Seferovic trifft ins Club-Herz: Der FCN steigt nicht auf

23.5.2016, 22:26 Uhr
Man of the match: Haris Seferovic schreit seine Freude raus, Kerk lässt den Kopf hängen.

© REUTERS/Kai Pfaffenbach Man of the match: Haris Seferovic schreit seine Freude raus, Kerk lässt den Kopf hängen.


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Im Frankenstadion haben sie zwei – da noch angehende – Bundesligisten besiegt, Freiburg und Leipzig, um beiden Aufsteigern in die Erstklassigkeit zu folgen, musste der 1. FC Nürnberg noch diese eine letzte Nachprüfung bestehen; Eintracht Frankfurt kam als nur noch halber Bundesligist ins ausverkaufte Stadion – und fuhr doch als ganzer nach Hause. Im wichtigsten Spiel seit dem Abstieg vor zwei Jahren endete der schöne Bundesliga-Traum des 1. FC Nürnberg jäh nach 66 Minuten – durch ein Tor des Schweizers Haris Seferovic, das Eintracht Frankfurt einen 1:0 (0:0)-Erfolg bescherte – gegen Nürnberger, denen am Ende nicht viel vorzuwerfen war.

Man hatte eine weniger einseitige Partie als noch im Hinspiel gesehen, im eigenen Haus und in einer Atmosphäre, wie man sie lange nicht mehr erlebt hat, agierte der Außenseiter Nürnberg mutiger, blieb aber in der Offensive erneut zu wenig durchschlagskräftig und leistete sich einen Fehler zu viel.

Der Club steht jetzt vor vielen offenen Fragen, die wirtschaftlichen Perspektiven bleiben schlecht – das Plus von gut 16 Millionen Euro an Fernsehgeldern hätte beträchtlich geholfen, jetzt braucht es wieder Phantasie und gute Ideen – um eine Mannschaft aufzubauen, die noch einmal zart ans Tor zur Bundesliga klopfen kann. Damit rechnen musste man auch in der am Montag abgelaufenen Spielzeit nicht, dass die Hoffnung doch bis zum letzten Schlusspfiff lebte, darf man vielleicht mitnehmen in den nächsten Anlauf. Ein Erlebnis war der letzte Fußball-Abend des Jahres trotzdem, und auf ein erstes kleines Signal musste man nicht lange warten.

Nach insgesamt über hundert Minuten Relegation inszenierte Nürnberg seinen ersten Angriff; Miso Brecko bediente Guido Burgstaller, dessen von Niclas Füllkrug noch abgefälschte Hereingabe Sebastian Kerk ins Spiel brachte – in eigentlich aussichtsreicher Position, aber Kerk, verfehlte etwas überrscht vom Augenblick das Ziel deutlich. Immerhin: als erster Torschuss im weitesten Sinne durfte das durchgehen, und Dave Bulthuis erhielt sogar aufmunternden Applaus für einen wenn auch arg aussichtslosen zweiten: Der Niederländer versuchte es aus dreißig Metern, die Kugel rollte weit am Tor vorbei.

Anders als noch am Donnerstag im Waldstadion war Nürnberg bemüht, der stark geforderten Defensive Verschnaufpausen zu verschaffen, man ließ sich nicht mehr so tief in die eigene Hälfte drängen und hatte damit kürzere Wege nach vorne. Frankfurts Defensive machte diesmal etwas nähere Bekanntschaft mit den Stürmern Burgstaller und Füllkrug, die nicht mehr auf Marco Russ trafen. Im Trikots mit der Rückennummer vier, der des schwer erkrankten Eintracht-Kapitäns, hatten sich die Frankfurter warmgemacht, die Abwehrreihe dirigierte am Montag Makoto Hasebe – der das einst in Nürnberg bei Trainer Gertjan Verbeek gelernt hatte.

