Seguin will beim Kleeblatt doch nur Fußball spielen

26.2.2019, 11:40 Uhr
Gutes Auge, noch keinen Rhythmus: Winter-Neuzugang Paul Seguin, für den Fürth eine Kaufoption besitzt, erhöht das fußballerische Potential.

© Sportfoto Zink / WoZi Gutes Auge, noch keinen Rhythmus: Winter-Neuzugang Paul Seguin, für den Fürth eine Kaufoption besitzt, erhöht das fußballerische Potential.

Nicht selten ist es schwer, Profis nach einer Partie Anekdoten oder gar Geheimnisse zu entlocken. Selbst ein kurzer Einblick in ihre Gefühlswelt fernab üblicher Phrasen ist beileibe nicht immer zu bekommen. Paul Seguin dagegen war fast nicht zu bremsen, er hatte offenkundig Redebedarf. In positiver Hinsicht. Dabei hatte es sicher schon glanzvollere Auftritte als dieses 0:0 gegen Heidenheim gegeben. Das aber war dem Mittelfeldspieler egal.

"Ich bin einfach nur froh, dass ich Fußball spielen durfte. Ich hab mich riesig gefreut nach einem halben Jahr ohne Fußball", sprudelte es aus dem Winter-Neuzugang regelrecht heraus. Und diese beiden Sätze sollten dann noch häufiger zu hören sein. Quasi Seguins Mantra – eine Art heiliger Vers. Seinen 45-minütigen Auftritt mit dem anschließenden Frage-Antwort-Spiel könnten Außenstehende auch als Therapieansatz verstanden haben. Mit jedem Satz schien Druck von Seguin abzufallen. Jede Silbe verschaffte Erleichterung.

26 Spiele in der Bundesliga

Dabei war er doch nur eingewechselt worden. Nach der Pause sollte er das bis dahin lahmende Offensivspiel der Fürther ankurbeln. Genauer: Seguin sollte das machen, was er am liebsten tut – Fußball spielen. Und zwar dort, wo er zuletzt vor etwa zwei Jahren damals von Dieter Hecking in seiner bislang besten Saison beim VfL Wolfsburg hinbeordert wurde. Dort, wo er 26 Bundesligaspiele machte. Ins Mittelfeld, im Epizentrum des Fußballs. Dort, wo meist wenig Platz ist, jeder Quadratmeter umkämpft und dennoch im besten Fall über pfiffige Kombinationen auf engstem Raum Angriffe initiiert werden.

"Wir müssen uns nur zutrauen, Fußball zu spielen", sagte Seguin am Freitagabend nach dem 0:0 mit einer Inbrunst, die jeder Kabinenansprache zur Ehre gereicht hätte. Inklusive einer Dosis zusätzlichen Selbstvertrauens für die Kollegen: "Wir haben gute Spieler, die den Ball haben wollen."

Ein Ansatz, dem am Laubenweg in den zurückliegenden Monaten keine allzu große Aufmerksamkeit geschenkt worden war. Unter Damir Buric wurde eher passiver Ergebnis-Fußball bevorzugt: auf Fehler des Gegners lauern, abwarten, nicht selbst agieren. Doch das damals präferierte Umschaltspiel hakte mit jeder Niederlage ein bisschen mehr. Auch, weil die Kreativkräfte in ein Phlegma verfielen, dem sie nun erst wieder Schritt für Schritt entkommen müssen. Einer wie Seguin soll dabei helfen.

Sein Trainer "hat schon gesehen, was in ihm steckt". Recht viel mehr mag Stefan Leitl noch nicht dazu sagen. Jeder sieht, dass der ehemalige "U 21"-Nationalspieler den Ball mal elegant streichelt, mal rigoros verteidigt. Was die Rote Karte bei seinem Debüt gegen Ingolstadt (0:1) und die folgende "ärgerliche" Sperre von drei Spielen einschließt.

Das hat ihn gebremst, sicher. Auch nicht geholfen, schnell wieder seinen Rhythmus zu finden. Das erklärt die zwei, drei Abspielfehler zu viel gegen Heidenheim. "Wenn man ein halbes Jahr gar keine Rolle spielt, leidet natürlich das Selbstvertrauen", blickt er auf die "schwierigste Zeit seiner Karriere" in Wolfsburg zurück. "Das ist dann ein Kopfproblem." In Fürth fühlt er sich bestens aufgehoben. "Ich spüre das Vertrauen des Trainers", sagt er und rechnet mit leuchtenden Augen vor: "Das macht mich um 40 Prozent besser."

Ob er damit so gut ist, wie sein Vater Wolfgang "Paule" Seguin sei dahingestellt. Dem langen Schatten des Magdeburger DDR-Rekordspielers kann er ohnehin nicht entkommen. Muss er auch nicht. Seguin reicht es doch, wenn er einfach nur Fußball spielen darf.

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