Schröck: "Ich musste jetzt Rückgrat zeigen"

2.8.2014, 05:58 Uhr
Volle Konzentration auf Fürth: Stephan Schröck spielt nicht mehr für Nationalmannschaft der Philippinen.

© Sportfoto Zink / WoZi Volle Konzentration auf Fürth: Stephan Schröck spielt nicht mehr für Nationalmannschaft der Philippinen.

In den fünf Jahren, in denen Schröck für das Heimatland seiner Mutter in insgesamt 17 Spielen gegen den Ball trat, hat er viel erlebt. Viele so schön wie fern aus tausendundeiner Nacht klingende Geschichten von Fußballspielen bei 40 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit, von der unbändigen Begeisterung der Menschen und von der Aufbruchstimmung rund um eine Sportart, die in der Beliebtheitsskala noch weit hinter Boxen und Basketball steht und erst etabliert werden musste. Aber der in Schweinfurt großgewordene Profi hat auch die Schattenseiten kennengelernt. Geltungssucht, Respektlosigkeiten, Absprachen. Vieles nahm er hin. Irgendwann aber war das zu viel. „Jetzt habe ich die Courage und sage, dass ich in diesem Hühnerhaufen nicht mehr weitermache“, erklärt Schröck, der das Nationalteam in den letzten Jahren anführte.

„Ich darf mich nicht wegducken, wenn Sachen aus dem Ruder laufen. Und jetzt war ein Punkt erreicht, an dem ich sagen musste: bis hierhin und nicht weiter“, meint der fränkische Filipino: „Ich musste jetzt Rückgrat zeigen.“ Leicht ist ihm der Abschied von den „Azkals“ nicht gefallen. Auch wenn sich die aus der Landessprache übersetzt wenig schmeichelhaft nur „Straßenköter“ genannte Elf zuletzt in der Weltrangliste deutlich verbesserte und mit Platz 127 so gut wie noch nie dastand, war sein Engagement auf den Philippinen immer mehr Herzensangelegenheit als kühl kalkulierte Karriereplanung.

Seiner Mutter und deren auf einem kleinen philippinischen Eiland ansässigen Familie wollte er etwas zurückgeben, begründete der ehemalige deutsche Jugendnationalspieler seine Entscheidung, für den Inselstaat aufzulaufen. „Cabizares“, den Familiennamen der Mutter, trägt Schröck seit Jahren mit Stolz. „Mir tut es weh, dass ich nicht mehr hinfahre. Es hat mir alles bedeutet“, meint der 27-Jährige und sein mitreißender Esprit verblasst mit einem Mal. Er klingt wehmütig. So gar nicht wie ein Fußballprofi, eher wie ein Sozialarbeiter, der um das Wohl seiner Schützlinge fürchtet. „Du kannst den Menschen dort viel geben und ihnen zeigen, dass du etwas werden kannst, auch wenn du nichts hast.“

Doch mit der Entwicklungshilfe Schröcks ist es vorbei. Vorerst zumindest. Seine Ankündigung, nicht mehr für die „Azkals“ aufzulaufen, muss jedoch kein Abschied für immer sein. „Aber es müssen sich einige Dinge ändern, die ich intern angesprochen habe. Und einige Herrschaften im Verband müssen verstehen, dass man nicht respektlos mit älteren Spielern umgehen darf“, sagt Schröck wenig missverständlich.

In nächster Zeit allerdings kann sich Schröck, der am Samstag mit der Spielvereinigung beim VfL Bochum in die neue Zweitligasaison startet, ganz auf seinen Job beim Kleeblatt konzentrieren. Ein Comeback scheint nicht in Frage zu kommen. Denn dazu müsste der philippinische Verband erst einmal Nationalmannschaftstrainer Tom Dooley entmachten. Das Tischtuch zwischen dem einst in der Bundesliga für Homburg, Kaiserslautern, Leverkusen und Schalke tätigen Ex-Profi und Schröck ist zerschnitten. Der Schweinfurter fordert nicht weniger als die Entlassung Dooleys. „Solange er Trainer ist, werde ich auf keinen Fall mehr kommen.“

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