Schlimm fett statt Slim Fit

21.6.2014, 16:31 Uhr
Spannende Spiele in spannenden Trikots: Das Textil der Uruguayer liegt eng an.

© LUIS ACOSTA (afp) Spannende Spiele in spannenden Trikots: Das Textil der Uruguayer liegt eng an.

Denkt man etwa an die WM 1982 in Spanien zurück, erscheinen vor dem geistigen Auge unweigerlich Bilder von grobklötzigen Kerlen wie Hans-Peter Briegel, Bernd Förster oder Horst Hrubesch, die in knapp sitzenden Sporthöschen mit seitlichem Schlitz über den Rasen rumpeln. Denkwürdig auch die innovationsfreudigen Kameruner, deren ärmellose Jerseys bei der WM 2002 ebenso die regulierungswütige FIFA auf den Plan riefen wie 2004 beim Afrika Cup der revolutionäre Einteiler, von Spöttern auch als Strampelanzug verhöhnt.

In Brasilien sorgen nun neben dem schockierenden Trend zum grellbunten Schuh-Mix (rechts pink, links hellblau – die Barbiesierung des Fußballs hat definitiv begonnen) vor allem die hautengen Trikots von Uruguay oder der Elfenbeinküste für Gesprächsstoff. „Nippelalarm!“ vermeldete das Internet-Portal „Promiflash“ aufgeregt und schwärmte von der neuen Sexyness der WM-Stars. Man(n) benötigt freilich schon einen nahezu perfekten Body-
Mass-Index, um in den anschmiegsamen Leibchen nicht wie eine rennende Pellwurst auszusehen.

Nun verfügen die Herren Suarez, Drogba & Co. zugegebenermaßen über respektable Waschbrettbäuche, die die Damenwelt entzücken. Allerdings dürften viele Fans gewisse Schwierigkeiten haben, ihre vielleicht nicht ganz so durchdefinierten Astralkörper ins atmungsaktive, bei der Problemzonenkaschierung aber eher passive Hightech-Korsett zu pressen. Mag dem durchtrainierten Berufsfußballer „Slim Fit“, wie der Fashion-Experte den figurbetonten Schnitt nennt, schmeicheln, würde es bei den meisten Menschen halt nur schlimm fett aussehen. Dann für den Privatgebrauch doch lieber die lässigen Schlabbertrikots à la WM 1990, mit denen sich kleinere Bier- und Chips-Ablagerungen elegant verbergen lassen. Man muss ja auch nicht immer alles so eng sehen.

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