Während der Zweitligist in unveränderter Formation antrat, blieb ein weiterer Wechsel im Frankfurter Team folgenlos. Für Alexander Meier, den nach langer Verletzungspause noch etwas müden Frankfurter Fußballgott, kam Marc Stendera, musste sich aber schon nach zehn Minuten verletzungsbedingt wieder abmelden. Der Eintracht fiel wieder die Rolle des aktiveren Teams zu, so dominant wie vier Tage zuvor spielte sie der Bundesligist aber nicht; Nürnbergs Widerstand machte Eindruck, und warum der Eintracht-Anhang ein kreatives Offensivspiel vermisst, hatte man schon am Donnerstag gesehen.

Von beiden Torhütern musste trotzdem zunächst nur der Nürnberger wieder richtig arbeiten, Raphael Schäfer klärte vor der Pause zweimal gegen Haris Seferovic, der es jeweils aus der Distanz versuchte, und wehrte einen Kopfball von Mijat Gacinovic ab – sehr anspruchsvolle Prüfungen waren es nicht, aber warum Nürnbergs René Weiler die Idee, auf ein 0:0 zu spekulieren, eher abwegig fand, ließ sich doch erahnen. Zur Halbzeit stand diesmal – nach einem 0:5 im Hinspiel – ein Eckball-Verhältnis von nur noch 2:3, Nürnberg war drin in dieser Relegation, aber noch 45 Minuten von der Bundesliga entfernt.

Weil die Zeit in diesem Moment für Nürnberg lief, musste die Eintracht nachsetzen; der erste Versuch von Marco Fabian bestand im nächsten zu hoch geratenen Distanzschuss. Der Gast verstärkte die Wucht seiner Bemühungen, wenn auch nicht die Präzision, nach knapp einer Stunde sollte dann die Einwechslung von Alexander Meier für Änis Ben Hatira das Team beflügeln – ein prompter erster Kopfballversuch des Torjägers geriet zur leichten Beute für Raphael Schäfer. Gegenüber durfte Lukas Hradecky immerhin eine Flanke von Sebastian Kerk abfangen, mehr Beschäftigung bekam der Eintracht-Keeper erst einmal nicht.

Die Szenerie verlagerte sich wieder ganz in die Nürnberger Spielhälfte – und nach 65 Minuten schlug es schmerzlich ein. Mijat Gacinovic, Frankfurts Torschütze im Hinspiel, flankte – und wieder sah es aus wie ein Eigentor, aber vor Nürnbergs niederländischem Abwehrrecken Dave Bulthuis war Haris Seferovic mit der Fußspitze am Ball, das 0:1 aus zwei Metern Torentfernung war für Schäfer nicht mehr zu verhindern. Nürnberg blieben 25 Minuten für den schönen Traum, Frankfurt zog sich nun zurück und ließ Nürnberg anrennen, richtig gefährlich wurde es aber nicht mehr. Das Eigentor von Marco Russ im Hinspiel blieb Nürnbergs einziger Treffer in der Relegationsserie – der Club blieb vorübergehend ein halber Erstligist, das wird die Erinnerung an 2015/16 sein

Hier gibt's den Live-Ticker zum Nachlesen.

1. FC Nürnberg: Schäfer - Brecko, Margreitter, Bulthuis, Sepsi (84.) - Behrens, Petrak (74. Gislason) - Kerk (74. Blum), Leibold - Füllkrug, G. Burgstaller

Eintracht Frankfurt: Hradecky - Chandler (69. Ignijovski), Zambrano, Abraham, Oczipka - Hasebe, Huszti - Stendera (11. Fabian), Ben-Hatira (58. Meier), Gacinovic - Seferovic

Tore: 0:1 Seferovic (66.) | Gelbe Karten: Kerk, Brecko - Oczipka, Fanian, Seferovic, Hradecky, Abraham | Schiedsrichter: Dingert (Lebecksmühle) | Zuschauer: 50.000 (ausverkauft).

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