Schäfer: Nur in Nürnbergs Rangliste ganz oben

5.7.2012, 06:59 Uhr
Schäfer: Nur in Nürnbergs Rangliste ganz oben

© Sportfoto Zink / DaMa

Auch der Torwart lacht schon wieder oft und viel, besonders angetan hat es ihm Hiroshi Kiyotake. Der kleiner Japaner kann kaum Deutsch, lernt aber praktisch minütlich zu. „Der läuft ständig mit einem kleinen Wörterbuch herum“, erzählt Raphael Schäfer von einem Spaziergang mit dem neuen Kollegen, und wenn Kiyotake etwas wissen will, zeigt er einfach mit dem Finger drauf. Auto, Baum, Trainer – „er hat alles aufgeschrieben“.

Weniger lustig fand die Nummer eins des 1. FC Nürnberg die Montagsausgabe des kicker. In der positionsspezifischen „Rangliste des deutschen Fußballs“ taucht Schäfer nicht auf, nicht mal etwas weiter unten im sogenannten „Weiteren Kreis“. Dafür sollen unter anderem die Abstiegstorhüter Thomas Kraft (Hertha BSC) und Michael Rensing (1. FC Köln) in der Rückrunde konstant besser gewesen sein als Nürnbergs Kapitän, auch Diego Benalgio (VfL Wolfsburg) oder Jaroslav Drobny (HSV). Schriftliche Begründung: „Durchwachsene Rückrunde des Nürnbergers. Spielte meist solide, stach aber fast nie positiv heraus.“

24 Punkte, 21 Gegentore

Dass Schäfer nach kicker-Noten auf einen ordentlichen Durchschnitt von knapp 3,03 kam, spricht allerdings für ihn. Ebenso die Erfolge seiner Nürnberger; satte 24 Punkte holte der Club im neuen Jahr, nur 21 Gegentreffer zeugen zudem von einer stabilen Defensive. Die beim Club normalerweise der Torwart dirigiert. „Ich wüsste nicht“, sagt Schäfer, „wann und wo ich der Mannschaft großartig geschadet haben soll.“

„Meist solide“: Es klingt wie ein Kompliment, ist aber wohl nicht so gemeint. „Ich bin aus dem Alter heraus, um mir groß darüber Gedanken zu machen“, sagt Schäfer, mit 33 Jahren steht er auch schon mal über gewissen Dingen. Ein bisschen geärgert hat ihn die Bewertung des Fachblatts aber doch. Dass er in der Retrospektive so schlecht wegkommt, kann er nicht durchgängig erklären. Vorwerfen könne man ihm zwei Auftritte; am zweiten Spieltag gegen Hannover ließ er sich trotz eines erst später diagnostizierten Syndesmoserisses fitspritzen, am zwölften Spieltag gegen Freiburg wollte er unbedingt wieder dabei sein, seinen Kollegen helfen. Obwohl er zuvor rund sechs Wochen Gips getragen hatte und sich mit 14 Tagen Vorbereitung begnügte bis zum Comeback. Ein Fehler.

Ansonsten aber gab es an Schäfers Saison 2011/2012 nicht viel auszusetzen. Dass seine Reflexe stärker sind als die Strafraumbeherrschung, weiß er selbst. „Aber ich bin nun mal ein Linien-Torwart und werde mich nicht mehr großartig ändern“, sagte er bereits vor einem halben Jahr im Interview mit dieser Zeitung. Was nicht heißen soll, dass er sich damit abfindet. Schäfer schuftet auch in seiner zwölften Sommervorbereitung beim Club, als wäre es seine erste. Als ob er sich und seinen Fans noch etwas beweisen müsste. Muss er aber nicht.

Schäfer ist der Club, wie kein anderer aus dem aktuellen Aufgebot. Seit 2001 steht er für Nürnberg zwischen den Pfosten; den Abstecher zum VfB Stuttgart korrigierte er selbst, indem er nach einem enttäuschenden Jahr wieder heimkehrte. Zu einem Zweitligisten, aber das war Schäfer damals egal. Hauptsache Nürnberg. Hier fühlt er sich wohl, hier ist er zu Hause. Und daran wird sich vorerst auch nicht viel ändern.

Sein Arbeitsvertrag endet erst im Juni 2014, so lange will Schäfer noch auf höchstem Niveau Bälle fangen oder fausten, mindestens. Sein Nachfolger dürfte Patrick Rakovsky werden, die Frage ist eigentlich nur wann. 2012/2013 soll der 19-Jährige wieder so oft wie möglich in der Regionalliga-Elf Spielpraxis sammeln, Alexander Stephan wird höchstwahrscheinlich die Nummer zwei hinter Schäfer bleiben. Der alte und wohl auch neue Kapitän ist aber unantastbar. Erst recht nach einer auch von ihm guten Rückrunde.

„Ich weiß, was ich kann“, sagt Schäfer nur, sein Trainer schätzt ihn auf und neben dem Platz. Schäfer ist der Anführer, der Leitwolf, der Chef. Der auch die Neuen an die Hand nimmt, um ihre Integration zu forcieren. „Positiv überrascht“ hat ihn dabei, ganz klar: der kleine Japaner. „Man sieht, dass er Fußballspielen kann“, sagt Schäfer. Und bereit ist, fleißig zu lernen, auch die Sprache. „Ich bin mir sicher“, flachst Schäfer, „dass Kiyo in drei Monaten besser Deutsch spricht als einige andere bei uns.“ Die schon etwas länger da sind.

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