Ruder-WM: Deutschland-Achter soll Gold-Flaute beenden

22.9.2017, 12:07 Uhr
Bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London kontrollierte der deutschte Achter  das gesamte Feld.

© Rainer Jensen (dpa) Bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London kontrollierte der deutschte Achter das gesamte Feld.

Viermal schien das Gold zum Greifen nahe, viermal spendete Silber nur bedingt Trost. Im Deutschland-Achter soll das lange Warten auf den ersten bedeutenden internationalen Titel seit dem Olympiasieg von 2012 zu Ende gehen. Am Ende einer Saison ohne Niederlage gilt das DRV-Paradeboot als Favorit für die WM in Florida. Trainer Uwe Bender wirkt vor dem Start der einwöchigen Titelkämpfe am Sonntag ähnlich zuversichtlich wie seine Ruderer: "Wir haben uns vorgenommen, die Verhältnisse wieder zu kippen. Aus den Siegen und der guten Vorbereitung können wir Selbstvertrauen schöpfen."

Selbst die durch Hurrikan "Irma" gestörten Abläufe brachten das Team um Schlagmann Hannes Ocik (Schwerin) nicht aus der Ruhe. Nach der sturmbedingten verspäteten Anlieferung der Boote in Sarasota war Improvisationstalent gefragt. Kurzerhand fand das Training in einem von der heimischen Universität ausgeliehenem Boot statt. Erst mit zweitägiger Verspätung trafen die eigenen Boote an der Regattastrecke im Nathan Benderson Park ein, in der schon Alligatoren gesichtet wurden.

Australisches Team kam bedrohlich nahe

Anders als in den vergangenen vier Jahren mit drei Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen in Rio dürfte diesmal nicht der Erzrivale aus Großbritannien der Hauptkonkurrent sein. Bei der WM-Generalprobe am 9. Juli auf dem Luzerner Rotsee kam nur das Team aus Australien den Europameistern aus Deutschland bedrohlich nahe. Im Ziel betrug der Vorsprung lediglich 0,49 Sekunden. Doch nach zehn Wochen harter Arbeit in drei Trainingslagern fühlt sich der Achter für den Saisonhöhepunkt gerüstet. "Die Sehnsucht nach dem WM-Titel ist sehr groß", sagte Schlagmann Ocik den Ruhr Nachrichten voller Hoffnung auf eine guten WM-Start im Vorlauf am Dienstag (19.38 Uhr/MESZ).

Abgesehen vom Achter ist von der einstigen Schlagkraft der deutschen Ruder-Flotte wenig geblieben. Ganze drei Boote aus den 14 olympischen Klassen standen beim Weltcup-Finale auf dem Rotsee im Endlauf. Selbst die einstigen Medaillen-Garanten aus den beiden Doppelvierern, die noch in Rio für zwei Goldmedaillen gesorgt hatten, sind vom Erfolgskurs abgekommen. Das Frauen-Team musste sich in Luzern mit Rang vier, die Männer-Crew gar mit Platz neun begnügen. Die Erfolgsaussichten des umgebauten DRV-Kaders halten sich deshalb in Grenzen. Cheftrainer Marcus Schwarzrock sieht die Ausgangslage realistisch: "Es ist ein schwieriges Jahr. Wir haben viele junge Teams am Start."

Für den Generationswechsel im deutschen Team steht auch Tim-Ole Naske. Der erst 21 Jahre alten Hamburger, Nachfolger des langjährigen deutschen Einer-Meisters Marcel Hacker, hofft bei seinem WM-Debüt auf die Finalteilnahme. Im Frauen-Skiff geht in Annekatrin Thiele (32) dagegen eine erfahrene Ruderin an den Start. Die Olympiasiegerin im Doppelvierer gewann die Traditionsregatta in Henley, kam aber eine Woche später in Luzern als Endlauf-Letzte ins Ziel.

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