4:2 in dem von Matchwinner Tobias Werner als „Wahnsinnsspiel“ eingestuften Duell mit Bremen reist der FC selbstbewusst zur Partie beim Champions-League-Team aus Leverkusen am Mittwoch. „In Leverkusen gibt es drei Punkte für uns zu holen“, kündigte Werner forsch an.

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