Sechs Millimeter misst das Ziel des Armbrustbolzens

28.8.2015, 11:33 Uhr
Sechs Millimeter misst das Ziel des Armbrustbolzens

© Foto: Frank Kreuzer

Sommerzeit ist Urlaubszeit. Für ein paar Tage in die Ferne fliehen, den Alltag vergessen – für viele Menschen gehört das dazu. Nicht so für Christian Dreßel. „In diesem Jahr habe ich zwei Urlaubstage übrig“, erzählt der Sportschütze aus Adelsdorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Denn die großen Meisterschaften finden nicht selten im Ausland statt, in Finnland, Kroatien oder Slowenien.

Mit Vorbereitung und Anreise schrumpft das Konto freier Tage schnell – aber Dreßel macht es gerne. Und ebenso wichtig: Seine Partnerin unterstützt ihn in seinem Tun. Seit gut 20 Jahren schießt der 39-Jährige, zu Beginn noch in Höchstadt. „1998 bin ich dann in den Bezirk Mittelfranken gewechselt“, erzählt Dreßel. „Höchstadt gehört im Schießwesen zu Oberfranken.“

Der Grund für den Wechsel: Die Leistungsdichte ist rund um Nürnberg und Fürth deutlich höher. Von der anfänglichen Zehn-Meter-Armbrust tastete er sich an die 30-Meter-Variante heran. Später tauschte Dreßel die Armbrust hin und wieder gegen das Sportgewehr und schoss auf 300 Meter Entfernung.

„Das mache ich auch heute noch, aber nur gelegentlich, bei der Armbrust ist mir der Erfolg einfach mehr gegeben.“ 2006 gewann er einen Weltcup, 2008 wurde er Vize-Weltmeister. Angesichts solcher Platzierungen klingen seine Worte fast demütig, wenn man weiß, wie erfolgreich er auch in den anderen Disziplin ist. Aber Erfolg ist wie so vieles im Leben: eine Frage der Definition.

Und eine Frage der Wertschätzung: Lange Jahre gehörte Dreßel mit einigen anderen Spitzensportlern der SSG Dynamit Fürth an. Nach Unstimmigkeiten verließen die Schützen aber den Verein. „Danach wollten uns drei bayerische Vereine aufnehmen“, erzählt Dreßel, am Ende wurde es die ASG Zirndorf.

Training am Achterplätzchen

Verwunderung löse es oftmals aus, dass ein Armbrustverein auch 300-Meter-Schützen beherbergt, „aber wir werden hier super unterstützt“. Hier, am Achterplätzchen in Zirndorf, wo die Sportler erst einmal kurz durch den Wald laufen müssen, findet der Adelsdorfer in allen Kategorien Bedingungen vor, die es so in Bayern nicht häufig gibt, wie er erzählt.

Je nachdem, wie voll der eigene Terminplan ist, trainiert Dreßel „manchmal nie, manchmal drei- bis viermal pro Woche“. Weil alle Schützen stark von äußeren Begebenheiten abhängig sind, ist häufiges Üben besonders wichtig. „Oftmals entscheiden Nuancen über die Platzierungen“, erklärt der 39-Jährige.

„Zum einen die Tagesform, vor allem aber auch das Wetter.“ Denn bei starkem Sonnenschein fällt das Zielen schwerer, bei starkem Wind kann der abgeschossene Bolzen schon einmal mehrere Zentimeter abweichen – „und der Ringabstand auf der Zielscheibe beträgt sechs Millimeter.“ An speziellen Windfahnen könne man sich aber orientieren.

Der Sport an der Waffe fasziniere ihn gar nicht so sehr wegen der Waffe, sagt Dreßel. „Ich bin alleine und auf keinen anderen angewiesen. Nur ich selbst entscheide über Erfolg oder Misserfolg.“ Außerdem sei das Schießen in dieser Leistungsklasse physisch und mental enorm fordernd. Bis zu 120 Schüsse müssen bei manchen Wettbewerben abgegeben werden, jeder mit voller Konzentration.

Ein europaweit erfolgreicher Sportler mit 39 Jahren, das wirft natürlich auch Fragen nach der Zukunftsplanung auf: „Ich will so lange es geht mithalten“, sagt Dreßel. „Und ich will zeigen, dass man auch im Alter noch etwas drauf haben kann.“

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