Rote Rosen, gemeine Geraden: Awdijans großer Box-Abend

24.2.2018, 10:59 Uhr
Viel Geduld und Schweiß für eine große Zukunft: Wanik Awdijan.

© Roland Fengler Viel Geduld und Schweiß für eine große Zukunft: Wanik Awdijan.

Die letzten Monate waren hart. Womöglich war es sogar die bislang härteste Zeit seines Lebens. Mehrere Operationen musste Wanik Awdijan hinter sich bringen, die lädierte Schulter machte immer wieder Probleme, der Knöchel war nicht so stabil, wie er sein sollte. Seinen Frust über die schwierige Situation fraß der Profiboxer aus Nürnberg in sich hinein. Und das nicht nur sprichwörtlich. Heute Abend kehrt er nun ins Rampenlicht zurück. Im Rahmen der "Muhammad-Ali-Trophy" winkt auch ihm ein Stück vom millionenschweren Kuchen.

Awdijan würde es selbst wohl nie so formulieren, aber der bald 23-Jährige schickt sich gerade an, nicht mehr nur der Sohn des Weltmeisters zu sein, der Tag für Tag im "Alex Sportcentrum" des Vaters seine persönliche Entwicklung mit unzähligen Trainingseinheiten forciert. Das heißt nicht, dass sich Wanik Awdijan von der Familie emanzipieren möchte. Mitnichten. Ein Teil seiner Stärke erwächst aus diesem Bündnis zwischen Vater, Mutter, der kleinen Schwester und dem Profiboxer. Sie sind Rückhalt, sie motivieren, sprechen Schwierigkeiten an und unterstützen ihn. Sein Vater als Trainer, Ratgeber und Promoter, der Gegner aussucht, Kämpfe vereinbart und für die Planung der Karriere des Sohnes zuständig ist. Die Mutter ist vor allem - immer für ihn da. Jedesmal, wenn Awdijan in den Ring steigt, dankt er ihr mit einem Strauß roter Rosen. Auch diesmal.

Die Tür zu den Fleischtöpfen geht auf

Warum das Duell am Samstagabend ab 20.30 Uhr in der Arena gegen den erfahrenen Florian Wildenhof (36) so wichtig sein könnte für Awdijan, erschließt sich erst bei einem Blick auf die Hintergründe eines Sports, der längst auch und vor allem Geschäft ist. Der Nürnberger ist seit geraumer Zeit die Nummer eins im deutschen Mittelgewicht. Diese Wertung führt er mit deutlichem Vorsprung an, in der Weltrangliste steht er in den Top 50. Doch Talent, Schlaghärte und Köpfchen werden nicht reichen, um das Ziel Weltmeister in Angriff nehmen zu können. Awdijan braucht Publikum, muss seinen Namen in die Welt tragen und Aufmerksamkeit schaffen. "Diesmal schaut die ganze Welt zu", spielt er auf die Live-Übertragung des Box-Abends in viele Länder an.

Es ist zweifellos seine Chance. Den 23. Sieg beim 24. Auftritt seiner gar nicht mehr so jungen Karriere setzt er im Vertrauen in die eigene Stärke voraus – doch es wird nicht reichen, nur zu gewinnen. Awdijan, der in den letzten Monaten 15 Kilo abtrainiert hat, muss einen starken Eindruck hinterlassen. So stark, dass Promoter und Boxställe gar nicht umhin kommen, ihm lukrative Angebote nebst rosa gemalter Zukunft zu unterbreiten. "Beim Boxen geht es ums Geld", sagt er analytisch nüchtern und klingt nicht so, als fände er diesen Umstand sonderlich verächtlich. "Man unterschreibt da, wo am meisten geboten wird. So funktioniert Profisport."

Der Nürnberger hat viel vor. Ende des Jahres soll der Titel des Junioren-Weltmeisters her. "Wobei es mir nicht um den Tiel geht, sondern darum, einen starken Gegner zu boxen", bringt der Mittelgewichtler sportlichen Ehrgeiz mit dem wirtschaftlichen Aspekt in Einklang. Womöglich gehen heute mehrere Türen auf. Die Idee, die mit einem zweistelligen Millionenbetrag allimentierte "Ali-Trophy" 2019 neu aufzulegen, wird gerade hinter den Kulissen besprochen. Noch steht seine Gewichtsklasse nicht im Programm, aber dafür heute Abend Werbung zu machen, dürfte für eine verheißungsvolle Zukunft bestimmt nicht schaden.

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