Sechs auf einen Streich: Club startet mies in die Saison

27.7.2015, 22:08 Uhr
Eine herbe Enttäuschung für die Spieler des 1. FC Nürnberg. Diese Niederlage müssen Ondrej Petrak und Kollegen erst einmal verdauen.

© Sportfoto Zink / DaMa Eine herbe Enttäuschung für die Spieler des 1. FC Nürnberg. Diese Niederlage müssen Ondrej Petrak und Kollegen erst einmal verdauen.

Schon nach einer Viertelstunde stand der Mann des Abends fest. "Petersen, Petersen", riefen am Montagabend viele Tausend Zuschauer im Schwarzwaldstadion, "Petersen, Petersen", sie wollten gar nicht mehr aufhören damit. Petersen, Vorname Nils, hatte ihnen kurz davor ungewöhnlich viel Freude bereitet. Drei Tore waren dem Mittelstürmer gelungen, in nur sechs Minuten, ein sogenannter Hattrick, darunter zwei Elfmeter. Gegen den 1. FC Nürnberg.

Danach hätte Schiedsrichter Tobias Stieler getrost abpfeifen können. Dachten die meisten der 23.700 Zuschauer. Der SC Freiburg zeigte auch im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit einen Klassenunterschied auf, obwohl beide Mannschaften wieder vereint sind in der Zweiten Liga. Schlussendlich hieß es 6:3 (4:1), womit der Club noch gut bedient war. Ein großer Teil der Nürnberger Fans verließ bereits in der Pause den Ort des Schreckens, nach dem 0:4 riefen einige Hundert im Fan-Block: "Bader raus!"

Schon nach der ersten Partie ist also wieder Feuer unterm Dach beim selbst ernannten Aufstiegskandidaten, der sich durch die Niederlage gleich einmal auf dem letzten Platz der Tabelle einordnet. Nach einer anfänglichen Leistung, die eigentlich nicht zu erklären ist. Vor allem der erste Durchgang dürfte als einer der schlechtesten in die Geschichte des mittlerweile über 115 Jahre alten Vereins eingehen. Wie die Schulbuben ließen sich die Nürnberger vorführen, ohne erkennbare Gegenwehr fügten sie sich in die Tracht Prügel. Erst nach dem Seitenwechsel folgte eine beträchtliche Steigerung; mehr als die zeitigen Anschlusstreffer von Hanno Behrens (47.) und Alessandro Schöpf (53., Foulelfmeter) sollten aber nicht mehr herausspringen. Maximilian Philipp sorgte mit dem 5:3 nach gut einer Stunde endgültig für klare Verhältnisse, Julian Schuster ließ in der Nachspielzeit noch das 6:3 folgen. Zu allem Überfluss sah Dave Bulthuis auch noch die Rote Karte, nachdem er dem Referee den Vogel gezeigt hatte.

"Volle Pulle in die neue Spielzeit"

Was zunächst genau los war mit dem Club, werden wohl erst die nächsten Stunden und Tage zeigen, die Freiburger jedenfalls ließen den Ball und ihre Gegner munter über die Wiese laufen. Schon die Choreografie unmittelbar vor dem Anpfiff hatte auf einen heißen Abend hingedeutet. In der Kurzfassung stand da mit weißer Schrift auf roten Plakaten, dass sie sich nicht unterkriegen lassen wollen, die ewigen Außenseiter aus dem Breisgau.

In Freiburg haben sie sich traditionell nicht lange mit dem Bundesliga-Abstieg aufgehalten, ihrem mittlerweile vierten. Dass es den vergleichsweise kleinen Verein im Wettbewerb mit den nationalen Branchengrößen mal erwischen kann, empfinden Funktionäre und Fans tief im Südwesten als relativ normal. Deswegen versuchten sie, einfach nach vorn zu schauen, es geht ja weiter, immer weiter. Tatsächlich spürt man so etwas wie Aufbruchstimmung; das Stadionheft zum Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg hätte wahrscheinlich keinen passenderen Titel finden können als diesen: "Volle Pulle in die neue Spielzeit".

Das haben sie sich natürlich auch beim Gast vorgenommen, alles andere wäre ja nicht ganz normal gewesen. Dass es zum Start der neuen Saison gleich zum langjährigen Angstgegner ging, also eigentlich nicht unangenehmer hätte sein können, blieb im Vorfeld der Begegnung bloß eine Randnotiz. Der Sport-Club aus Freiburg hatte die letzten zehn Spiele gegen den Fußball-Club aus Nürnberg nicht verloren, allerdings in der höchsten Klasse.

Frantz trifft gegen den Ex-Verein

Derlei Statistiken können Rene Weiler kaum beeindrucken, er hat sie schließlich nicht zu verantworten. Stattdessen versuchte er in der über siebenwöchigen Vorbereitung, eine neue Mannschaft zu konstruieren, was ihm zumindest nominell in beeindruckender Manier gelungen ist. So saßen unter anderem Jan Polak und Jakub Sylvestr zunächst auf der Bank, vier Zugänge fanden gleich einen Platz in der Startelf. Als einzige Spitze durfte sich zunächst Danny Blum versuchen, vor der Abwehr der Ex-Darmstädter Hanno Behrens. Sein durchwachsenes Debüt gipfelte im Foul an Maximilian Eberlein, das zum zweiten Strafstoß führte (2:0 Petersen, 11.).

Das 1:0 resultierte aus einem regelwidrigen Vergehen Rurik Gislasons im Strafraum an Vincenzo Grifo (1:0 Petersen, 8.), beim 3:0 musste der frühere Profi des FC Bayern nur noch seinen rechten Fuß hinhalten, nachdem Torwart Thorsten Kirschbaum einen Freistoß nicht festhalten konnte. Ihren bittersten Moment erlebte die angebliche Verteidigung aber vor dem 4:0: Petersen spazierte förmlich in den Sechzehnmeterraum, Mike Frantz staubte ab – wollte sich aber nicht über seinen Treffer gegen seinen Ex-Klub freuen.

Der Nürnberger Kevin Möhwald ballte zumindest kurz die Faust nach seinem sehenswerten Schrägschuss in den Winkel (44.). Richtig Spaß hatte aber auch er nicht.

SC Freiburg: Schwolow - Mujdza, Torrejon, Höhn, Günter - Abrashi, Höfler - Frantz, Philipp (72. Kleindienst) - Grifo - Petersen (85. Guedé)

1. FC Nürnberg: Kirschbaum - Möhwald, Petrak, Hovland, Bulthuis - Behrens, Stark (79. Sylvestr) - Gislason (46. Polak), Schöpf, Burgstaller - Blum (87. Kutschke)

Tore: 1:0 Petersen (8. Foulelfmeter), 2:0 Petersen (11. Foulelfmeter), 3:0 Petersen (13.), 4:0 Frantz (41.), 4:1 Möhwald (44.), 4:2 Behrens (47.), 4:3 Schöpf (53. Foulelfmeter), 5:3 Philipp (61.), 6:3 Schuster (90.+1) | Gelbe Karten: Behrens, Polak, Möhwald - Abrashi | Rote Karte: Bulthuis (84. Schiedsrichterbeleidigung)| Schiedsrichter: Stieler (Hamburg) | Zuschauer: 23.700.

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