Handball: Ruzicka ist bei der HG wieder der Rückhalt

13.11.2018, 12:07 Uhr
Handball: Ruzicka ist bei der HG wieder der Rückhalt

© Sportfoto Zink / JüRa

Erst mit elf Jahren, nach eigener Aussage also "relativ spät", kam Franziska Ruzicka zum Handball. Die Schulhaus-Mannschaft am Gymnasium fungierte als Sprungbrett für ihre erste Station in Zirndorf. Wenig später schaffte sie es als Torhüterin und auch als Feldspielerin in die mittelfränkische Auswahl.

"Da meinten die Trainer dann schon, dass ich mich mal entscheiden müsste", erinnert sich die heute 31-Jährige mit einem Schmunzeln an ihre Anfänge. Da sie "nicht so gerne" laufe, blieb Ruzicka im Tor. Das Klischee, dass man zwischen den Pfosten immer auch ein wenig verrückt sein muss, kann sie nur bestätigen. "Du bist im Grunde auf dich alleine gestellt", beschreibt Ruzicka den Reiz ihrer Position: "Es ist das unbeschreibliche Gefühl, wenn du einen Ball hältst und den Gegner zur Verzweiflung bringen kannst."

In Zirndorf schaffte sie es wenig überraschend in die erste Frauenmannschaft und war maßgeblich an mehreren Aufstiegen beteiligt. Ruzicka war stets eine verlässliche Größe, der man auch zu Bayernliga-Zeiten immer schon nachsagte, sie könne höher spielen. Dass es letztlich so kam, war vor allem ihren konstanten Leistungen zu verdanken.

In der 3. Liga war das Zirndorfer Eigengewächs oftmals machtlos, mit 4:40 Punkten beendete die HGZ in der Ost-Staffel die Spielzeit 2016/17. "Wir waren uns alle bewusst, dass wir sehr wahrscheinlich wieder absteigen werden. Für mich war es aber gar nicht so frustrierend, weil es in der Mannschaft super gepasst hat", erinnert sich Ruzicka. Teamkollegin Sarah Pröpster lobt: "Es gab Spiele, in denen Franzi uns die Möglichkeit gegeben hat, noch relativ lange mithalten zu können."

Nach dem Abstieg in die Bayernliga entschied sich Ruzicka dann erstmals in ihrer Laufbahn, Zirndorf und ihre Heimat zu verlassen. Die erfahrene Torhüterin wollte in der 3. Liga bleiben und wechselte deswegen nach Regensburg. "Ich wollte mich selber nochmal herausfordern, ich wollte unter anderen Trainingsbedingungen trainieren können und mir hat es einfach zu viel Spaß gemacht, in der 3. Liga zu spielen. Die Gegner waren einfach extrem gut, es war ein ganz anderes Niveau", begründet sie heute den Schritt. Die Regensburger Trainer Stefan von Frankenberg und Ingo Gömmel hatten selbst einst in Zirndorf trainiert und wussten um den Wert der HGZ-Torhüterin.

Es juckte in den Fingern

Richtung Regensburg gab es drei- bis viermal wöchentlich eine Fahrgemeinschaft, die die vier Spielerinnen aus Mittelfranken bildeten. Auch wenn die Mannschaft "ganz anders" als in Zirndorf gewesen sei, fühlte sich Ruzicka sehr wohl in der Oberpfalz.

Nach der vergangenen Saison merkte sie aber, dass sie "den zeitlichen Aufwand einfach nicht mehr leisten" könne. "Ich wollte eigentlich aufhören oder eine längere Pause machen", war ihr Plan. Drei Monate hielt sie sich ausschließlich im Fitnessstudio in Form.

"Ich habe dann aber auch relativ schnell gemerkt, dass es in den Fingern juckt und ich den Handball brauche", gesteht sie. Deswegen suchte sie das Gespräch mit der Mannschaft und Trainer Zeljko Cokesa, mit dem sie in der Vergangenheit schon länger an der Bibert zusammengearbeitet hatte.

Weil er ohnehin zwei junge Torhüterinnen im Kader hatte, denen eine erfahrene Stütze fehlte, legte der Zirndorfer Coach ihr keine Steine in den Weg – und vereinbarte mit Rückkehrerin Ruzicka gleich mal, die Talentförderung im Zirndorfer Tor mit zu steuern. Speziell die bisherige Entwicklung von Ronja Mendl, Sommer-Neuzugang aus Rothenburg, gefällt ihr: "Überragend, was sie leistet – gerade angesichts des Sprungs von der BOL in die Bayernliga."

Doch auch die routinierte Torhüterin wurde an der Bibert mit offenen Armen empfangen. Pröpster und Co. wissen, was sie an Ruzicka haben: "Ihre Stärke ist natürlich zunehmend ihre Erfahrung. Sie kann die Würfe lesen und ist bei jedem Spiel akribisch vorbereitet. Noch dazu strahlt sie von hinten eine unglaubliche Ruhe aus." Einzig das Konterspiel, einer ihrer größten Vorzüge, litt nach den zwei Jahren in der 3. Liga anfangs – denn an der Bibert wird jetzt wieder ohne das Haftmittel Harz gespielt.

Mit dem Saisonverlauf und fünf Siegen aus acht Spielen ist sie durchaus zufrieden, der zweite Tabellenplatz hinter dem verlustpunktfreien ASV Dachau eine tolle Momentaufnahme. Als großer Favorit geht die HGZ am Samstag (18 Uhr, Kapellenstraße 39, Fürth) nun auch in das Derby bei Aufsteiger MTV Stadeln. Den gegnerischen Coach Stefan Grimm kennt Ruzicka: "Ich weiß, worauf er seinen Fokus legt." Ihr eigener liegt derweil wieder ganz und gar auf der HGZ.

Ergebnis-Telegramm

Bayernliga, Frauen: HG Zirndorf - MTV Ingolstadt 42:25, Tabellenplatz 2; HSG Fichtelgebirge - MTV Stadeln 25:19, Tabellenplatz 11.

Landesliga, Männer: TSV Roßtal - ASV Cham 31:23, Tabellenplatz 6.

Bezirksoberliga, Männer: TV Bad Windsheim - HG Zirndorf 27:34, Tabellenplatz 3; SG Kernfranken - MTV Stadeln 34:43, Tabellenplatz 6; TSV Roßtal II - SC 04 Schwabach 22:29, Tabellenplatz 11.

Bezirksoberliga, Frauen: TSV Roßtal - SpV Mögeldorf 30:31, Tabellenplatz 5; TSV Altenberg - TSV Rothenburg 22:16, Tabellenplatz 7; TSV Schnelldorf - HG Zirndorf II 16:21, Tabellenplatz 4.

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